TSV 1860 München: Christian Gytkjaer, Maximilian Wittek, Stefan Aigner: Drei Erkenntnisse zum Sieg über die Würzburger Kickers

München - Durchschnaufen. Die Löwen haben nach dem 2:1 gegen die Würzburger Kickers bis Dienstagnachmittag trainingsfrei, ehe Coach Vitor Pereira mit ihnen zuerst die Regeneration und schließlich die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel nach der Länderspielpause bei Fortuna Düsseldorf (31. März, 18.30 Uhr) startet.
Vitor Pereira wie ein Vulkan
Der Portugiese meinte nach dem Sieg gegen die Franken: "Ich bin sehr fordernd. Das ist mein Charakter. Ich erwarte immer mehr." Wie ein Vulkan, metaphorisch gesprochen, erlebte der 48-Jährige das Spiel gegen den Aufsteiger in seiner Coaching Zone. Eine Partie, die ihm weitere wichtige Erkenntnisse für seine Mission Bundesliga liefern dürfte. Die AZ erklärt, welche drei Beobachtungen gegen Würzburg dazugekommen sind:
1. Zu wenig Gefahr bei Flanken des TSV 1860
Pereira hat die Sechzger in den vergangenen Monaten taktisch ordentlich umgestellt. So lässt der Trainer in einem 3-4-3 agieren, das defensiv zu einem 5-4-1 wird, um die Außen möglichst zu verriegeln. Offensiv kommt den beiden Mittelfeldpositionen außen, gemäß Grundformation, die Aufgabe zu, notfalls einzurücken, um Platz für die Außenangreifer zu schaffen, damit das Spiel breit zu machen und bestenfalls Überzahl auf der jeweiligen Angriffsseite zu schaffen. Das ermöglicht ein effektiveres Dreiecksspiel.
Soweit die Theorie, soweit aber nicht gut. Denn: Sechzig baut keine Gefahr über Flanken auf, weil es zum Teil schon zu eng zugeht, und die Gegner ebenfalls mit einer Fünferkette verteidigen. Das hatte gegen Würzburg etwa die Folge, dass Wittek stets nochmal einen Haken schlug, um sich den Ball auf den stärkeren linken Fuß zu legen. Explosive Flanken - im Fall von Wittek mit rechts - gab es aber keine. Damit war auch Stoßstürmer Ivica Olic weitgehend aus dem Spiel.
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"Das haben wir in der ersten Hälfte nicht gut gelöst. Wir müssen versuchen, den Gegner zu locken. Wir müssen die Räume nutzen, uns zwischen den Ketten bewegen, Nadelstiche setzen. Die Würzburger haben mit einer Fünferkette gespielt. Da ist es nicht einfach, zu verlagern, weil sie breit stehen. Da ist es schwierig Diagonalbälle zu spielen", erklärte Wittek. In der Tat: Die Flanken sind nur eine Angriffsvariante. Aber: Die Löwen entbehren sie derzeit.
2. Christian Gytkjaer ist momentan kein Joker
Ohnehin war der Angriff trotz Feldüberlegenheit vergleichsweise harmlos. Auch, weil Christian Gytkjaer entgegen erster Erwartungen in München noch nicht zündet – auch nicht als Joker. Der Dänen-Bomber kam als Torschützenkönig aus Norwegen. Seinerzeit sagte Experte Jan-Aage Fjörtoft im Gespräch mit der AZ, dass es sich zeigen werde, inwieweit die norwegische Liga mit der 2. Liga in Deutschland verglichen werden kann. Nimmt man die Trefferquote Gytkjaers, fallen die Skandinavier doch arg ab.
Bei Arminia Bielefeld gelang dem 26-Jährigen prompt ein Blitztor – es blieb das einzige in mittlerweile sieben Einsätzen. Pedantisch gerechnet, schießt der Mittelstürmer in Deutschland aktuell alle 348 Minuten ein Tor. So lange stand er insgesamt für Sechzig in der Liga auf dem Platz. Dabei braucht jede Mannschaft, die um den Aufstieg mitspielen will, einen Torjäger für die Tore 10 oder sogar 15+. Das zeigen aktuell zum Beispiel Simon Terodde für den VfB Stuttgart (15 Tore) und Martin Harnik für Hannover 96 (13).
3. Vitor Pereira bastelt am Rotationsprinzip
Und zwar in der Offensive. Perfekt ist dieses dabei noch lange nicht. Gemeint sind damit nicht personelle Rochaden, sondern dass die drei Angreifer Amilton, Ivica Olic und Stefan Aigner permanent kreuzen und die Positionen tauschen. "Der Trainer fordert von uns, dass wir drei vorne drin flexibel sind und variabel spielen", schilderte Ex-Kapitän Aigner. "Dass ich zum Beispiel nicht nur rechts oder links bin oder Ivica Olic nur in der Spitze."
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Das sieht zwar gut aus, ist bislang aber wenig effektiv. Amilton wurde gegen Würzburg zeitweise vielmehr seiner Explosivität beraubt. Selten setzte der Brasilianer mal zu seinen dynamischen Sprints in Richtung Grundlinie an. Immerhin: Vor der Szene, die nach Foul an Aigner zum Elfmeter führte, funktionierte diese Taktik prächtig. Das Zuspiel kam von Amilton, der Aigner hinterlaufen hatte. Ihm aber weiter seine Freiräume zu lassen, beides miteinander zu verbinden, wird eine weitere Herausforderung für Pereira sein.