TSV 1860 München: Spielmacher Michael Liendl spielte gegen Bielefeld als Sechser

Michael Liendl ist eigentlich Spielmacher bei den Löwen, doch gegen Bielefeld glänzt er als Sechser. „Er ist ein super Kicker“.
von  Matthias Eicher
Komm in meine Arme: Ivica Olic herzt 1860-Spielmacher Michael Liendl nach dem Heimsieg gegen Arminia Bielefeld.
Komm in meine Arme: Ivica Olic herzt 1860-Spielmacher Michael Liendl nach dem Heimsieg gegen Arminia Bielefeld. © dpa

München - Das Abstellgleis wird in der Welt des Fußballs gerne zitiert und strapaziert. Immer wenn ein Spieler nicht mehr gut genug ist, schiebt man ihn dorthin.

Kürzlich war Michael Liendl ein klassischer Fall für den Ausrangier-Bahnhof. Oliver Kreuzer, damals Löwen-Sportdirektor, hatte ihn vor der Saison als veraltetes Spielermodell verabschieden wollen. Kurze Zeit später war Kreuzer auf dem Abstellgleis. Dafür kam Liendl im Spiel gegen Arminia Bielefeld – um im Bild zu bleiben – mit Volldampf zurück.

„So ist Fußball. Einmal bist du der Gefeierte, beim nächsten Mal bist du der Depp“, sagte der Österreicher nach dem 1:0 im zweiten Saisonspiel. Trainer Kosta Runjaic hatte den 30-Jährigen, der beim 0:1 in Fürth noch 90 Minuten auf der Bank saß, überraschend im defensiven Mittelfeld auflaufen lassen und erklärt, dass man gegen einen passiven Gegner aus der Tiefe kommen müsse. Nach der gelungenen Heimpremiere gab’s Lob von allen Seiten für den zum Sechser umfunktionierten Spielgestalter.

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„Er ist ein super Kicker, ein immens wichtiger Spieler, gerade für uns Außenbahnspieler, der den Ball mal durchstecken kann“, lobte Siegtorschütze Stefan Aigner. „Es ist wichtig, dass du so einen Spieler hast, der sich anbietet, immer wieder Pässe spielt, auch wenn mal einer nicht kommt“, lobte Sportchef Thomas Eichin zwar weniger deutlich, doch das Wort des Sportchefs hat großes Gewicht. Eichin war es, der die Entscheidung von Vorgänger Kreuzer widerrufen hatte.

Liendl: „Man hätte es aber anders handhaben können“

Liendl sollte gehen, obwohl er in der abgelaufenen Spielzeit mit vier Treffern und acht Assists für einen Offensivspieler ordentliche Statistiken abgeliefert hatte und nach eigener Einschätzung „einen wesentlichen Anteil daran hatte, dass wir in der Liga geblieben sind“. Lediglich durch seinen Berater habe er davon erfahren, fand diese Vorgehensweise „komisch“. Er kritisiert die alte wie neue Sportliche Leitung: „Mir wäre in dieser ganzen Sache recht gewesen, wenn der Verein ein Statement abgegeben hätte.

Das soll jetzt kein großer Vorwurf sein, man hätte es aber anders handhaben können.“

Ein bisserl eingeschnappt ist er schon, der Grazer. Wird mit Liendl jetzt ein ballverliebter, aber nicht gerade der zweikampfstärkste Löwe als Abräumer fungieren? Liendl hat diese Position laut eigener Aussage zum ersten Mal in seiner Karriere gespielt und durchaus Gefallen daran gefunden: „Weil ich ein Spieler bin, der gerne den Ball hat und im Geschehen sein will.“ Ein zum Löwen-Kämpfer geborener, früherer Verteidiger ist sich nicht so sicher: „Man kann Liendl gegen eine solche Mannschaft schon dort aufstellen. Aber bei einem stärkeren Gegner oder auswärts, wenn das Heimteam Druck macht? Das kann gefährlich werden“, sagt Thomas Miller der AZ. Liendl könne „freilich lernen, sichere Bälle zu spielen“, sagt Miller und spielt damit auf einen fast folgenschweren Ballverlust an: „Das darf nicht passieren.“

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Laut Miller gebe es drei „gelernte“ Kandidaten. „Kai Bülow muss für mich immer im Kader stehen. Er macht kaum Fehler und ist ein Kämpfer“, sagt Miller und rügt Runjaic für dessen Nicht-Nominierung beim Saisonauftakt. Auch Neuzugang Fanol Perdedaj oder Goran Sukalo würde er lieber sehen. Die echten Kämpfer. Vielleicht rückt Liendl dann weiter nach vorne. Weg vom Abstellgleis.

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