Wacklige Rekordlöwen: Die Lehren des 1860-Erfolgs gegen Oldenburg

München - Hätte man auf dieses Ereignis wetten können, man wäre wohl steinreich geworden.
Wer trifft statt Torschützenkönig Bär? Gegen Oldenburg der Abwehrchef
Seit der schweren Verletzung von Sechzigs Torschützenkönig Marcel Bär dreht sich nicht alles, aber vieles im Löwen-Kosmos um die Frage: Wer soll den Knipser bloß ersetzen, wer soll bloß die Tore schießen und wie? Im Spiel eins nach dem Bär-Schock heißt die Antwort: Jesper Verlaat mit seiner breiten Brust.
Der Abwehrchef des TSV 1860 war es, der sich in der 75. Minute bei der Heimpremiere gegen den VfB Oldenburg (1:0) nach einer Hereingabe und einem Kopfball von Yannick Deichmann den Ball auf seinen Oberkörper plumpsen ließ. Fertig war der mühsame, aber nicht unverdiente Dreier zum Drittliga-Auftakt im eigenen Stadion.
"Sehr geil", fand der Matchwinner und freute sich über das vollbrachte Werk: "Als Verteidiger ist es deine Aufgabe, die Null zu halten. Wenn du dann vorne noch das entscheidende Tor machst, ist das perfekt!"
Sechs Punkte für die Löwen
Nach dem 4:3-Auswärts-Auftakt bei Aufstiegsaspirant Dynamo Dresden stehen nun nach zwei Spielen satte sechs Punkte unter dem Strich. "Wir haben wieder einen Dreier, das ist ein perfekter Start für uns", freute sich Sechzigs Sechser Tim Rieder und lobte den Aufsteiger: "Das war sehr hart, Oldenburg hat das super gemacht. Wir mussten geduldig bleiben, durften nicht in Hektik verfallen."
Souverän war er nicht, der Sieg der Sechzger. Eher ein Arbeitssieg, ein Geduldsspiel. Und, wie es Cheftrainer Michael Köllner über Verlaats unbändigen Offensivdrang ausdrückte: "Das war eine Willensleistung, eine Gewaltleistung." Schließlich war der Hüne schon eine Minute zuvor vorne aufgetaucht, hatte knapp vergeben.
"Am Ende interessiert es keinen mehr, ob wir 1:0 oder 3:0 gewonnen haben", urteilte Rieder. Recht hat er. Im Profi-Geschäft zählen Siege, und hier hat der TSV mit sechs Punkten aus zwei Spielen den besten Start in Drittliga-Historie hingelegt.
Löwen-Sturm: Skenderovic statt Lakenmacher
Was die Tor-Frage anbelangt, überraschte Köllner an vorderster Front so ziemlich alle: Anstelle von Sturm-Maschine Fynn Lakenmacher ließ der Oberpfälzer Meris Skenderovic auflaufen. Eher Typ Schlitzohr, der auf seine Chancen lauert.
"Er hat mit fünf Toren im Totopokal ein Achtungszeichen gesetzt", meinte Köllner über die fünffache Bewerbung des Ex-Schweinfurters gegen den SV Rödelmaier (7:0), zudem habe er "eine top Trainingswoche hingelegt". Lakenmacher dagegen dürfe man "nicht verheizen", nachdem der Neulöwe vom TSV Havelse zuletzt mehr gespielt hat, als ohne Bärs Leiden vorgesehen.
Boyambas Comeback
Positiv im Hinblick auf weitere Torschützen mit dem Löwen auf der Brust: Joseph Boyamba feierte in der 68. Minute sein Comeback und gefiel durch Tempo und Spielwitz. "Ich fühle mich gut, war aber einige Zeit raus", sagte der Ex-Mannheimer und lobte seinen alten und neuen Teamkollegen, der Sechzig zum Sieg verhalf: "Es freut mich, dass er gleich im ersten Heimspiel als Abwehrchef eine Marke setzen konnte."
Schon am Dienstag gilt es, die nächste Marke zu setzen. Dann kommt der SV Meppen. Welcher Sechzger wohl mit welchem Körperteil trifft für die noch etwas wackligen Rekordlöwen? Ihre Tipps, liebe Löwen-Fans, gerne per Leserbrief an die AZ oder in die Kommentare unter diesen Artikel.