Trainer des TSV 1860 München: Kosta Runjaic unter Druck

Löwen-Trainer Kosta Runjaic steht in der Kritik. Meisterlöwe Bernd Patzke schimpft: "Nicht zweitligatauglich!" Präsident Peter Cassalette dementiert ein Weihnachts-Ultimatum für den Coach.
München - Plätzchen naschen, Glühwein trinken, Bescherung feiern, Geschenke auspacken: Weihnachten, das Fest der Geburt Jesus Christus Jesus Christus, ist für gewöhnlich ein Fest der Freude. Für Kosta Runjaic könnte es in diesem Jahr eine unliebsame Überraschung bereithalten. Zumindest dann, wenn bei den Löwen-Bossen das Vertrauen in den Trainer bis dahin leise dahinrieselt wie der Schnee in den Liedern.
"Es gibt keinen Grund, Panikmache zu betreiben. Selbst dann nicht, wenn wir in Würzburg verlieren", hatte Präsident Peter Cassalette vor einer Woche im AZ-Interview gesagt. Eine enttäuschende Löwen-Pleite später zitiert "BILD" den Oberlöwen mit einer Aussage, die Runjaic beim Gedanken an seinen nächsten Heiligen Abend rund zweieinhalb Monaten begleiten dürfte: "Es wird bis Weihnachten keine Trainer-Diskussion geben. Was danach kommt, kann ich heute noch nicht sagen."
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In anderen Worten: Man setzt Vertrauen in Runjaic, die erste handfeste Krise in den Griff zu bekommen. Noch. Bis zur Winterpause sollten die Sechzger tunlichst zusehen, nicht – wie derzeit der Fall – nur drei Zähler Vorsprung auf Schlusslicht FC St. Pauli zu haben. Oder gar noch weiter abzurutschen. Sonst dürfte auch der anfangs so hochgelobte Coach nicht vom gängigsten Reflex bei anhaltender Erfolglosigkeit verschont bleiben.
Cassalette mit Dementi
"Ich habe keinem mir bekannten Vertreter der BILD-Zeitung gegenüber eine solche Aussage getätigt", erklärte Cassalette auf AZ-Nachfrage zum Statement, das bei einem Treffen mit Bayern-Legende Franz "Bulle" Roth im Käferzelt auf der Wiesn gefallen sein soll. Schon am Samstag war er beim Heimspiel der Roten gegen den 1. FC Köln (1:1) auf der Tribüne in der Nähe von Arnold Schwarzenegger gesichtet worden ("Ich muss doch niemandem begründen, warum ich zu einem Fußballspiel gehe") Doch zurück zur Action bei 1860: Eine weihnachtliche Schonfrist also für Runjaic? Oder nur ein Missverständnis? Klar ist, dass die Verantwortlichen um den Umbruch mit Neu-Trainer Runjaic, Neu-Sportchef Thomas Eichin und einer kompletten Neulöwen-Elf wissen.
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Aktuell hat die Mannschaft viele Verletzte zu verkraften und ist im Vergleich zu den Vorjahres-Löwen zwar teurer, aber auf dem Feld de facto kaum verändert. Sogar Investor Hasan Ismaik hat die Geduld in einem seiner Facebook-Posts als "besten Ratgeber" bezeichnet. Klar ist aber auch: Cassalette hatte vor dem verpatzten Saisonauftakt in Fürth (0:1) schon einmal eine ähnliche Aussage getätigt. Im Profi-Geschäft gilt es immer, einen Plan B in der Tasche zu haben, sollte Plan A nicht funktionieren. Für eine eingehende Bewertung der Lage scheinen sich die Giesinger nun die stade Zeit auserkoren zu haben.
"Bei mir schrillen die Alarmglocken"
Ein Trio, das ihrem Herzensverein regelmäßig auf der Tribüne die Daumen drückt, teilt ob der Entwicklung größte Sorge. "Bei mir schrillen die Alarmglocken", sagt Meisterlöwen-Kapitän Peter Grosser der AZ, "ich möchte aber mich nicht weiter dazu äußern – das würde unschön werden." Kollege Fredi Heiß habe "immer noch keine Mannschaft" ausgemacht, sondern "30 austauschbare Spieler".
Und auch Bernd Patzke geht mit 1860 hart ins Gericht: "Die jüngsten Leistungen fand ich grausam. Da gibt es nichts zu beschönigen: Das war nicht zweitligatauglich!", schimpft der 73-Jährige und weiß trotz der Tatsache, dass sich eine Trainerdiskussion noch verbietet, über Runjaics schicksalsträchtige Vorweihnachtszeit: "Trainer werden immer an Ergebnissen gemessen. Er muss jetzt liefern." Liefern dafür, um an Silvester ohne jeglichen Sarkasmus behaupten zu können: Es war eine schöne Bescherung.