Interview

TSV-1860-Investor Ismaik: "Natürlich wünsche ich mir die Abschaffung der 50+1-Regel"

In Teil II des AZ-Interviews spricht TSV-1860-Investor Hasan Ismaik über den Clinch mit Präsident Robert Reisinger, sein angeblich geschrumpftes Vermögen und fordert eine "angemessene Kontrolle" über sein Investment.
Matthias Eicher
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Will mit dem TSV 1860 in die Bundesliga: Investor Hasan Ismaik.
Will mit dem TSV 1860 in die Bundesliga: Investor Hasan Ismaik. © Sven Simon/imago

München/Abu Dhabi - Hasan Ismaik, Investor des TSV 1860, ist enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass seine Löwen den angestrebten Aufstieg klar verpassten. Enttäuscht über die sportliche Leitung um Günther Gorenzel, die laut Ismaik versagt habe.

Und auch enttäuscht über Sechzger-Präsident Robert Reisinger. Im zweiten Teil des großen AZ-Interviews holt der jordanische Geschäftsmann zum Schlag gegen die Vereinsführung aus. 

Ismaik: "Reisinger sollte die Interessen des Vereins repräsentieren"

AZ: Herr Ismaik, sprechen wir über die Gesellschafter der Löwen: Das Verhältnis zwischen Ihnen und Präsident Robert Reisinger gilt schon seit langem als stark belastet. Wie kann man zum Wohle des Vereins auf professioneller Ebene überhaupt miteinander auskommen, wenn so viel Misstrauen herrscht?
HASAN ISMAIK: Bei allem Respekt für Robert, ich betrachte den Präsidenten als einen Repräsentanten des e.V., der vermitteln sollte, was der e.V. will, und nicht seine eigene Agenda. In diesem Sinne spielt es keine Rolle, wer wen trifft. Die Vertreter des e.V. wissen, mit welchem meiner Vertreter sie jederzeit sprechen können, sie müssen nur erklären, was sie wollen.

Ich habe vertrauenswürdige Berater mit meiner Vertretung beauftragt. Aus meiner Sicht hat das in den letzten Spielzeiten recht gut funktioniert, wie auch der Erfolg auf dem Platz gezeigt hat. Natürlich hat sich die Situation inzwischen verändert, aber ich kann Ihnen nicht sagen, was genau der Auslöser dafür war, weil ich es einfach nicht weiß.

Investor klagt: Er kam nicht zum Treffen, "Reisinger war in Südafrika"

Sie haben Köllner und die Geschäftsführung im Januar getroffen, nicht aber das Präsidium. Warum nicht, obwohl Ihnen Herr Reisinger zuvor eine Einladung ausgesprochen hat?
Herr Reisinger und seine Kollegen haben alle eine Einladung zu einem Treffen erhalten. Keiner von ihnen war in der Lage, sich zur Verfügung zu stellen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Herr Reisinger geantwortet, dass er mit seinem Sohn in Südafrika sei.

Hasan Ismaik: "Es geht nicht nur um den TSV 1860"

Welchen Ausweg gibt es Ihrer Meinung nach aus diesem Dauer-Konflikt? Müssen beide Seiten nicht ihre Ressentiments endlich hintanstellen – und unter den aktuellen Bedingungen zusammenarbeiten?
Wenn das Interesse aller nur auf 1860 gerichtet wäre, sähe die Situation anders aus. Aber im Moment gibt es andere Interessen, die zu berücksichtigen sind, wobei es in erster Linie darum geht, wer das Sagen hat – auch wenn ich glaube, dass dies irrelevant ist. Das Wichtigste ist, dass der Verein in die Bundesliga aufsteigt, damit wir ein Vermächtnis schaffen können, an das man sich erinnert. Ich hege keine Ressentiments, und mein Team war und ist zur Zusammenarbeit bereit, um das Beste für 1860 zu erreichen.

Ich bin in gutem Glauben hierhergekommen, um mein Vermögen zum Wohle eines großartigen Vereins einzusetzen, der eine unglaubliche Fangemeinde hat, die etwas Besseres verdient hat als das, was sie bekommen hat. Sie sollten sich die Frage stellen, warum dieser gute Glaube bei den Vertretern meiner Mitgesellschafter nicht erwidert wird. Noch einmal: Ich bin nicht das Problem.

