TSV 1860: Die Löwen und die Frage nach dem Übermut
München - Es war einer dieser Tage, für die der Volksmund viele Sprüche und vermeintliche oder tatsächliche Weis- und Wahrheiten kennt. "Die ich rief, die Geister. Werd ich nun nicht los", heißt es etwa im Zauberlehrling von Johann Wolfgang von Goethe.
Auf den belesenen Löwen-Trainer Michael Köllner umgemünzt, müsste es nach der 0:1-Pleite des TSV 1860, des Zweitplatzierten der Dritten Liga, beim FC Illertissen, dem Tabellen-Siebzehnten der Regionalliga Bayern, heißen, die Worte, die ich sprach, werde ich jetzt nicht los.
TSV 1860: Michael Köllner wollte einen Pokal nach oben recken
Denn: Der Oberlöwe hatte sich vor der Partie so weit aus dem Fenster gelehnt, dass man ganz leicht die Balance verliert und dann eben der Volksmund sogleich mit dem Sinnspruch "Hochmut kommt vor dem Fall" um die Ecke kommt. "Wir sind im Toto-Pokal richtig gut unterwegs", hatte der 52-Jährige vor dem Viertelfinale gesagt und den Blick schon mal über den vermeintlich kleinen Gegner hinweg in die Ferne schweifen lassen.
Vor seinem inneren Auge hat er schon den Finaleinzug, ja, den Moment des Triumphs: "Das Schönste am Ende einer Saison ist es, einen Pokal hochhalten zu können. Wir wollen es auch schaffen, am Ende die beste bayerische Mannschaft zu sein."
Übermut bei Toto-Pokal-Aus? Michael Köllner wiegelt ab
Köllner und die Löwen werden in dieser Saison weder den Toto-Pokal in die Höhe recken, noch sich rühmen können, Bayerns beste Mannschaft zu sein. Abgesehen davon, dass man für diese Annahme mal schnell die Bundesligisten FC Bayern und FC Augsburg und noch einige andere Klubs des Hoheitsgebiets des Freistaats verweisen müsste. Und so kamen die Fragen nach Übermut der Sechzger nicht nur auf, sie drängten sich förmlich auf. Denn: Übermut tut ja bekanntlich selten gut...
"Ich denke nicht, dass man von Übermut sprechen kann", versuchte Köllner abzuwiegeln: "Wenn du deine Qualitäten nicht voll auf den Platz bringst und gegen einen Regionalligisten kein Tor schießt, dann ist die Geschichte eigentlich schon erzählt, dann bist du verdient ausgeschieden. Das ist für uns sehr bitter, denn wir wollten schon gewinnen. Der Gegner hat leidenschaftlich verteidigt. Gratulation."
"Wenn man so ein geiles Los bekommt, muss dich keiner motivieren"
Die Glückwünsche nahm Sven Ackermann, der Interimstrainer, der eigentlich die Landesliga-Truppe von Illertissen betreut, gerne an. Er war erst tags zuvor befördert worden, nachdem der Verein Trainer Marco Konrad vor die Tür befördert hatte. "Marco hat sicher den größten Anteil an diesem Erfolg", sagte Ackermann, "wir wussten, wir müssen uns mit Herzblut in alles reinwerfen und hoffen, dass 1860 die brutale Effizienz, die sie in der Liga zeigen, gegen uns nicht finden. Ich denke, dieses Herzblut war auch der Schlüssel zum Erfolg."
Die Illertissener waren bis unter die berühmten Haarspitzen motiviert. "Wenn man so ein geiles Los wie Sechzig bekommt, muss dich keiner extra motivieren", sagte Siegtorschütze Marco Strobel: "Der Pokal ist ein schönes Zubrot, wichtiger wäre mir, dass wir in der Liga wieder gewinnen."
Michael Köllner will das Toto-Pokal-Aus "schnell abhaken"
Auch die Löwen wollen den Blick vom Toto-Pokal umgehend abwenden. "Wir müssen das Spiel schnell abhaken, uns auf den nächsten Gegner konzentrieren", sagte Köllner, "Wir müssen schauen, dass wir gut auf den Platz kommen und in der Liga unseren Weg weitergehen." Am Samstag (14 Uhr/Magenta Sport und im AZ-Liveticker) muss 1860 in der Liga bei Borussia Dortmund II beweisen, dass der Pokal, mit seinen eigenen Gesetzen, wie es der Volksmund gerne verkündet, wirklich eine eigene Gesetzgebung hat.
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