"Wie blanker Hohn": "Löwenfans gegen Rechts" reagieren auf geplante Stadionverordnung

Die Faninitiative "Löwenfans gegen Rechts" hat in einer Stellungnahme gegen die von der Stadt geplante Verschärfung der Stadionverordnung protestiert.
AZ |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
14  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Bilder wie diese vom Lokalderby im Jahr 2018 soll es künftig nicht mehr in Giesing geben.
Bilder wie diese vom Lokalderby im Jahr 2018 soll es künftig nicht mehr in Giesing geben. © imago/Fotostand

München - Rund ums Grünwalder Stadion wird demnächst wohl eine Bannmeile errichtet werden. Eine geplante Änderung der Stadionverordnung, die auch die Spielstätte der Löwen betrifft, soll der Polizei künftig das Eingreifen erleichtern.

Der umstrittene Begriff "Risikospiel" taucht in der Vorlage nicht mehr auf, künftig sollen sämtliche Spiele im Grünwalder gleich (streng) behandelt werden. Dies sorgt in der Fanszene des TSV 1860 für Empörung. "Dass das Wort 'Risikospiele' nicht mehr enthalten ist, ist allenfalls eine kosmetische Korrektur", schreiben die "Löwenfans gegen Rechts" in einer Stellungnahme.

Unklare Formulierungen ermöglichen willkürliche Bußgelder

Demnach fallen beliebte Fantreffpunkte wie "die Tegernseer Landstraße, der Grünspitz und der Candidplatz vier Stunden vor und zwei Stunden nach den Spielen unter die Verordnung, die bislang bei Nicht-Risikospielen nur innerhalb des Stadions galt". Somit seien laut der Faninitiative auch diejenigen Personengruppen von der Regel betroffen, die die Spiele gar nicht besuchen. Auch bei Partien von Türkgücü und dem FC Bayern II, bei denen deutlich weniger Zuschauer im Stadion sind, würde diese Verordnung greifen. Den "Löwenfans gegen Rechts" zufolge seien hier ebenfalls die Anwohner "die Leidtragenden". 

Einen weiteren Kritikpunkt an der Verordnung sehen sie in den unklaren Formulierungen, die der Initiative zufolge willkürliche Bußgelder ermöglichen. Hier wird als Beispiel der Begriff "Fanmarsch" oder "Gegenstände oder Kleidung in einer Art und Weise zu nutzen, die geeignet und den Umständen nach darauf gerichtet ist, die Feststellung der Identität zu verhindern", aufgeführt– beides nach der neuen Verordnung verboten.

Lesen Sie auch

Es wird "mit Kanonen auf Spatzen geschossen"

"Dies führt dazu, dass Bußgelder verhängt werden können, sobald die Polizei der Ansicht ist, dass eine kleine Gruppe Fans auf dem Weg ins Stadion einen Fanmarsch bilden und einer davon vielleicht den Schal etwas zu weit über das Kinn gezogen hat", so die Fans.

Kleinere Fanmärsche seien bei den Spielen des TSV 1860 vor Corona aber stets der Fall gewesen. "Dass 'jede polizeiliche Maßnahme stets dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entsprechen muss', klingt in den Ohren von Fußballfans angesichts der Erfahrungen mit der Polizei wie blanker Hohn", heißt es in der Stellungnahme. Es werde "mit Kanonen auf Spatzen geschossen", da die Polizei auch ohne einer kommunalen Verordnung ausreichend Befugnisse besitze.

Die Faninitiative bittet die Stadtratsmitglieder sich nach der Corona-Pandemie selbst ein Bild vor Ort zu machen und zu entscheiden, "ob bei Fußballspielen halb Giesing ein 'Risikogebiet' ist, wie es die Vorlage suggeriert".

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
14 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • View54 am 28.04.2021 20:24 Uhr / Bewertung:

    Was die Polizei und die Stadt für einen Aufwand bei relativ harmlosen Fussballfans betreibt ist maßlos übertrieben. Wann passiert schon was? Höchstens wenn die Mannschaften aus dem Osten da sind, sind verstärte Maßnahmen gerechtfertigt.
    Im Gegensatz dazu lässt man sich an Hotspots wie Gärtnerplatz, Englischer Garten etc. seit Jahren auf der Nase umhertanzen und macht sich total lächerlich.

  • Flansi Hick am 28.04.2021 09:59 Uhr / Bewertung:

    Wenn das Stadion dann erstmal umgebaut und überdacht ist, werden klassische Fan-Choreos verboten (Brandgefahr). Einen freudestrunkenen Platzsturm nach einem Aufstieg bzw. Titelgewinnn wird es auch nicht mehr geben, eine unorganisierte Aufstiegsfeier vor den Toren des Stadions, stehend auf Bus und Wartehallendächern sowieso nicht. Der Ticketverkauf wird strenger reglementiert, denn mit dem modernisierten Stadion kommen ja auch wieder betuchtere Herrschaften, die mit dem Pöbel nicht zu sehr konfrontiert werden wollen. Das Megaphon des Vorsängers wird erstmal verboten, da durch die Überdachung der Lärmpegel deutlich höher ist...und schwupps, ist das was das Grünwalder so liebenswert gemacht hat Schnee von gestern. Dann kann man doch gleich in der Pampas neu bauen. Willkommen moderner Fußball.

  • Hundekrawatte am 28.04.2021 09:07 Uhr / Bewertung:

    Willkommen in Söders neuer Normalität.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.