Frieden in Westeros? Pfff!

Geschwister gehen schonmal zusammen ins Bordell. Aryas Mutter hat eine wichtige Lektion offenbar ausgelassen. Und wer eine Axt und Wut hat, bearbeitet nicht nur Bäume. Die Nachtkritik zur siebten Folge der neuen, sechsten Staffel.
Anja Perkuhn |
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Yara knutscht mit einer Bordell-Mitarbeiterin herum.
HBO Yara knutscht mit einer Bordell-Mitarbeiterin herum.

Vorsicht, Spoiler: Dieser Text enthält kaum bis gar nicht verschleierte Hinweise auf den Inhalt der aktuellen Folge von "Game of Thrones". Wenn Sie "Blut von meinem Blut" noch nicht gesehen haben und nichts verraten bekommen möchten, sollten Sie den Artikel später lesen. Die sechste GoT-Staffel wird parallel zur US-Ausstrahlung immer in der Nacht auf Montag in Deutschland auf Sky On Demand, Sky Go und Sky Online veröffentlicht. Wahlweise stehen das englische Original und die deutsche Synchronisation zur Verfügung. Im Fernsehen laufen die Folge der neuen Staffel immer montags um 21 Uhr auf Sky Atlantic.


Was ist passiert?

Zum Glück sterben bei „Game of Thrones“ die wichtigen Charaktere ja beinahe im Episodentakt – es gibt also traditionell viel Material für die Überraschende-Rückkehr-Wendung. In dieser Staffel wurde schon aus dem erkalteten Gesicht von Jon Snow wieder der allseits beliebte Dackelblick und zuletzt meldete sich der verloren geglaubte Benjen Stark zurück, indem er mit einem brennenden Pendel die Köpfe von Untoten hebelte wie den Kronkorken von einer Bierflasche.

Den nächsten Toten, der doch nicht so ganz tot ist, schieben die GoT-Macher also ganz lässig noch vor dem Intro in die Handlung ein. Was war eigentlich mit Sandor „The Hound“ Clegane? Der in einem wahnsinnigen Kampf  am Ende der Halb-Ritterin Brienne of Tarth unterlag (auch, weil sie sich nicht zu fein war, ein Stück aus seinem Ohr zu beißen)?

Den Arya Sark, die ihn bis dahin mehr oder weniger unfreiwillig begleitet hatte, zum Sterben zurückließ? Ach ja, der hackt jetzt hauptberuflich Holz und baut eine Kirche mit ein paar harmlosen Landbewohnern. Der dazugehörige Priester (Ian McShane) erzählt im sattgrünen Gras, wie er den Hound halbtot fand und ihn aufpäppelte – und Geschichten davon, wie sinnlos Gewalt ist.

Natürlich kann das nicht so bleiben. Frieden finden in Westeros? Pfff! Als Clegane (Rory McCann) vom Holzhacken wiederkommt, haben ein paar Plünderer von der Bruderschaft ohne Banner im Mini-Dorf gewütet, alle Bewohner ermordet und den Priester am Kirchengerippe aufgeknüpft. Also greift der Hound zur Axt – diesmal nicht auf dem Weg zu den Baumstämmen.

Lesen Sie hier: So war die sechste Folge

Vielleicht führt ihn sein Weg ja zufällig nach Braavos – zumindest könnte Arya Stark (Maisie Williams) da dringend Hilfe gebrauchen: Die Sache mit der Flucht aus dem Haus von Schwarz und Weiß scheint sie nicht so richtig durchdacht zu haben. Sie hat genug Kleingeld gesammelt, um einen Bootskapitän davon zu überzeugen, dass er schon heute Abend zurück nach Westeros schippern will.

Aber die Lektion, dass man bei Fremden, die einen auf der Straße ansprechen, vorsichtig sein sollte, hat ihr offenbar niemand beigebracht (wahrscheinlich war Mama Catelyn zu beschäftigt damit, Brandon Stark immer wieder an die „Kein Klettern“-Regel zu erinnern, auch wenn das nicht viel geholfen hat).

Natürlich ist die nette alte Dame in Wirklichkeit ihre Widersacherin aus dem Haus von Schwarz und Weiß – und schwups, hat Arya ein Messer in den Eingeweiden und taumelt durch die Straßen. Der einzige Trost: Das kann es eigentlich nicht gewesen sein für Arya – sonst hätten wir uns wirklich viele Stunden Stockverhautraining, Lügeübungen und Totewaschen umsonst angesehen.

Wer ist in dieser Folge gestorben?

