TSV 1860: Ismaik-Intimus Power verunglimpft Ultras als "Idioten" – Ein Konflikt und kein Ende in Sicht

Der Zoff zwischen den Ultras des TSV 1860 und Anthony Power hört einfach nicht auf, im Gegenteil: Nach der jüngsten Forderung der Kurve nach einem Rauswurf des Ismaik-Statthalters schießt dieser via Social Media zurück und bezeichnet seine Kritiker als "Idioten" – nicht zum ersten Mal.
Bernhard Lackner |
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Ismaik-Statthalter und Persona non grata beim Großteil der Ultras: Anthony Power
Ismaik-Statthalter und Persona non grata beim Großteil der Ultras: Anthony Power © IMAGO/Ulrich Wagner

München - Der Streit zwischen den Ultras des TSV 1860 auf der einen und Anthony Power, Statthalter von Hasan Ismaik, auf der anderen Seite ist um ein Kapitel reicher. Es ist einmal mehr ein wenig ruhmreiches.

Während des Heimspiels gegen den MSV Duisburg am vergangenen Samstag (4:1) wiederholten die Anhänger in der Westkurve ihre Forderung nach einem Rauswurf Powers. "Wer Mitarbeitern droht, die eigene Macht über Sechzig stellt, Fans verklagt und den e.V. verarscht, dessen Tage sind gezählt. Unsere Forderung: Power muss weg!", stand auf mehreren großen Bannern geschrieben, die kurz nach dem Seitenwechsel in der Westkurve gezeigt wurden.

Die Löwen-Ultras protestierten auch am vergangenen Wochenende wieder gegen Anthony Power.
Die Löwen-Ultras protestierten auch am vergangenen Wochenende wieder gegen Anthony Power. © IMAGO / MIS

TSV 1860: Power-Ansage an seine Kritiker – "Seid vorsichtig!!"

Grund genug für Power, sich via Social Media zu einer wenig souveränen Reaktion hinreißen zu lassen. In einem mittlerweile gelöschten Beitrag auf Instagram schoss er einigermaßen unverhohlen gegen seine Kritiker und tätigte eine Äußerung, die ohne große Interpretation durchaus auch als Drohung verstanden werden kann.

"Just because to don't see the Beast It's doesn't mean the Beast isn't there Be careful!!", lautete die Ansage. Grammatikalisch etwas wackelig, inhaltlich aber deutlich. Zu deutsch: "Nur weil man das Biest nicht sieht, heißt das nicht, dass das Biest nicht da ist. Seid vorsichtig!!"

In der Beschreibung setzte der Ismaik-Statthalter noch eine zweite Spitze in Richtung seiner Kritiker: "The problem with opinion even idiots are allowed to have them."  Soll vermutlich heißen: "Das Problem mit Meinung ist, dass auch Idioten eine haben dürfen." Auch diese Botschaft dürfte angekommen sein.

Nach der jüngsten Kritik aus der Fankurve äußerte sich Anthony Power via Instagram.
Nach der jüngsten Kritik aus der Fankurve äußerte sich Anthony Power via Instagram. © Screenshot Instagram (@a.power60)

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Power, der beim Großteil der Ultra-Szene nicht erst seit der viel diskutierten T-Shirt-Affäre eine Persona non grata ist, seine Kritiker als Idioten bezeichnet. Am 14. August veröffentlichte er einen Beitrag mit der Botschaft: "Streite nie mit Idioten. Sie werden dich auf ihr Niveau herunterziehen und dich mit Erfahrung schlagen. #TSV1860".

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Zoff zwischen Ultras und Power: Auch die Bosse haben es schwer

Einige Tage zuvor hatte das Ultra-Kollektiv "Münchner Löwen" einmal mehr heftig gegen Power protestiert und in Flugblättern mit einer ausführlichen Begründung dessen Abberufung als Geschäftsführer der eigenständigen Merchandising GmbH gefordert. Es war nur eine von vielen Aktionen, die sich neben Power auch gegen Investor Hasan Ismaik richteten.

Für Diskussionen sorgte seit diesem Sommer auch das immer wieder angestimmte Scheichlied sowie Fahnen und Devotionalien mit dessen durchgestrichenem Konterfei. Wie aus Ultra-Kreisen zu hören ist, will man mit den Protesten und Provokationen keineswegs aufhören – im Gegenteil.

Bei einigen Fans unerwünscht: Anthony Power und Investor Hasan Ismaik.
Bei einigen Fans unerwünscht: Anthony Power und Investor Hasan Ismaik. © sampics/Stefan Matzke

Fakt ist: Die Situation zwischen Ultras und der Investorenseite ist derzeit festgefahren wie lange nicht. Um beide zur Räson zu bringen, hätte es schon länger ein Machtwort der Verantwortlichen um die Geschäftsführer Marc Nicolai Pfeifer und Günther Gorenzel gebraucht. An einem weiteren Hochschaukeln des Konflikts durch immer weitere gegenseitige Provokationen beider Seiten kann schließlich niemand Interesse haben.

