TSV 1860 München: Viele Profis verlassen nach dem Abstieg den Verein

Nur sechs Löwen-Spieler haben einen Vertrag für die 3. Liga, etliche Profis wie Bülow werden den Klub verlassen. "Habe alles für 1860 gegeben."
München - Sascha Mölders ist ein Mann der klaren Worte. "Nach einer Nacht drüber schlafen sieht es noch genauso beschissen aus. Ich kann es nicht in Worte fassen, was da gerade passiert. Es ist der blanke Albtraum", schrieb der 1860-Torjäger am Mittwoch auf Facebook – um zu einem Rundumschlag auszuholen, der zeigt: Nach dem Abstieg der Löwen ist seine Zukunft ähnlich ungewiss wie die des ganzen Kaders.
"Niemand weiß, wie es hier weiter geht. Fakt ist, ich habe keinen Vertrag mehr bei 1860 München", erklärte der 31-Jährige, "und möchte mich deswegen von Euch verabschieden und Danke sagen für die 1,5 Jahre, in denen ich größtenteils wahnsinnig unterstützt wurde." Kein gutes Haar ließ er an jenen, die den Verein zugrunde richteten: "Ich finde es traurig, dass die, die uns die ganzen Wochen diesen Weg vorgegeben haben, plötzlich alle verschwunden sind. Man hat einfach überhaupt keinen Ansprechpartner", so Mölders über die sportliche Leitung.
Die Bosse sind Geschichte
Er meinte damit Präsident Peter Cassalette, der die Partie gegen Regensburg (0:2) schon zur Pause verlassen und dabei seinen Rücktritt angekündigt hatte, während Geschäftsführer Ian Ayre selbst im Falle des Klassenerhalts und bereits am Dienstagvormittag wegen unüberbrückbarer Differenzen zwischen den Gesellschaftern hingeworfen hatte.
Die Bosse sind Geschichte, die Spieler folgen: Kai Bülow, 2015 noch gefeierter Relegationsretter, wechselt ablösefrei zu Sechzigs Mitabsteiger Karlsruher SC. "Ich habe sieben Jahre lang alles für 1860 München gegeben und wollte mich nach der Saison neu orientieren", sagte Bülow (171 Spiele für 1860), der nun Ex-Sechzig-Sportchef Oliver Kreuzer folgt (Vertrag bis 2019): "Ich freue mich auf diese neue Aufgabe und möchte mithelfen, das Ziel direkter Wiederaufstieg zu schaffen." Und 1860? Mit Jan Mauersberger hat laut AZ-Informationen nur ein einziger Profi einen Vertrag für Liga drei.
Stefan Ortegas Kontrakt etwa hätte auch Gültigkeit gehabt, doch er läuft aus – an Sechzig gebunden sind somit nur noch Ersatztorhüter Maximilian Engl, Marin Pongracic und Felix Weber, Offensivspieler Nico Karger, U21-Akteur Kilian Jakob. Der muss mit der Löwen-Reserve nun in die Bayernliga zwangsabsteigen, da der DFB zwischen erster und zweiter Mannschaft einen Abstand von zwei Ligen vorschreibt. Zuvor waren bereits die U19, U17 und U16 abgestiegen.
Viele ablösefreie Spieler werden gehen
Urlöwe Stefan Aigner, Neu-Abwehrchef Abdoulaye Ba, Spielmacher Michael Liendl, Maxi Wittek – sie alle sind nun ablösefrei und wohl nicht zu halten, sollten sie nicht freiwillig bleiben und auf teils dicke Gehälter verzichten. Zusätzliches Erschwernis: Es ist noch nicht einmal ein Sportchef da, der Vertragsverhandlungen führen könnte. Im Falle einer Insolvenz wäre ohnehin der gesamte Kader Geschichte.
Während Liendl direkt nach dem Spiel "keinen Bock" auf Zukunftsgespräche hatte, kam Routinier Ivica Olic am Mittwoch ans Trainingsgelände, um Servus zu sagen: "Es tut mir unendlich leid für den ganzen Verein und die Fans." Er wisse nicht, ob er weitermache, die Zeichen stehen beim 37-jährigen Kroaten auf Karriereende. Auch Ersatztorhüter Jan Zimmermann ("Der Schock sitzt sehr tief") und Abdoulaye Ba ("Es fühlt sich richtig sch… an") konnten der AZ nicht sagen, wohin ihr Weg führt. Klar ist nur, wie bei vielen anderen: weg aus Giesing. Und Servus!
AZ-Newsblog zu 1860 München - Wutanfall von Power in der Allianz Arena?