Wäre Ihnen anstelle von Reisinger ein anderer Ansprechpartner lieber?
Mein Bruder Yahya, Saki Stimoniaris und Anthony Power sind in München. Sie sind meine Vertreter, also sollen sie sich mit ihren Mitvertretern zusammensetzen. Natürlich sind Robert Reisinger und seine Kollegen jederzeit willkommen, egal ob ich in München oder sonst wo bin.

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TSV 1860: "Es kann nicht das persönliche Denkmal eines Einzelnen sein"

Was sagen Sie zu den Plänen von Robert Reisinger, eine Turnhalle auf dem Vereinsgelände errichten zu wollen? Gäbe es aus Ihrer Sicht eine Möglichkeit, eine für den e.V. und die KGaA gewinnbringende Lösung zu finden?
Die Sporthalle ist eines von mehreren Themen, die derzeit diskutiert werden, aber es gibt noch eine große Anzahl von Fragen und wichtige Informationen, die von der Geschäftsführung angefordert wurden, und die immer noch nicht geliefert worden sind, obwohl diese schon vor Monaten angefordert wurden.

Sobald ich die notwendigen Informationen erhalte und die Gewissheit habe, dass es das Richtige für 1860 ist, wäre ich mehr als bereit, selbst eine Finanzierung in Betracht zu ziehen. Letztendlich muss aber, wie Sie in Ihrer Frage sagen, eine Entschließung zu diesem Thema zum Nutzen von 1860 sein und kann nicht einfach das persönliche Denkmal eines Einzelnen sein.

Ismaik über Power: "Anthonys Zeit als Geschäftsführer ist die erfolgreichste Amtszeit bis jetzt"

Gestatten Sie uns ein paar Fragen zu den Strukturen und Strömungen rund um Sechzig: Ihr Mitarbeiter Anthony Power ist im Vereinsumfeld der Löwen seit Jahren umstritten. Sie haben ihn kürzlich als "effektiv" bezeichnet. Ist Ihnen bewusst, dass Ihr eigner Ruf durch sein Wirken bei Teilen der Fans Schaden nimmt?
Anthony hat eine starke, tatkräftige Persönlichkeit – und ist direkt. Er spielt keine Spielchen und manipuliert niemanden. Er sagt, was er denkt, und ist aus diesem Grund erfolgreich. Ich bin sicher, dass ihn mehr Menschen mögen würden, wenn er schwach und leicht zu manipulieren wäre. Leute, die Anthony kritisieren, kennen oft nicht die ganze Geschichte.

Anthony will, dass 1860 wieder erfolgreich wird, und selbst die oberflächlichste Betrachtung der Leistung des Unternehmens seit meiner Übernahme zeigt, dass Anthonys Zeit als Geschäftsführer die erfolgreichste Amtszeit war. Ich möchte Ihre Leser herausfordern, eine andere Person zu finden, die versucht hat, mehr für 1860 zu tun, ohne dabei ihre eigenen persönlichen Ziele zu verfolgen.

TSV-1860-Aufsichtsrat: Schulnote sechs für die Sechzger

Ihr Aufsichtsrat Saki Stimoniaris hat gegenüber dem Internet-Blog "dieblaue24" kürzlich für die Saison 2022/23 der Sechzger die Schulnote 6 gegeben. Wie sehen Sie das?
Ich stimme mit seiner Einschätzung überein.

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Das "Löwenmagazin" hat darüber berichtet, dass Ihr Unternehmen "Masaken Capital" vier Tochterunternehmen aufgelöst hat. Was sagen Sie dazu – und zu den Spekulationen, wonach Ihr Vermögen deutlich geschrumpft ist?
Ich muss sagen, dass ich es lustig finde, wie das Löwenmagazin die Diskussion auf mein Vermögen und meine Geschäftsinteressen konzentriert. Sie sollten sich lieber darauf konzentrieren, das Management zur Rechenschaft zu ziehen, weil es wieder einmal unsere Ziele nicht erreicht hat, und das Präsidium, weil es das Management nicht angemessen kontrolliert und instruiert hat.

Ismaik über Investment: "Es war ein humanitärer Akt Geld zu geben"

Oberlöwe Reisinger sagte als Gast einer Jubiläumsveranstaltung der AZ auf dem "blauen Sessel": "Jeder soll das machen, was er kann. Der Trainer trainiert, der Spieler spielt, der Präsident präsidiert, der Investor investiert und die Fans unterstützen." Frage an den Investor: Werden Sie das Budget für die kommende Saison, Stand jetzt etwa 4,5 Millionen Euro, durch Ihre finanzielle Unterstützung weiter erhöhen, um die Aufstiegschancen zu verbessern?
Sie können sich mit dieser Frage an die zuständigen Stellen bei 1860 wenden, aber ich sage Ihnen eines: Als Herr Reisinger seine Ernennung zum Präsidenten annahm, sagte er sehr schnell, dass mein Geld nicht mehr willkommen sei, und soweit ich weiß, hat er diese Worte nie zurückgenommen.