Abgesehen von den Dorfbewohnern, deren Tod den Hound wieder antreibt: Cersei Lannisters (Lena headey) letzter Rest Würde. Die Mutter von König Tommen rauscht nochmal herein bei Olenna Tyrell, um wieder Loyalität einzufordern – und bekommt eine Lektion darüber, wie allein sie dasteht. „Du bist verloren, Cersei“, sagt Olenna.

„Und das ist die einzige Freude, die ich in diesem Elend finden kann.“

Wem hätten wir eher den Tod gewünscht?

Aryas Widersacherin in Braavos. Ihre Überheblichkeit seit der vergangenen Staffel, ihr „Du bist noch nicht bereit“-Gezeter, ihr „Arya hat den Assassinen-Auftrag schon wieder nicht ausgeführt“-Anschwärzen bei Jaqen H'ghar – irgendwann reichts auch mal.

Unterm Strich: Mehr Haut oder mehr Blut?

Vielleicht stumpft man nach 57 Folgen ab, aber: beides nur in Maßen. „Der Gebrochene“ ist vor allem ein Geflecht aus Dialogen – und aus Vorbereitungen. Der Hound wird die Axt nicht zum Spaß mit sich herumtragen, Jaime Lannister (Nikolaj Coster-Waldau) und der wieder aktivierte Bronn machen sich mit der königlichen Armee und den eher schäbigen Truppen des Frey-Clans vor Riverrun sicher nicht bereit für ein Picknick. Da kommt literweise Blut auf uns zu.

Die Poesie der Folge?

Die Geschwister Greyjoy, in einem Bordell in Volantis sitzend und Pläne schmiedend, wie sie den irren Onkel Euron Greyjoy stürzen wollen, der ihnen zuletzt den Thron der Iron Islands streitig gemacht hat. Warum eigentlich ein Bordell, könnte man sich fragen: Theon (Alfie Allen) wurde schließlich von Ramsay Bolton entmannt, und Yara ist schließlich eine Frau.

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Eine Minute später zerbröselt das Brett vorm Kopf: Yara knutscht mit einer Bordell-Mitarbeiterin herum. „Ich bin in einer Minute da“, trötet sie ihr hinterher, als sie sie hinternklatschend wegschickt. Mit einem Thronfolger für das Haus Greyjoy wird es wohl mittelfristig nichts, aber schön, dass wenigstens Eine Spaß hat.

Der beste Spruch?

Die Stark-Geschwister sind im Norden unterwegs, um Mitstreiter zu finden für ihren Marsch auf Winterfell – Jon Snow (Kit Harington) dabei immer mit einem Gesichtsausdruck, als müsste er sich übergeben, Sansa Stark (Sophie Turner) mit der wiedererlangten erhobenen Nase.

Sie stehen vor Lady Mormont, einer Zehnjährigen, deren Haus den Starks eigentlich lange die Treue hält. Aber wofür ihre Männer in einen Krieg schicken, der nicht ihrer ist, fragt sie in den zähen Verhandlungen. Ser Davos rettet die Situation: Unser aller Krieg ist es, sagt er, „es ist der Krieg zwischen den Lebenden und den Toten“.

Die junge Dame ist überzeugt, die Starks erleichtert, jetzt geht’s noch um die Details. Über die viele Männer sprechen wir da eigentlich? „62“, sagt sie. Betretenes Schweigen. Dann Ser Davos: „Wenn sie nur halb so grimmig sind, wie ihre Herrin, dann sind die Boltons dem Untergang geweiht.“

Wer ist dem Iron Throne aktuell am nächsten?

Schütteln will man sie, die Königin Margaery Tyrell (Natalie Dormer), wie sie da im hochgeschlossenen Büßerkleidchen herumgeistert in King’s Landing, ständig beten will und sich vom High Sparrow erzählen lässt, dass eine Frau keine Freude haben muss am Geschlechtsverkehr mit ihrem Mann – „nur Geduld“.

Die neue Allianz zwischen dem Königspaar und den Religiösen ist nur schwer zu ertragen, auch für Margaerys Großmutter Olenna, die die Königin wieder zurückschicken will in die Heimat Highgarden. Aber was knistert da, als sie sich vor den Augen der Ordensschwester bei den Händen nehmen?

Genau: Margaery schmuggelt ihrer Großmutter eine geheime Nachricht zu – das gezeichnete Bild einer Rose, dem Wappen von Haus Tyrell. Sie ist noch da – und hat offenbar größere Pläne im Spiel mit dem High Sparrow.

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