Münsteraner ARD-Tatort "Die chinesische Prinzessin" - Die Kritik

Chef-Pathologe Professor Boerne (Jan Josef Liefers) und Prollkommissar Thiel (Axel Prahl) ermitteln im Münsteraner ARD-„Tatort“ „Die chinesische Prinzessin“: Die AZ-Kritik
Im Vollbesitz ihres Quotenglanzes stehen die Münsteraner Tatort-Vorturner als Beliebtheits-Lokomotiven offenbar derart unter Erfolgsdruck, dass sie vor kreativen Hanswurstiaden kaum noch laufen können.
Unser Chef-Pathologe Professor Boerne (Jan Josef Liefers), durch die hochgestochene Vernissage einer chinesischen Künstlerin in höchste Verzückung versetzt, findet die Leiche seiner Angebeteten auf seinem Seziertisch wieder, wankt wie ein vollgekokster Serienmörder durchs Gelände und nennt seine Sklavin Alberich (Christine Urspruch) erstmals nicht „Alberich“.
Prollkommissar Thiel (Axel Prahl) muss seinen akademischen Besserwisser Boerne mit vollem Körpereinsatz aus dem Mordverdacht heraushauen.
So wollen die Münsteraner Tatort-Satiriker immer noch einen Zahn zulegen, um die Nummer Eins zu bleiben, und mit der „chinesischen Prinzessin“ (Buch: Orkun Ertener, Regie: Lars Jessen, ARD/WDR) verpassten sie dem Professor Boerne gleich noch die Blutwerte eines Drogen-Freaks.
Der Spinner ist zwar äußerst strapazierfähig, was die Macken eines durchgeknallten Bildungsbürgers betrifft – aber irgendwann werden die Drehbuchautoren, die immer neue Schrullen für ihn erfinden müssen, an die Grenzen ihrer Fantasie gelangen.
Bis dahin hält der studierte Gehirnprotz Boerne jeden Macken-Rekord in der privilegierten Oberlehrer-Gesellschaft. Er könnte sich noch einen Hund anschaffen, einen Intelligenz-Terrier, der dann mit einer Schnauzel-Promenadenmischung von Kommissar Thiel um die Wette im Stellvertreter-Klassenkampf bellen müsste.
Und der Kommissar könnte ein Buch schreiben „Mein Leben in der Unterschicht“. Ponkie