Verlieren gegen Dresden verboten: 1860-Trainer Jacobacci kämpft gegen die Dynamik
München - Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Löwen-Lichtlein her...
Obgleich der TSV 1860 zwei der letzten drei Spiele gewonnen hat, ist die Stimmungslage nach dem jüngsten 0:1 bei Aufsteiger SSV Ulm und mehreren Nebenkriegsschauplätzen rund um Münchens große Liebe - mal wieder - desaströs.
Jacobacci steht in der Kritik
Trainer Maurizio Jacobacci steht schon in der Kritik: für das bisherige sportliche Wirken der Sechzger (zwölf Punkte aus neun Spielen, Rang elf), für seine Mithilfe bei Sechzigs Transferpolitik, die bei Teilen der Fans wie Funktionäre als unangebrachte Einmischung betrachtet wird.
Nicht zuletzt für seine Rechtfertigung der Niederlage in Ulm, als er die Leistung beschönigte und Wind sowie Pyrotechnik der Fans in die Liste der Ursachen für das Löwen-Leid einreihte.
Inmitten dieser Gemengelage könnte den Giesingern am Samstag (14 Uhr, BR/Magenta Sport und im AZ-Liveticker) auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer wohl kein größeres Kaliber gegenüberstehen als der Drittliga-Dominator: Ausgerechnet jetzt empfangen die Blauen den unangefochtenen Spitzenreiter Dynamo Dresden (21 Zähler). Und so galt es für den Chefcoach, trotz der Mammut-Aufgabe Dresden, erst einmal die Dinge gerade zu rücken.
Jacobacci wehrt sich gegen Ausreden-Vorwurf
"Wenn ich noch einmal kurz auf das Spiel vom Dienstag zu sprechen komme, ist es klarzustellen, dass ich keine Ausreden suche, wie wir gegen Ulm verloren haben. Nicht wegen des Windes, nicht wegen meiner Haarpracht, nicht wegen der Pyros", meinte der 60-Jährige energisch, um einzuordnen: "Ihr müsst schon wissen, dass wir in der ersten Hälfte gegen den Wind gespielt haben. Das war nicht einfach. Alle langen Bälle kamen fünf bis zehn Meter zu kurz."
Genauso das Gurken-Gegentor durch Bastian Allgeier, wie Jacobacci in seinem längeren, emotionalen Eröffnungsmonolog erklärte: "Das Tor bekommen wir des Windes wegen. Die Flanke, und das hat auch der Torschütze bestätigt, war ein Zufallsprodukt, nichts Gewolltes. Er wollte flanken!" Was Jacobacci damit aussagen wollte: Wind und Wetter haben durchaus eine Rolle gespielt, gehören daher zu seiner Einordnung.
Jacobacci: Kritik, aber Spieler "nicht an den Pranger stellen"
Genauso wie eben auch die Einschätzung, dass die Pyro-Unterbrechungen den Spielfluss gestört hätten und die Zeit zudem am Ende noch nicht einmal zur Nachspielzeit dazuaddiert worden war. Die Pleite aber habe es nicht deshalb gesetzt, sondern vielmehr weil der vielgescholtene TSV nach dem Seitenwechsel keine Mittel fand: "Das war ungenügend!"
Deshalb habe er am Mittwoch während einer langen Sitzung mit dem Team klare Worte gefunden, den Spielern aber auch gut zugeredet: "Kritik ist wichtig, aber man sollte die Spieler nicht an den Pranger stellen."
Was das alles mit dem Tabellenführer zu tun hat, gegen den Jacobacci wieder mit Neulöwe Morris Schröter rechnen kann, als kleinem Hoffnungsträger? Der Schweiz-Italiener weiß genau, dass im berühmt-berüchtigten Löwen-Kosmos derzeit mächtig Druck auf dem Kessel ist und ihm weitere Negativerlebnisse schneller zum Verhängnis werden können, als ihm lieb ist.
Daher zeigte er sich auf AZ-Nachfrage im Hinblick auf sein umstrittenes Wirken selbstkritisch: "Ich kann nicht behaupten, dass mich Kritik kalt lässt. Ich bin ein Typ, der sehr viel in sich reinhorcht und selbst reflektiert." Der Berner versuche "immer wieder, mich zu verbessern. Ich mache sicher nicht alles richtig, das habe ich auch nie gesagt". Er sei "ein Mensch mit Emotionen".
Jacobacci hofft auf Unterstützung gegen Dresden: "Alles Positive hilft uns"
Diese erwarte er auch von seiner Mannschaft, im positiven Sinn. "Ich glaube nicht, dass wir gegen Dresden chancenlos sind. Aber wir müssen an unsere Grenzen gehen." Und bei den Fans und allen Beteiligten innerhalb des Löwen-Kosmos warb er ebenfalls um Unterstützung: "Alles, was positiv ist, hilft uns. Ich wünschte mir, dass die Leute einsichtig sind und uns in diesem Moment ein wenig helfen." Er könnte das ein oder andere Aufflackern bestens gebrauchen, um gegen den Primus Dynamo der Dynamik zu entkommen, die im Profigeschäft oftmals mit rasanter Geschwindigkeit folgt...
- Themen:
- Dynamo Dresden
- TSV 1860 München