Wird 1860 bei Überraschungs-Aufsteiger Cottbus zum Spielverderber?
München - Stell dir vor, du steigst auf und hörst einfach nicht mehr auf, die Euphoriewelle zu surfen. So geschehen in der Saison 1993/94, als die Löwen nach dem Aufstieg in die Zweite Liga direkt ins Fußball-Oberhaus durchmarschierten. So geschehen auch 2023/24 eine Spielklasse tiefer mit dem SSV Ulm 1846 und Preußen Münster, die aus der Regionalliga kamen und direkt in die Zweitklassigkeit flogen. Ob dies auch Energie Cottbus gelingt?
Der Aufsteiger aus der Lausitz hat sich vor dem Duell mit dem TSV 1860 am Sonntag (13.30 Uhr live bei Magenta Sport und im AZ-Liveticker) durch den 3:1-Überraschungserfolg bei Erzgebirge Aue auf Rang drei vorgeschoben. Starke 20 Punkte aus elf Spielen hat das Team von Trainer Claus-Dieter "Pele" Wollitz schon geholt. Höchste Zeit, dass dem formstarken Team endlich mal einer den Stecker zieht, Herr Giannikis!
Wird der TSV 1860 in Cottbus zum Spielverderber?
"Die Euphorie ist das eine, ihre Eingespieltheit ist die andere Geschichte", sagte Argirios Giannikis über den starken Aufsteiger und Sechzigs Mission, im Stadion der Freundschaft zu Spielverderbern zu werden: "Man merkt, dass sie in der Offensive eingespielt sind, sie haben die meisten Tore erzielt und die meisten Tore nach Umschaltsituationen erzielt. Das ist ihre absolute Stärke, da müssen wir gewappnet sein." Mit dem Angriffswirbel soll aus Sechzger-Sicht nun aber Schluss sein. Die Giesinger wollen in Cottbus zu blauen Energie-Räubern werden.
Giannikis haderte zwar einmal mehr mit den jeweils zwei verschenkten Punkten gegen Unterhaching und Osnabrück (beide 2:2): "Wenn du vier Mal führst, willst du auch gewinnen!" Er rechnete aber auch vor, dass der TSV eine starke Auswärtsbilanz habe: "Nicht umsonst dürfen wir uns auswärts die Tabelle von oben ansehen."
1860 hat in der Fremde satte zehn Zähler geholt und liegt in dieser Statistik mit dem FC Energie (auch zehn Punkte) auf Rang drei. Die Lausitzer sind mit ebenfalls zehn Punkten allerdings auch zuhause eine Macht.
1860 hat in dieser Saison schon ambitionierte Teams geschlagen
Wie also bestehen im Cottbuser Hexenkessel? Der Löwen-Trainer verwies auf Duelle mit ähnlichen Vorzeichen: "Ich glaube, wir hatten schon vergleichbare Spiele". Er meinte neben dem 1:0 auf der Alm bei Arminia Bielefeld wohl auch das 3:1 beim FC Ingolstadt - zwei Siege bei zwei ambitionierten Teams, die hohe Ansprüche hegen.
Ist denn überhaupt mit Cottbus zu rechnen, was den Aufstiegskampf anbelangt? "Das wird die Konstanz zeigen", meinte Giannikis und wollte sich noch nicht festlegen. Richtigerweise erkannte der Chefcoach der Blauen: "Ulm und Münster waren in der vergangenen Saison noch nicht so früh oben." Jedenfalls könne es zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin, "innerhalb von drei, vier Spielen in alle Richtungen gehen." Für 1860 soll es schleunigst nach oben gehen, für Cottbus gerne runter von der Welle.
Über die so wertvolle, regelmäßige Punkteausbeute meinte der 44-Jährige weiter: "Wenn du mal vier, fünf oder sechs Mal hintereinander gewinnst, stehst du schnell oben und mit ein bisschen Glück, kaum Verletzungen und den richtigen Schiedsrichterentscheidungen kann eine Eigendynamik entstehen."
Giannikis moniert "fragwürdige Elfmeterentscheidungen"
Bei 1860 wurden zuletzt und wie so häufig dagegen eher Wehklagen laut: über verschenkte Siege und Punkte, über fehlendes Spielglück, falsche Schiedsrichter-Entscheidungen. Giannikis dazu: "Mit vier Punkten mehr wären wir in anderen Tabellenregionen." Und zwar wäre der Zwölfte Sechzig (14 Punkte) schon Siebter, mit Anschluss an die Spitzenplätze.
"Ein Teil der Wahrheit ist auch, dass es schon wieder eine fragwürdige Elfmeter-Entscheidung gegen uns gab", meinte Giannikis über die beiden Strafstöße gegen Haching und Osnabrück - bei gleichzeitig ausgebliebenen Pfiffen in den gegnerischen Strafräumen. Hätten die Schiris also jeweils anders gepfiffen, würde 1860 aktuell vorne mitschwimmen. Hätte, hätte...
Auch Giannikis meinte: "Unabhängig von den Entscheidungen müssen wir uns ankreiden lassen, dass wir nicht konsequent genug waren." Dies soll mit wohl über 1000 mitreisenden Fans in der Lausitz anders werden - schließlich zieht sich so ein Euphorie-Stecker nicht mit Halbgas.