TSV-1860-Pleite beim SSV Ulm: Maurizio Jacobacci lässt ein weiß-blaues Donnerwetter los
München - Wenn Anspruch und Wirklichkeit bei den Löwen mal wieder meilenweit auseinanderliegen: Vor dem Duell des TSV 1860 bei Drittliga-Neuling SSV 1846 Ulm gab Trainer Maurizio Jacobacci noch einen Zwei-Punkte-Schnitt als Ziel der Sechzger aus – das wäre die Bilanz eines Aufsteigers. Nach gut 90 stürmischen Minuten mussten die Sechzger eine trostlose 0:1-Pleite erklären und das taten sie auch: Der Kapitän und der Trainer redeten Tacheles.
"Die zweite Halbzeit war komplett schlecht. Unser Positionsspiel war schlecht, wir haben zu hektisch nach vorne gespielt, hatten einfache Ballverluste und dumme Fouls, wodurch das Spiel unterbrochen wird. Ich sag's mal ehrlich: Wenn wir in der zweiten Halbzeit keine Torchance haben, wird es schwer, dem 0:1 hinterherzulaufen", urteilte Spielführer Jesper Verlaat mehr als deutlich über eine völlig uninspirierte 1860-Leistung - und das vor toller Kulisse mit 17.000 Zuschauern, von denen knapp die Hälfte den Löwen im Herzen trägt.
Maurizio Jacobacci kritisiert Spieler nach der Ulm-Pleite öffentlich
Coach Jacobacci, der während des Spiels bereits einige Wutanfälle in Richtung Spielfeld entladen hatte, ließ seiner Kritik auf der Pressekonferenz freien Lauf. "Es braucht ein wenig mehr Spielintelligenz, da müssen wir sicher einen Zacken zulegen", legte der 60-Jährige den Finger in die schmerzhafte Wunde. Konkret nannte der Italo-Schweizer die Joker Kilian Ludewig und Tarsis Bonga, der seine Position im Sturmzentrum nicht gehalten hatte.
Der sichtlich enttäuschte Chefcoach fand aber auch in der Startelf reichlich Akteure, die er in aller Öffentlichkeit verbal einen Kopf kleiner machte: "Albion Vrenezi und Julian Guttau kamen praktisch nie durch", kritisierte er und forderte: "Wenn Flanken möglich sind, sollten sie schon ankommen und nicht am ersten Spieler hängenblieben. Das ist einfach Qualität."
"Wir haben gegen den Wind gespielt": Sucht Maurizio Jacobacci nach Ausreden?
Qualität, die 1860 nicht hat? Nun ja, zumindest an diesem Tag nicht. Jacobacci nahm auch zwei Aspekte mit in seine Bewertung, die er sich aus taktischen Gründen wohl besser erspart hätte: "Wir haben gegen den Wind gespielt. Das war auch ein Faktor, den man nicht hätte haben sollen." In der zweiten Hälfte, als er 1860 zugutegekommen wäre, sei "der Wind nicht mehr da" gewesen.
Nicht falsch, dass Bastian Allgeiers "Eiertor" (Zitat Verlaat) nur dank einer Ulmer Sturmböe den Weg in den Sechzger-Kasten gefunden hat, doch solche Einschätzungen klingen schnell nach Ausrede. Gerade Jacobacci, der bei Teilen der Fans aufgrund einer nachgesagten Nähe zu Investor Hasan Ismaik einen schweren Stand hat, dürften diese Worte bei der Anhängerschaft nicht beliebter machen. Der Übungsleiter setzte aber noch einen drauf.
Auch die Fans des TSV 1860 bekommen vom Trainer ihr Fett weg
"Klar muss man sagen, dass Feuerwerke nicht dazu beigetragen, einen gewissen Rhythmus ins Spiel zu bringen", meinte der gebürtige Berner über die Pyro-Show der 1860-Ultras: "Es sah gut aus, aber für unsere Mannschaft war es nicht optimal." Auch hier hat Jacobacci Recht, doch eine ganze Halbzeit "ohne zwingende Torchance", wie er es selbst bezeichnet, lag gewiss nicht an den zündelnden Giesingern.
Zu guter Letzt kündigte Jacobacci an, sich vor Samstag (14 Uhr) abzuregen: "Ich werde versuchen, der Mannschaft gut einzureden und uns so vorzubereiten, dass wir eine Möglichkeit haben, gegen Dynamo Dresden zu bestehen."