Zwei Jahre im Amt: Bilanz von Michael Köllner beim TSV 1860 bekommt Schönheitsfehler

München - Jahrestag für Michael Köllner als Chefcoach des TSV 1860! Am 09. November 2019 wurde der Oberpfälzer als Nachfolger von Daniel Bierofka bekanntgegeben.
Zwei Tage später folgte die offizielle Vorstellung als Löwen-Trainer, die erste Trainingseinheit an der Grünwalder Straße leitete Köllner tags darauf. Zwei Jahre sind seitdem vergangen. Zeit, eine kleine Bilanz zu ziehen.
Köllner: Positive Bilanz - doch der Trend zeigt nach unten
In 84 Pflichtspielen stand der 51-Jährige nun für die Sechzger an der Seitenlinie. Mit 39 Siegen, 27 Remis und 18 Niederlagen ist die Bilanz immer noch positiv, doch der Trend zeigt aktuell eher in die falsche Richtung.
Der Auftakt war vielversprechend: Nach Köllners Amtsübernahme galten die Sechzger lange als unbezwingbar und spielten in der ersten Saison bis zum Schluss um die vorderen Plätze mit. Am Ende wurde es ein achtbarer achter Tabellenplatz. Kaum verwunderlich, dass im Oktober 2020 der Vertrag des Oberpfälzers vorzeitig bis 2023 verlängert wurde. Mit Köllner habe man einen passenden Trainer gefunden, der sich laut Günther Gorenzel "zu 100 Prozent mit den vorgegebenen Rahmenbedingungen im Verein" identifiziere.
Köllner verlängert vorzeitig und wird Trainer des Jahres
Neben dem sportlichen Erfolg schaffte es Köllner, wie wenig andere vor ihm, auch Ruhe in den Verein zu bringen. Keine Nebenkriegsschauplätze mehr abseits des Rasens, an der Grünwalder Straße hielt mit der Amtsübernahme Köllners eine selten dagewesene Einigkeit zwischen Geschäftsführung, Investor und Mannschaft einher.
In der Saison 2020/21 folgte sportlich abermals eine deutliche Steigerung. Mit begeisterndem Offensivfußball (neben Torschützenkönig Sascha Mölders stellte 1860 auch die beste Angriffsreihe der Liga) kämpften die Löwen am letzten Spieltag noch um den Relegationsplatz. Am Ende wurde es Rang vier inklusive Köllners Auszeichnung zum Trainer der Saison.
Saison 2021/22: 1860 hängt hinter den eigenen Erwartungen zurück
Die guten Leistungen unter der Regie des 51-Jährigen sprachen sich sogar bis nach Österreich herum: "Gute Arbeit weckt Begehrlichkeiten, das ist nicht nur in der freien Wirtschaft so, sondern auch im Fußball. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass ein Verein wie Austria Wien Interesse für Michael Köllner hat", so Gorenzel im Mai, der den Österreichern allerdings eine ganz klare Absage erteilte.
Ein paar Monate später ist vom 1860-Hoch der vergangenen eineinhalb Jahre allerdings nur noch wenig übrig. Als einer der Aufstiegsfavoriten in die Saison gegangen, spielen die Giesinger aktuell eine enttäuschende Runde. Nur Rang 15 nach 14 absolvierten Spielen (bei noch einem Nachholspiel) lautet die magere Bilanz. Lediglich ein Punkt trennt die Sechzger von der Abstiegszone – die Löwen hängen erstmals unter Köllner hinter den eigenen Erwartungen zurück!
Keine Jobgarantie: Köllner muss jetzt liefern!
Nach dem Pokal-Coup gegen Schalke 04 (1:0) und dem ersten Liga-Erfolg seit über zwei Monaten gegen den SC Freiburg II (6:0) dachten viele Löwen Ende Oktober, dass der großen Befreiungsschlag geschafft ist. Doch die deutliche Pleite in Osnabrück (1:3) warf Sechzig auf den Boden der Tatsachen zurück. "Ich bin ehrlich: Die Art und Weise, wie ihr euch heute beim 1:3 in Osnabrück in der zweiten Hälfte aufgegeben habt, das ist nicht löwen-like", kritisierte Investor Hasan Ismaik den Auftritt der Löwen mit klaren Worten: "Ich bin maßlos enttäuscht, auch beim Blick auf die Tabelle."
Auch Köllner gestand nach der Partie niedergeschlagen: "So etwas habe ich bei Sechzig noch nicht erlebt." Ungewohnte Töne vom sonst so positiv denkendem Köllner. Öffentlich angezählt wurde der Oberpfälzer bisher nicht, doch der Trainerstuhl bei den Löwen ist längst nicht mehr unantastbar. "Du musst im Fußball bei allen Prozessen sehr wachsam sein. Fußball ist ein Wochengeschäft. Ich weiß, dass wir einen sehr guten Trainer haben. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", sagte Gorenzel noch vorsichtig im Oktober.
Es wird allerhöchste Zeit, dass Köllner mit seinen Löwen in der Länderspielpause die Kehrtwende einläutet, sonst hat Sechzigs Sport-Boss demnächst mehr Fragen zu beantworten als ihm lieb ist...