Wenn Fahrgäste im Regen stehen: Bahnhöfe von beliebten Ausflugszielen in Bayern mit Dachschaden
Prien - Der Herbst schleicht sich langsam an und mit ihm kommen Kälte und Nässe. Blöd nur, wenn man dann am Bahnhof auf den Zug wartet und kein Unterschlupf da ist. Diese unangenehme Situation erwartet die Bewohner und Besucher der Marktgemeinde Prien am Chiemsee – bereits im Mai hat hier die Deutsche Bahn (DB) kurzerhand die Überdachung entfernt und die Fahrgäste stehen nun im Regen. Doch sie sind nicht die Einzigen.
Der Bürgermeister von Prien, Andreas Friedrich (ÜWG), ist empört über das Verhalten der DB. Der AZ sagt er: "Es ist unvorstellbar, wie die Bahn mit ihrem Eigentum und ihrer Verpflichtung dem Denkmalschutz gegenüber umgeht." Die Überdachung des Bahnhofs aus den 1910er Jahren steht nämlich als Baudenkmal unter Schutz. Die Dächer seien von der Bahn ohne Ankündigung abgebaut worden.
Bahnhof in Bayern: Denkmalschutz und Sicherheitsbedenken verhindern Überdachung
Ihm seien aber von Anfang an die Hände gebunden gewesen – das Landesamt für Denkmalschutz habe dem Rückbau damals zugestimmt. Für Friedrich gibt der Bahnhof in Prien nun kein einladendes Bild mehr ab. "Das ist nicht das, was man sich als Hauptort am bayerischen Meer vorstellt – weder für die Einheimischen noch für die Touristen."
Die Bahn wiederum verweist auf Anfrage der AZ auf Sicherheitsbedenken. Nach gutachterlicher Bewertung der Dächer in Prien sei festgestellt worden, dass diese aus "verkehrssicherungsrechtlichen Gründen" entfernt werden müssten. Dies sei in enger Abstimmung mit der Kommune und dem Denkmalschutz erfolgt, so eine Sprecherin.
Prien, Starnberg, Übersee: Reisende warten seit Jahren auf Überdachung der Bahnhöfe
Die Kommunikation mit der Bahn beschreibt Friedrich aber als "verhalten zögerlich". Mittlerweile habe man sich auf eine temporäre Überdachung geeinigt, aber teilweise seien Mails einfach nicht beantwortet worden. Die Bahn hätte laut dem Bürgermeister ihrer Sanierungspflicht nachkommen sollen und ihm wäre es am liebsten gewesen, die historischen Dächer zu erhalten.
Auch vom Denkmalschutz ist der Priener enttäuscht: "Ich hätte mir da mehr Hartnäckigkeit gewünscht und dass da nicht direkt zugestimmt worden wäre." Aus seiner Sicht hätten noch genauere Tests durchgeführt werden müssen. All das hilft nun nichts mehr, stattdessen heißt es warten, bis eine Alternative gefunden wird. Dass das ganz schön lange dauern kann, zeigen ähnliche Fälle in Starnberg und in Übersee. Hier warten die Menschen schon seit Jahren auf eine neue Überdachung der Bahnhöfe.

Die Deutsche Bahn hält den Wetterschutz am Seebahnhof in Starnberg für ausreichend
Eine Tatsache, die auch Andreas Friedrich entrüstet: "Prien, Starnberg, Kaub, Übersee – das ist ein bundesweites Phänomen!" In Starnberg wurde die Überdachung des Seebahnhofs bereits 2012 entfernt. Die Kreisstadt hat ohnehin eine ganz besondere Verbindung zur Deutschen Bahn: Der ewige Streitpunkt Seebahnhof besteht schon seit Jahrzehnten.
"Vor 30 Jahren wurde ein Vertrag geschlossen, der schlussendlich dazu geführt hat, dass wir von der Bahn auf 170 Millionen Euro verklagt wurden", so Patrick Janik (UWG), Bürgermeister von Starnberg. Bezüglich der fehlenden Überdachung habe die Bahn ihm mitgeteilt, dass ihrer Ansicht nach genügend Wetterschutz vorhanden sei.
"Das kann böse enden": Die Gefahren der fehlenden Überdachung am Bahnhof
Die Bahn hat nach dem Abbau der Überdachung am Bahnhof mehrere Glashäusl aufgestellt, die den Fahrgästen Schutz bieten sollen. So ganz zufrieden ist Janik aber nicht mit der Lösung: "Ein durchgehendes Dach ist natürlich viel besser." Die Unzufriedenheit der Starnberger zeigt auch die Petition "Dach und Aufzug für Deutschlands 'schönsten' Seebahnhof!", die schon 2020 gestartet ist und dann an Janik übergeben wurde. Für Initiator und Gemeinderatsmitglied Stefan Zeil (FDP) sind die Wartehäusl nicht ausreichend.
Die fehlende Überdachung stellt seiner Meinung nach auch eine Gefahr dar, da die Treppen zum Bahnhof im Winter vereisen und Unfälle verursachen können. "Da rutschen Leute runter und das kann böse enden", sagt er. Die Bahn weist auf entsprechende Winterdienstmaßnahmen hin, mit denen wohl gegengesteuert wird.

"Schlussendlich wird man im Regen stehen gelassen": Für die Gemeinden und Reisenden heißt es warten
Für Zeil ist es aber auch eine Frage, wie man sich präsentieren will – sowohl als Bahn als auch als Stadt. "Dem Bürger und Bahnfahrer ist es egal, wer da streitet – schlussendlich wird man im Regen stehen gelassen." Der Bürgermeister der Gemeinde Übersee wollte sich nicht mit den Glashäusln abspeisen lassen. In der Gemeinde im Chiemgau sind die Menschen seit Mitte des Jahres Wind und Wetter ausgesetzt.
"Unser erster Bürgermeister Herbert Strauch hat es hinbekommen, dass wir von den Häuschen verschont bleiben", sagt Margarete Winnichner (Grüne), zweite Bürgermeisterin von Übersee. Wann die Überseer endlich eine neue Überdachung bekommen, weiß sie nicht. "Bei der Bahn ist wohl vieles sehr langwierig." Somit heißt es: warten – gegebenenfalls im Regen.
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