Iwan Rheon: Der meist gehasste Mann im TV
Das abgrundtief Böse kommt meist mit einem Lächeln daher. Wenn Ramsay Bolton, der Sadist aus "Game of Thrones", seine Opfer quält, wird seine Mimik genießerisch. Sein wölfisches Lächeln macht die Schandtaten zu einem Horrortrip.
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Ramsay Bolton, der Bastard des schlimmen Fingers Lord Roose Bolton von Grauenstein, ermordet reihenweise Leute, die ihm vermeintlich im Weg stehen. Der intelligente Psychopath erniedrigt die Menschen, bevor er sie kastriert und anschließend häutet, oder umgekehrt.
Zu normalen menschlichen Gefühlen ist er nicht fähig. Sein Lieblingsopfer ist der nicht sonderlich sympathische Theon Graufreud, den er nicht nur genüsslich foltert und entmannt. Er zerstört systematisch seine Psyche - Theon wird zum "Stinker". Das hat selbst Stinker nicht verdient.
Iwan Rheon noch fieser als Mads Mikkelsen
Der walisische Schauspieler Iwan Rheon (31) spielt diesen fiesen Charakter so überzeugend, dass ihn das amerikanische Kulturmagazin "The Atlantic" in einer Umfrage als weltweit "meistgehassten Mann im Fernsehen" ermittelt hat. Noch vor den "Games of Thrones"-Kollegen Jack Gleeson als jugendlicher König Joffrey Baratheon. Platz drei ging an Bryan Cranston als Walter White aus der Serie "Breaking Bad", vor Mads Mikkelsen als Massenmörder Hannibal Lecter.
Auch in den bisherigen Folgen der 6. Staffel wütet Ramsay Bolton wie ein Wahnsinniger. Er bringt seinen Vater Roose um, er verfüttert dessen Frau Lady Walda und ihr Baby, seinen Halbbruder, an die Hunde, damit sein Anspruch als Nachfolger des Lord von Grauenstein nicht gefährdet ist. Iwan Rheon sagt dazu zum Magazin "Entertainment Weekly": "Seine Problemlösungen sind ziemlich einfach. Er denkt ähnlich wie viele totalitäre Diktatoren, die ihre Probleme lösen, indem sie jeden loswerden, der ihnen im Weg steht."
So ein Typ ist Iwan der Schreckliche nun wirklich nicht. Der hochbegabte Brite, der als einer der wenigen Schauspieler perfekt walisisch spricht, gilt als empfindsamer, ja zart besaiteter Künstler. Ursprünglich sollte er in "Game of Thrones" einen entgegengesetzten Charakter darstellen: Jon Schnee. Doch es kam bekanntlich anders.
Waliser durch und durch
Iwan Rheon wurde in der walisischen Grafschaft Carmarthenshire geboren. Nach der Oberschule Ysgol Gyfun Gymraeg Glantaf und einer kleinen Rolle in der walisischen Soap "Pobol Y Cwm" studierte die Entdeckung des walisischen Kulturfestes Eisteddfod an der London Academy of Music und Dramatic Art. Das war sein Glück.
Sein erstes namhaftes Engagement bekam er 2008 im Stück "Eight Miles High" am Royal Court Theatre in Liverpool. Im gleichen Jahr wurde Rheon für das Rock-Musical "Spring Awakening" gecastet. Diese brachte ihm 2010 den Preis des besten Nebendarstellers ein. Von da an lief es rund. Iwan Rheon wirkte bei den Serien "Misfits", "Grandma's House" und "Secret Diary of a Call Girl" mit.
Doch er ist nicht nur brillanter Schauspieler, sondern auch ein richtig guter Musiker. Iwan textet seit seinem 15. Lebensjahr Songs und war Leadsänger der Band "The Convictions". Vergangenes Jahr wurde sein erstes Album "Dinard" vorgestellt. Wenn er nicht gerade mal einen furchterregenden Bösewicht spielt, dichtet Iwan poetische Folk Songs.
Die Rolle nagt an ihm
Bisweilen leidet er unter seiner Rolle als Ramsay Bolton. In einem Interview mit "Wales Online" sagte er, dass eine Szene mit Sansa Stark (Sophie Turner) "eine enorme Überwindung" gekostet habe: "Es war ein Kampf mit sich selbst." Und laut "chip.de" hasst Iwan seine sadistische Figur so sehr, dass er ihr sogar den Serientod wünscht. Grausam sollte das Ende sein, am besten durch die Drachen von Daenerys Targaryen. Doch kann "Game of Thrones" auf diesen üblen Charakter wirklich verzichten?
Vermutlich ist Iwan das erste reale Opfer von Ramsay Bolton. In einem Interview mit der "New York Times" meinte Rheon, er liege beim sogenannten "Typecasting" in der Schublade für die Ungeheuer, denn er verkörpere ein weiteres Monster. In der Filmsatire "Adolf the Artist" (Adolf der Künstler) spielt er den jungen Hitler bei seinen verzweifelten Versuchen, in der Kunstakademie Wien aufgenommen zu werden. Demnächst im Theater.
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