Doch auch diesen scheinen bisweilen die Hände gebunden zu sein: Power sitzt als Ismaik-Statthalter und Geschäftsführer der Merchandising GmbH nun mal an einem ziemlich langen Hebel und andererseits werden sich die Ultras ihre Proteste – Stichwort Meinungsfreiheit – nicht verbieten lassen.

1860-Ultras werden Anti-Ismaik-Artikel abgenommen – die KGaA rudert zurück

Ohnehin gab die Führungsriege in der Posse bis dato nicht immer das beste Bild ab. So wandte man sich Anfang August etwa in einem Offenen Brief an die Ultras. Man stehe zwar für freie Meinungsäußerung, das Symbol mit dem durchgestrichenen Konterfei Ismaiks solle aber bitte nicht mehr im Stadion gezeigt werden. Dieses werde nämlich beim Investor und dessen Kulturkreis als "Beleidigung und Diskriminierung" empfunden.

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Obwohl es nicht konkret verboten wurde, wurden Fans, die Devotionalien mit eben jenem Symbol dabei hatten, vor den Toren des Grünwalder Stadions aufgehalten und von den Ordnern unter Berufung auf die Hausordnung und eine Vorgabe Seitens des Vereins dazu aufgefordert, diese abzugeben. Kurz darauf ruderte 1860 in einer Stellungnahme zurück und sprach von einem "Kommunikationsfehler". Ob es wirklich einer war? Glücklich war der Umgang mit dem Vorfall jedenfalls nicht.

Auch Michael Köllner gerät zwischen die Fronten

Inmitten der Posse um Beleidigungen, Schmähungen und abgekupferte Fanartikel drohte zwischenzeitlich auch Trainer Michael Köllner zwischen die Fronten zu geraten. Ihm gehe es um ein gutes Verhältnis zwischen beiden Gesellschaftern, sowohl der KGaA als auch dem e.V., betonte der Oberpfälzer bereits mehrfach.

Sich als Trainer im Spannungsfeld des Löwen-Kosmos ausschließlich auf sein Kerngeschäft, also die Arbeit auf dem Platz, zu fokussieren, ohne dabei irgendwann ins Kreuzfeuer irgendeiner Seite zu kommen, scheint jedoch unmöglich. Vereinslegende Daniel Bierofka kann ein Lied davon singen und mittlerweile musste dies auch der sonst so beliebte Erfolgscoach Köllner erfahren.

Wenn ich das Gefühl hab, es haben bestimmte Leute etwas beigetragen, dann ist das meine Entscheidung, wann ich das kommuniziere. Und da kann mich der Schrader, oder wie er heißt, hundert Mal am Arsch lecken, wenn er sagt, der Zeitpunkt war falsch!

Michael Köllner über einen kritischen Artikel im Fanblog "sechzger.de"

Dass er im Sommer ausgerechnet die Arbeit von Anthony Power bei der Kaderplanung lobte, kam nämlich bei den ohnehin schon verstimmten Ultras überhaupt nicht gut an. Im Fanblog "sechzger.de" wurde kurz darauf ein kritischer Artikel zur Äußerung des Löwen-Trainers veröffentlicht, der Köllner einigermaßen erzürnte, wie aus einem Video hervorgeht, das daraufhin in der Fanszene die Runde machte und auch der AZ vorliegt.

"Wenn ich das Gefühl hab, es haben bestimmte Leute etwas beigetragen, dann ist das meine Entscheidung, wann ich das kommuniziere", rechtfertigte der 52-Jährige energisch sein Sonderlob für Power während einer Fanveranstaltung im Trainingslager in Windischgarsten und legte nach: "Da kann mich der Schrader oder wie er heißt (Jan Schrader, Autor des Artikels; d. Red.), hundertmal am Arsch lecken, wenn er sagt, der Zeitpunkt war falsch!" Ein souveräner Umgang mit Kritik sieht anders aus.

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Köllner scheint aus der Erfahrung gelernt zu haben. Bei seinem Besuch bei "Blickpunkt Sport" im BR zeigte er sich wieder gewohnt diplomatisch und ließ durchblicken, dass er sich ein Ende des Konflikts wünsche. "Ich bin kein Mediator, ich bin Cheftrainer und für den sportlichen Erfolg verantwortlich. Die KGaA und der e.V. müssen beide den sportlichen Erfolg wollen", meinte der 52-Jährige: "Spalten ist am Ende immer schwarz oder weiß und damit schlecht. Alle Ansichten, die spalten, haben zu keinem Ergebnis geführt." Ein weiser Satz. Doch wird der nicht am Ende auch wieder auf taube Ohren stoßen?

