Tatort aus München: So war "Aus der Tiefe der Zeit"
München - Puh, das war eine echte Herausforderung für den Zuschauer. Schon bei der mit einer Konferenzszene parallel geschnittenen Westend-Parkplatzsuche von Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) war klar, dass Regisseur Dominik Graf für den „Tatort: Aus der Tiefe der Zeit“ stilistisch in die Vollen gehen würde. Bis zur letzten Drehbuchvolte von Bernd Schwamm, die die Geschichte um städtische Korruption und die aktuelle Gentrifizierung im Westend noch zurück in die Nazizeit führt.
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Schwamm und Graf, die schon vor Jahrzehnten gemeinsam „Fahnder“-Folgen drehten, haben keine Lust auf Sonntagabendroutine und und machen aus dem „Tatort“ eine Betrachtung der Münchner Architektur mit viel Wut über die Zerschlagung der letzten gewachsenen Strukturen. Kein Wunder, dass auch das Ledigenheim im Westend seinen würdigen Auftritt bekommt.
Warum aber diese uralt-Ticks mit dem Kommissar und dem Kaffee? Warum muss Erni Mangold, großartig als alte Kunstschützin Magda Holzer, ihren Sohn (Martin Feifel) und die Schwiegertochter (Meret Becker), mit dem Gewehr im Garten der Pullacher Villa bedrohen? Der Lust aufs Überdrehen unterwirft sich auch Maximilian Brückner als schwuler Szene-Friseur. Schade nur, dass der wichtige Zorn auf den Münchner Wohnwahnsinn in der etwas aufgesetzten Skurrilität des „Tatort“ leicht verschüttet geht.
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