Bannmeile ums Grünwalder Stadion: Stadt will strengere Regeln

Die Polizei soll künftig leichter eingreifen können. Was das bedeutet und was nicht.
Felix Müller
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Rund ums Grünwalder Stadion sollen an Spieltagen besondere Regeln gelten. Das gilt für den Bereich zwischen den U-Bahnhöfen Silberhornstraße, Wettersteinplatz und Candidplatz. (Archivbild)
Rund ums Grünwalder Stadion sollen an Spieltagen besondere Regeln gelten. Das gilt für den Bereich zwischen den U-Bahnhöfen Silberhornstraße, Wettersteinplatz und Candidplatz. (Archivbild) © Sigi Müller

München - Nicht nur in der Allianz Arena und dem Grünwalder Stadion gelten an Spieltagen bestimmte Verhaltensregeln. Sondern auch außen rum. Zumindest dann, wenn die Behörden ein Spiel als "Risikospiel" einordnen.

Diese Regeln wollten Polizei und Kreisverwaltungsreferat (KVR) schon letztes Jahr überarbeiten – indem einfach alle Spiele pauschal zum Risikospiel erklärt werden sollten. Das sei zu pauschal, wurde im Rathaus kritisiert, KVR-Chef Thomas Böhle (SPD) habe nicht einmal die Bezirksausschüsse, das sozialpädagogische Fanprojekt oder Fanvertreter kontaktiert – sondern setze einfach nur um, was die Polizei vorschlage. Man vertagte sich.

Neue Regeln sollen ohne Ausnahme gelten

Nun kommt die Entscheidung wieder in den Stadtrat. Und Thomas Böhle will der Polizei weiterhin mehr Kompetenzen geben. Der umstrittene Begriff Risikospiel taucht in der Vorlage nicht mehr auf, künftig sollen einfach alle Spiele gleich behandelt werden, egal ob Sechzig und Bayern im Grünwalder Stadion aufeinandertreffen oder der ostwestfälische SC Verl mit einer Busladung Rentner als Gästefans bei Türkgücü vorbeischaut.

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Besondere Regeln auch am Grünspitz

Besondere Regeln gelten dann in einem erweiterten Umfeld des Grünwalder Stadions künftig zwischen den U-Bahnhöfen Silberhornstraße, Wettersteinplatz und Candidplatz, also auch an beliebten Fantreffpunkten wie dem Grünspitz. Gegenstände, die im Stadion verboten sind, dürfen dort nicht mitgeführt werden, rassistische oder "extremistische" Parolen dürfen nicht skandiert werden, man darf sich, heißt es vage, "nicht zu einem gemeinsamen friedensstörenden Handeln zusammenschließen".

Aus Glasflaschen darf man auf dem Weg ins Stadion noch trinken. Zumindest theoretisch. Denn wer als marschierende Gruppe gilt - wofür laut Böhle reichen kann, zusammen zu singen oder zu skandieren - für den gilt in Giesing und rund um die Arena ein Glas-Verbot.

Der Eingang zum Grünspitz an der Tegernseer Landstraße.
Der Eingang zum Grünspitz an der Tegernseer Landstraße. © Sigi Müller

Ob die Bannmeile ums Stadion erneut auf Widerstand stoßen wird? Aus dem Rathaus ist zumindest zu hören, dass es in der grün-roten Koalition noch Beratungsbedarf dazu gibt. Das Fanprojekt schrieb an die Stadt, in den Fanszenen werde befürchtet, dass "durch unklare Formulierungen willkürliche Maßnahmen ermöglicht werden". Der TSV 1860 kritisierte, dass die Ausweitung der Regeln auf die Treffpunkte Grünspitz und Candidplatz "bei den Fans des TSV 1860 den Eindruck erweckt, ausschließlich diese einzuschränken".

Anwohner sollen ausgenommen sein

Böhle betont, die Regeln träfen schon die Richtigen. "Anwohnerinnen und Anwohner sind von den Verbotsnormen weitgehend ausgenommen und werden damit kaum beeinträchtigt." Der Eingriff werde "deswegen als geringfügig bewertetet, da es für die überwiegende Zahl der Fußballfans nicht von Belang sein dürfte, ob sie gefährliche Gegenstände oder Vermummungsgegenstände im räumlichen Umfeld des Stadions mit sich führen dürfen, welche ohnehin nicht ins Stadion mitgenommen werden dürfen".

Ob Böhle den Stadtrat überzeugt, zeigt sich nächste Woche. Die neuen Regeln treten frühestens im Juni in Kraft. Früher wird es aber ja wohl eh keine Spiele mit Zuschauern geben,

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  • Dr. Schönfärber am 27.04.2021 12:53 Uhr / Bewertung:

    Völlig richtig, zu einem Fußballspiel brauche ich keine Krakeeler, die mal den Anpfiff verzögern, mal zur Spielunterbrechung usw. usw. führen.

  • Giesing am 26.04.2021 21:16 Uhr / Bewertung:

    @AllesBesser: Stimmt, die Regelungen des Grundgesetztes werden natürlich durch Einzelgesetzt ausgelegt. Nur sollten diese dem Grundgesetz nicht widersprechen. Jedoch bin ich der Meinung, dass die Gesetze dies regeln sollen und nicht willkürliche Erlasse des KVRs.
    In den letzten Jahren gab es bei 1860 eigentlich keine nennenswerten Zwischenfälle. Nicht mal bei den Derbys. Wieso meint die Stadt nun strenger durchgreifen zu müssen und die Menschen in ihrer Freiheit zu beschränken? Ich könnte es ja verstehen, wenn es jedes mal zu Ärger käme. Jedoch benehmen sich die Fans vorbildlich und werden trotzdem abgestraft... Was soll das?

  • Ludwig aus Bayern am 26.04.2021 16:46 Uhr / Bewertung:

    Nennt es nicht "Regeln"! Es sind knallharte Verbote und Vorschriften, von denen wir weiß Gott schon viel zu viele haben.

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