TSV 1860 e.V. rasiert Ismaik-Aussagen: "Unverschämtheit gegenüber den Funktionären und Mitgliedern"
München - Seit zwei Wochen zeigt Hasan Ismaik eine bemerkenswerte Präsenz im Löwen-Kosmos, den Startschuss gab ein 14 Minuten langes Video-Statement. Seither betreibt er unter dem Credo "Lasst uns 1860 wieder groß machen!" Wahlkampf, forciert bei der Mitgliederversammlung am 16. Juni die Neubesetzung des Verwaltungsrats. Der Jordanier trifft Fanklubs, gibt Interviews, postet regelmäßig Statements - all das mit klarer Kante und Anschuldigungen gegen die aktuellen Amtsinhaber des Vereins.
Nun setzt sich der TSV 1860 e.V. mit einer Stellungnahme zur Wehr. Unter dem Titel "Hasan Ismaik verbreitet mehrere falsche Behauptungen" widerspricht der Verein zahlreichen Aussagen des Investors, die er in einem 18 Minuten langen BR-Interview getätigt hat.
Löwen-Abstieg 2017 und Ismaiks Offerte über ein 11-Millionen-Euro-Sponsoring
Hohe Wellen hatte Ismaiks Aussage geschlagen, wonach der e.V. 2017 ein Sponsoring von elf Millionen Euro abgelehnt habe, wodurch der Absturz von der 2. Liga in die Regionalliga besiegelt wurde. Laut Verein sei man über dieses Angebot allerdings erst am "Schwarzen Freitag" informiert worden. Zudem habe die damalige Geschäftsführung den vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) geforderten Finanznachweis der Sponsoringsumme "trotz engen Austausches mit dem potenziellen Sponsoringpartner nicht beibringen" können. Zuvor habe Ismaik noch vor Saisonende den notwendigen Ausgleich der finanziellen Schieflage "ultimativ an eine Reihe unerfüllbarer Forderungen" geknüpft und sich jede weitere Kommunikation bis zu deren Realisierung verboten.
TSV 1860 e.V. spricht von "Unverschämtheit gegenüber den Funktionären und Mitgliedern"
Als generelles Problem gilt im Löwen-Kosmos die fehlende Kommunikation zwischen Vereinsvertretern und Investorenseite. Die von Ismaik im BR angesprochene Interview-Aussage von Präsident Robert Reisinger, wonach dieser keinen Gesprächsbedarf sehe, stelle laut Verein nur eine Momentaufnahme aus dem Sommer 2017 dar. Zudem bestehe der Jordanier generell darauf, "den Kontakt ausschließlich über seine Vertreter vor Ort zu pflegen". Es habe seitens des e.V. aber sehr wohl "immer wieder persönliche und öffentliche Einladungen" an Hasan Ismaik gegeben.
Vehement wehrt sich der TSV 1860 e.V. gegen die Vorwürfe Ismaiks, Präsidium und Verwaltungsrat wollten ihn loswerden, würden sportlichen Erfolg für einen Verbleib im Grünwalder Stadion verhindern und handelnde Personen des Vereins würden der Profifußball-Firma absichtlich Schaden zufügen. Der e.V. bestreitet sämtliche Anschuldigungen und bezeichnete vor allem die Zerstörungsvorwürfe als "Unterstellung" ohne sachliche Grundlage sowie als "Unverschämtheit gegenüber den gewählten Funktionären und den Mitgliedern des Vereins".
1860 und Ismaik: Aussage gegen Aussage beim Thema Darlehen
Der Aussage, wonach der e.V. Ismaiks Zahlungen selbst stets als Darlehen haben wollte, hatte Präsident Reisinger bereits auf AZ-Anfrage widersprochen, der Verein unterstrich dies nun nachdrücklich. Darlehen seien für die Investorenseite seit deren Einstieg 2011 "das einzige für sie denkbare Finanzierungsinstrument" gewesen. Seitens des e.V. vorgeschlagene alternative Finanzierungskonzepte seien stets abgelehnt worden.
Reisinger selbst habe lediglich betont, dass die Ausgaben der KGaA durch die Einnahmen gedeckt werden müssen, Ismaik aber nie um weitere Darlehen gebeten. Der Investor hingegen habe "nach dem Aufstieg in die 3. Liga aus Eigeninitiative ein sog. 'zusätzliches Budget' ausgerufen", die der e.V. aber nur durch nachrangige Genussscheine zuließ.
Bis zum Showdown am 16. Juni will sich Ismaik jeden Tag mit Löwen-Fans treffen. Sämtliche Beobachter werden genau hinhören, welche weiteren Aussagen er dabei tätigt.