TSV 1860 schließt Fanblogs "sechzger.de" und "Löwenmagazin" aus

Übrigens: Schon vor Köllners Ansage im Trainingslager waren sowohl "sechzger.de" als auch dem "Löwenmagazin", einem zweiten großen Fanblog im 1860-Kosmos, der Zugang zu Pressekonferenzen entzogen worden, auch aus den Medienverteilern wurden sie entfernt.

Beide Blogs teilten in einer gemeinsamen Stellungnahme mit, die KGaA habe sich dabei auf die offiziellen Medienrichtlinien des Deutschen Fußball-Bundes bezogen. Grundsätzlich schließen diese Fanberichterstattung und Non-Profit-Journalismus allerdings nicht aus. Ein weiterer Konflikt im Löwen-Kosmos, der unter der Oberfläche vor sich hin brodelt.

TSV 1860: Die meisten Fans genießen derzeit den sportlichen Erfolg

Schlendert man dieser Wochen an Spieltagen durch Giesing, scheinen die Debatten abseits des Platzes viele Fans allerdings nicht allzu sehr zu tangieren. Die Wirren der Vereinspolitik sind seit jeher nur schwer zu durchschauen, außerdem läuft's sportlich doch gerade so gut. Die im Sommer neu zusammengestellte Mannschaft liefert teils mitreißenden Fußball und grüßt nach sieben Spieltagen von der Tabellenspitze. Der Aufstieg, das erklärte Ziel von allen, dieses Jahr ist er drin.

Damit es damit aber auch klappt, werden alle Seiten an einem Strang ziehen müssen. Mit dem viel propagierten Hashtag "gemeinsam" und mit aller Kraft. Power haben die Löwen bekanntlich ohnehin genug.

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  • Kaiser Jannick am 08.09.2022 17:58 Uhr / Bewertung:

    Aus Fupa.de, 3. Liga:

    Löwen-Fans beim Duisburg-Spiel:
    „Wer Mitarbeitern droht, die eigene Macht über Sechzig stellt, Fans verklagt und den e.V. verarscht, dessen Tage sind gezählt!"
    Unsere Forderung: Power muss weg!“, machten die Löwen-Fans beim Spiel gegen den MSV Duisburg klar.

    „Idioten“, konterte Power bei Instagram.

    Eine Antwort der 1860-Fans blieb beim folgenden Stadtduell gegen Türkgücü München am Dienstag zwar aus, trotzdem legte Power in der Nacht auf Donnerstag noch einen nach.
    „I don‘t care if people talk shit about me. I was raised to flush shit down the toilet. Not to play with it“, postete er in Glitzerschrift in seiner Instagram-Story.
    Zu deutsch: „Es interessiert mich nicht, ob Leute Scheiße über mich erzählen. Ich wurde dazu erzogen, Scheiße die Toilette herunter zu spülen. Nicht mit ihr zu spielen.“

    Es stellt sich die Frage, ob Power, bei dem noch nicht einmal dessen Name stimmt, überhaupt auch nur einen Hauch von Erziehung genossen hat.

    POWER MUSS WEG, SOFORT!

  • Kein1860Fan am 08.09.2022 12:13 Uhr / Bewertung:

    Die neueste Entgleisung von Power auf Instagram:

    “Es ist mir egal, wenn Leute Scheiße über mich reden. Ich wurde dazu erzogen, Scheiße die Toilette hinunterzuspülen. Nicht damit zu spielen.”

    Seine Attacken scheinen Ausfluss eines geringen Selbstwertgefühls zu sein. Er sollte sich besser das Buch von Carl. A. Siebel beschaffen, der darin seine Auffassung darlegt: "dass Charakter die entscheidende Qualität für Führungspersönlichkeiten ist. Charakter und der Umgang mit den Mitarbeitern (und Fans) entscheiden über Erfolg oder Scheitern."

  • Ultralöwe am 07.09.2022 23:01 Uhr / Bewertung:

    Die Aktion der Ultras GEGEN Power war super und genau auf den Punkt gebracht. Wenn ihr das wiederholt und statt der Ismaik Fahne eine Anti Power Fahne schwenkt, laut meiner Info wäre das nicht die schlechteste Entscheidung. Power ist das schwächste Glied in der Kette. Ismaik gehören Anteile und ist laut Reisinger in einem positiven Austausch. Power ist nur angestellt. Wenn jetzt die Ismaik Fahne verschwindet und nur gegen den Angestellten gepokert wird, wer wird auf Dauer geopfert ? Nicht der Anteilseigner ☝️

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