Ja, ich habe während der Covid-19-Pandemie geholfen, aber das war ein humanitärer Akt, der alle Differenzen überwindet. Es war mir ein Privileg, mein Vermögen dazu einzusetzen, um der Löwen-Familie in dieser für unseren Verein beispiellosen Zeit zu helfen.

Abschaffung der 50+1-Regel für angemessene Investitionskontrolle 

Sie haben hinlänglich erklärt, Ihre Löwen-Anteile nicht verkaufen zu wollen, weitere Gesellschafter aber nicht abzulehnen. Können Sie uns Neuigkeiten bezüglich einer möglichen Kapitalerhöhung oder des Einstiegs eines weiteren Gesellschafters präsentieren?
Nein.

Welche Strukturen muss der TSV 1860 Ihrer Meinung nach haben, damit er wieder auf die große Bühne des Fußballs zurückkehrt?
Natürlich wünsche ich mir, wie jeder andere Mehrheitsgesellschafter auch, die Abschaffung der 50+1-Regel, damit diejenigen, die die Zeche bezahlen, eine angemessene Kontrolle über ihre Investition haben.

Auch wenn ich es gern sehen würde, wenn die Struktur geändert wird, glaube ich im Moment nicht, dass die Struktur das eigentliche Problem bei 1860 ist – sondern die Art und Weise, wie die Verantwortlichen innerhalb dieser Struktur agieren und welche Kompetenzen sie haben, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Bitte sagen Sie mir, in welchem anderen Unternehmen wird die Kontrolle an Leute übergeben, die ihren täglichen Aufgaben und ihren Verpflichtungen in ihrer Freizeit nachkommen?

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45 Kommentare
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  • Rudi Kahlschlag am 19.05.2023 18:15 Uhr / Bewertung:

    Schulnote 7 für den Investor. Vielleicht kann ja im Umfeld von Herrn Ismaik irgendjemand diesen armen Menschen mal darüber aufklären, dass alle Entscheidungen in diesem Jahr von der Investorenseite mit gebilligt wurden. Folglich bekommt der Investor auch eine 6. Und weil er die Fans auch noch für dumm verkaufen möchte, gibt es eine Sonder-7.

  • Kein1860Fan am 19.05.2023 13:32 Uhr / Bewertung:

    Ismaik hat die Saisonleistung 2022/23 bewertet. Erfolgte diese von einem Grundschüler ohne Fußballkenntnisse und Managementexpertise? Vor allem hat HI seine Leistungen während der Doppelabstiegssaison 2016/17 vergessen!

    Auf der Basis von Zahlen, Daten und Fakten:

    Saison 2022/23 mit RR+GG: Etat vorderes Mittelfeld; Verlust ca. 2 Mio.; Tabelle: Mittelfeld; Punktedurchschnitt 1,47;
    Note: 3,5 solides Management
    ______

    Saison 2016/17 mit HI+GG: höchster Etat; Verlust 22 Mio; Doppelabstieg; Punktedurchschnitt: 1,06 je Spiel;
    Note: 6,0 Totalversager
    _____

    Die Konstante seit 2011: Ismaik als Märchenerzähler von dem, was er schaffen will. Bundesliga, CL-Spiele gegen Barcelona, solide Finanzen, eigenes Stadion mit Löwenzoo. Davon hat er erreicht: nix
    Das peinliche Ergebnis von Ismaik: Doppelabstieg mit ablösefreiem Spielerabgang; 22 Mio. Jahresverlust; Anstieg Schulden um ca. 50 Mio.; Kündigung Allianz Arena; 2017 drohte Lizenzverlust und Pleite (was Reisinger zu verhindern wusste)

  • Leo Leonis am 17.05.2023 18:45 Uhr / Bewertung:

    Was soll das eigentlich für ein „Geschäftsmann“ sein, der sich weigert, mit seinem Mitgesellschafter über das gemeinsame Unternehmen zu sprechen? Der das lieber seinem mittleren (mittelmäßigen) Management überlässt? Steiner hat leider recht. Mit HII wird es nie mehr was werden. Also Zeit den Stecker zu ziehen, raus aus der KGaA mit ihm und bei null anfangen. Die Fans werden es verstehen.

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