TSV 1860: Günther Gorenzel will gehen, aber Löwen-Boss Robert Reisinger weiß von nichts
München - Ist Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel bald Geschichte beim TSV 1860? Nach AZ-Informationen hat der Österreicher ein schriftliches Angebot des Erstligisten Austria Klagenfurt vorliegen und könnte zu seinem Heimatverein an den Wörthersee zurückkehren.
Die Betonung liegt auf "könnte", denn es gestaltet sich bei den Löwen – wie so oft – mal wieder kompliziert.
Wahrheit oder Gerücht: Verlässt Günther Gorenzel den TSV 1860 wirklich?
Gorenzel selbst soll die Vereinsgremien der Löwen schon Ende vergangener Woche über seinen Wechselwunsch informiert haben.
So weit, so gut: Der baldige Abgang des Sport-Bosses, von dem die "Kleine Zeitung" kürzlich bereits berichtet hatte, scheint sich also tatsächlich zu konkretisieren. Auf AZ-Nachfrage war der 51-Jährige bisher allerdings nicht erreichbar, um Stellung zu den laufenden Verhandlungen zu nehmen.
Der einstige Assistent von Sechzigs Ex-Coaches Walter "Schoko" Schachner und Marco Kurz will 1860, wie man aus der Alpenrepublik hört, vor allen Dingen aufgrund der massiven Kritik aus den eigenen Reihen den Rücken kehren: Investor Hasan Ismaik hatte das Schicksal Gorenzels an das Wirken von Ex-Coach Michael Köllner geknüpft, der allerdings ohne Rücktritt des Sport-Chefs im Januar entlassen worden war.
Auch auf Vereinsseite hat Gorenzel, zu Saisonbeginn noch von allen Seiten für seine frühe und scheinbar gelungene Kaderzusammenstellung gelobt, nach dem erfolglosen Saisonverlauf und nur Rang acht an Rückendeckung verloren. Dem Abgang des Mannes, der noch bis Juni 2024 unter Vertrag steht, sollte also nicht viel im Wege stehen. Oder doch? Angeblich hakt der Wechsel nämlich daran, dass Gorenzel von Vereinsseite noch keine Freigabe erhalten hat.
TSV-1860-Präsident Reisinger weiß von nichts: "Wir haben noch nichts gehört"
Umso erstaunlicher, dass die AZ auf Nachfrage vom Oberlöwen erfuhr: "Wir haben Stand jetzt weder von Austria Klagenfurt, noch von Günther Gorenzel eine entsprechende Anfrage erhalten", sagte Sechzigs Präsident Robert Reisinger. Das Vereinsoberhaupt müsste es ja wissen, schließlich sitzt Reisinger in den wichtigsten Gremien der Sechzger.
Ist nun also Pokern und Taktieren angesagt? Theoretisch könnte 1860 nämlich eine Ablösesumme für Gorenzel verlangen, nachdem dessen Kontrakt erst in gut einem Jahr ausläuft. Gerüchten zufolge ist auch von einer Klausel die Rede, die der Österreicher nutzen könnte, um freie Bahn für einen Abgang zu haben. Gesichert ist dies aber nicht.
Zum Hintergrund: Über Gorenzels Schicksal entscheidet der Beirat der Giesinger, der die Geschäftsführung bestellt und theoretisch auch abberufen kann. In diesem Gremium sitzen neben Reisinger und Verwaltungsrat Nicolai Walch auf Vereinsseite auch die Aufsichtsräte Saki Stimoniaris und Andrew Livingston, die von der Ismaik-Seite entsandt wurden.
Wie würde es ohne Gorenzel beim TSV 1860 weitergehen?
Möglicherweise ist es ausgerechnet die Personalie Gorenzel, die eine Art Gordischen Knoten lösen könnte: Es verdichten sich die Anzeichen, dass Geldgeber Ismaik bei einem Abschied des in Ungnade gefallenen Geschäftsführers den Geldbeutel doch noch aufmachen könnte.
Trainer Maurizio Jacobacci hatte dies kürzlich gefordert, um mit Sechzigs Mannschaft eine bessere Perspektive zu haben, als "nur" um den Klassenerhalt zu kämpfen.
Als Nachfolgekandidat wäre gewiss schnell ein passender Ex-Löwe gefunden: Die gestandenen Sportchefs Horst Heldt oder Jochen Kientz hatten wie Neuling, aber 1860-Ikone Benny Lauth schon in der Vergangenheit allesamt Interesse gezeigt. Denkbar wäre allerdings auch ein (günstigeres) Modell mit nur einem Gesamt-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, dem dann eine Art Sportdirektor/Kaderplaner unterstellt wäre.
So oder so, es bleibt spannend, ob Gorenzel nach fünfeinhalb Jahren seines Wirkens als kühler Analytiker mit Licht und Schatten in der Kaderplanung, aber hohem Identifikationsfaktor mit 1860 gehen darf: Theoretisch könnte die Vereinsseite sogar per 50+1-Regel auf Vertragseinhaltung pochen.