Eisi Gulp in "Der Brandner Kaspar 2": Ein zeitgemäßer Tod
Der Brandner Kaspar ist nicht totzukriegen. Seit 1975 gespenstert der Büchsenmacher vom Tegernsee, der dem Tod beim Karteln ein paar Jahre mehr Leben ergaunerte, über die Münchner Bühnen. Kurt Wilhelms Inszenierung lief bis 2005 im Residenztheater, seither ist noch gelegentlich die neue Inszenierung von Christian Stückl im Volkstheater zu sehen.
Wolfgang Maria Bauer, 1998 bekannt geworden als ZDF-Freitagskriminaler Siska, hat eine Fortsetzung geschrieben: "Der Brandner Kaspar 2 – Er kehrt zurück". Die Produktion der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel ist ab Donnerstag, 7. September, in der Komödie im Bayerischen Hof zu sehen. Den Boandlkramer spielt Eisi Gulp.
AZ: Herr Gulp, die letzte Vorstellung vom Brandner Kaspar in Wunsiedel ist gerade drei Wochen her. Wie war Ihr Sommer auf der Luisenburg?
EISI GULP: Es war der Hit der Saison, wie schon vor zwei Jahren. Es ist natürlich schon atmosphärisch ein ganz spezieller Ort. Diesen Märchenwald, der da hingebaut ist, kann man sich gar nicht ausdenken. Das Irre ist, dass man gegen diese fantastische und monumentale Kulisse anspielen muss. Für mich war es die erste Theaterproduktion seit ewigen Zeiten, weil ich dauernd am Drehen war. Dann kam der Wolfgang Maria Bauer auf mich zu und wollte, dass ich den Brandner spiele. Ich lese es durch und denke, es ist wirklich witzig, aber für mich kommt nur eine Rolle in Frage: Das ist der Boandlkramer.
Eisi Gulp im Bayerischen Hof: "Es ist ein modernes Stück und passt mehr zu unserer Denke"
Der Stoff ist Ihnen nicht mehr ganz neu, denn in Joseph Vilsmaiers Verfilmung waren Sie der Erzengel Gabriel. Als Boandlkramer sind Sie jetzt zwar in der himmlischen Hierarchie abgestiegen, aber die Rolle scheint interessanter zu sein.
Das ist die interessanteste Rolle von allen, zumindest für mich. Mir war es wichtig, mich an nichts zu orientieren, was es schon mal gab. Ich habe mir auch ganz bewusst nichts angeschaut. Es ist ein moderneres Stück und passt mehr in unsere Denke. So dachte ich mir, dass auch der Boandl zeitgemäßer sein muss. Wolfgang hat mir alle Freiheit gelassen, die Figur zu entwickeln und mir auch die Texte zu bauen. Das hat sehr viel Spaß gemacht.
Wie geht man als Schauspieler professionell an den Tod heran?
Bei solchen Rollen machen es von Hause aus schon die Kostüme und die Schminke aus. In dem Moment, in dem man sich in eine außerirdische Figur verwandelt hat, hat man auch einen anderen Habitus. Das ist oft mit Kleidung so. Ich habe mal mit Senta Berger einen Film gedreht und einen schmierigen Immobilienmakler gespielt. Der trug nur Boss-Anzüge und feinste italienische Lederschuhe, und automatisch nimmt man die entsprechende Haltung ein. Wenn ich jetzt im Eberhofer-Krimi mitspiele und die Latzhose anhabe, lässt man sich ganz anders hängen.
"Bauer hat den Boandl zweigleisig geschrieben, das wollte ich dann herauskitzeln"
Wolfgang Maria Bauer ist nicht nur ihr Partner als der Brandner Kaspar, sondern hat auch den Text geschrieben und ist Ihr Regisseur. Ging das gut?
Beim ersten Mal 2021 war er tatsächlich nur der Autor und der Regisseur. Als er sich entschloss, den Brandner selbst zu übernehmen, waren wir natürlich alle sehr gespannt. Aber es hat sehr gut funktioniert. Ursprünglich wollte er den Boandl mit einer Frau besetzen. Den hat er als zweigleisig beschrieben, in dem sowohl Er als auch Sie drin sind. Das wollte ich dann so richtig herauskitzeln. Deswegen spricht er auch in verschiedenen Façetten.
Sie haben Ende der 1970er-Jahre Tanz in New York und Akrobatik in Paris studiert. Kann man das für diese Aufgabe gebrauchen?
Ich habe auch Pantomime bei der Frau von Marcel Marceau und sogar beim alten Étienne Decroux, dem Urvater der Pantomime, studiert. Als ich aus Paris zurückkam, war ich aber, was die Pantomime angeht, geläutert. Es ist natürlich eine ganz exzellente Körpertechnik, die einem für später auch sehr viel bringt. Aber ich wollte weder nur Tänzer noch stummer Pantomime sein, sondern meinen Mund aufmachen. Anfangs haben mich die weiß geschminkten Pantomimen, die an der Wand entlang oder gegen den Wind laufen, fasziniert. Heute kann ich nicht mehr hinschauen, wenn einer den Marceau macht.
"Ich kenne Rita Falk zu wenig, um mir ein Urteil zu erlauben"
Sie haben schon die Eberhofer-Krimis erwähnt. Vom "Rehragout-Rendezvous", dem jüngsten Film, der in diesem Sommer in die Kinos kam, distanzierte sich Rita Falk, die Autorin der Romanvorlage. Das Werk sei "trashig" und "ordinär". Wie schätzen Sie das ein?
Jeder von uns hat den Kopf geschüttelt. Ich weiß wirklich nicht, was da los ist. Aber ich kenne sie zu wenig, um mir ein Urteil erlauben zu können. Wenn sie das als zu derb empfindet, kann ich da nur schmunzeln, denn der Eberhofer war schon immer derb. Natürlich war Rita wieder eingebunden und sie hatte bei der Nachbearbeitung ein paar Sachen auszusetzen, die wohl auch geändert wurden, und dann hat sie ihr Okay gegeben.
Dem Vernehmen gibt es nach langer Pause wieder ein Bühnensolo von Ihnen.
Endlich habe ich wieder eins geschrieben und auch schon auf der Luisenburg aufgeführt. Dort hatte ich gleich 1.500 Zuschauer. Die Premiere hatte ich am Bodensee in einer meiner Lieblingskleinkunstbühnen, dem Bahnhof Fischbach. Da ist ein alter Veranstalterfreund, der mich erst dazu getrieben hat. Wir haben einfach einen Premierentermin festgelegt. Ich hatte die Idee, das Ganze "Tagebuch eines Komikers" zu nennen, weil ich einmal tief in mein Leben eintauchen wollte. Beim Schreiben stellte ich fest, dass ich so viel Material habe, dass ich bei diesem Programm erst bis zu meinem 19. Lebensjahr gekommen bin. Das heißt, es wird auch noch die Tagebücher zwei und drei geben und wenn alles gut läuft und ich 100 werde, kommt auch Tagebuch Nummer vier.
Komödie im Bayerischen Hof, 7. September bis 15. Oktober, 19.30 Uhr, sonntags 18 Uhr, Telefon 29161633