Bannmeile ums Grünwalder Stadion: Stadt will strengere Regeln
München - Nicht nur in der Allianz Arena und dem Grünwalder Stadion gelten an Spieltagen bestimmte Verhaltensregeln. Sondern auch außen rum. Zumindest dann, wenn die Behörden ein Spiel als "Risikospiel" einordnen.
Diese Regeln wollten Polizei und Kreisverwaltungsreferat (KVR) schon letztes Jahr überarbeiten – indem einfach alle Spiele pauschal zum Risikospiel erklärt werden sollten. Das sei zu pauschal, wurde im Rathaus kritisiert, KVR-Chef Thomas Böhle (SPD) habe nicht einmal die Bezirksausschüsse, das sozialpädagogische Fanprojekt oder Fanvertreter kontaktiert – sondern setze einfach nur um, was die Polizei vorschlage. Man vertagte sich.
Neue Regeln sollen ohne Ausnahme gelten
Nun kommt die Entscheidung wieder in den Stadtrat. Und Thomas Böhle will der Polizei weiterhin mehr Kompetenzen geben. Der umstrittene Begriff Risikospiel taucht in der Vorlage nicht mehr auf, künftig sollen einfach alle Spiele gleich behandelt werden, egal ob Sechzig und Bayern im Grünwalder Stadion aufeinandertreffen oder der ostwestfälische SC Verl mit einer Busladung Rentner als Gästefans bei Türkgücü vorbeischaut.
Besondere Regeln auch am Grünspitz
Besondere Regeln gelten dann in einem erweiterten Umfeld des Grünwalder Stadions künftig zwischen den U-Bahnhöfen Silberhornstraße, Wettersteinplatz und Candidplatz, also auch an beliebten Fantreffpunkten wie dem Grünspitz. Gegenstände, die im Stadion verboten sind, dürfen dort nicht mitgeführt werden, rassistische oder "extremistische" Parolen dürfen nicht skandiert werden, man darf sich, heißt es vage, "nicht zu einem gemeinsamen friedensstörenden Handeln zusammenschließen".
Aus Glasflaschen darf man auf dem Weg ins Stadion noch trinken. Zumindest theoretisch. Denn wer als marschierende Gruppe gilt - wofür laut Böhle reichen kann, zusammen zu singen oder zu skandieren - für den gilt in Giesing und rund um die Arena ein Glas-Verbot.

Ob die Bannmeile ums Stadion erneut auf Widerstand stoßen wird? Aus dem Rathaus ist zumindest zu hören, dass es in der grün-roten Koalition noch Beratungsbedarf dazu gibt. Das Fanprojekt schrieb an die Stadt, in den Fanszenen werde befürchtet, dass "durch unklare Formulierungen willkürliche Maßnahmen ermöglicht werden". Der TSV 1860 kritisierte, dass die Ausweitung der Regeln auf die Treffpunkte Grünspitz und Candidplatz "bei den Fans des TSV 1860 den Eindruck erweckt, ausschließlich diese einzuschränken".
Anwohner sollen ausgenommen sein
Böhle betont, die Regeln träfen schon die Richtigen. "Anwohnerinnen und Anwohner sind von den Verbotsnormen weitgehend ausgenommen und werden damit kaum beeinträchtigt." Der Eingriff werde "deswegen als geringfügig bewertetet, da es für die überwiegende Zahl der Fußballfans nicht von Belang sein dürfte, ob sie gefährliche Gegenstände oder Vermummungsgegenstände im räumlichen Umfeld des Stadions mit sich führen dürfen, welche ohnehin nicht ins Stadion mitgenommen werden dürfen".
Ob Böhle den Stadtrat überzeugt, zeigt sich nächste Woche. Die neuen Regeln treten frühestens im Juni in Kraft. Früher wird es aber ja wohl eh keine Spiele mit Zuschauern geben,