Tor aberkannt: Ein Pfiff ins Glück

Schiedsrichter Drees annulliert den regulären Treffer des Clubs zum 2:2. Ein Fehler, der die Löwen im Abstiegskampf retten kann. Poschner: „Ab und zu braucht man auch mal Glück im Leben“.
von  Matthias Eicher
Schiedsrichter Dr. Jochen Drees annulliert das 2:2 durch den Nürnberger Dave Bulthuis (M.) – eine Fehlentscheidung.
Schiedsrichter Dr. Jochen Drees annulliert das 2:2 durch den Nürnberger Dave Bulthuis (M.) – eine Fehlentscheidung. © imago

München –  Nürnbergs Trainer Rene Weiler war nach dem Schlusspfiff mächtig angefressen. „Das 2:2 muss ich noch mal ansprechen. Derjenige, der das Tor zurückgenommen hat, muss sehr viel Phantasie haben. Da kann man schon auf interessante Gedanken kommen“, schimpfte der Trainer des 1. FC Nürnberg. Er konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum der Club beim TSV 1860 als Verlierer vom Feld gegangen war. Und das alles wegen einer entscheidenden Szene.

Was war passiert? Danny Blum spielte in der 85. Minute einen Steilpass in die Spitze, wo Jakub Sylvestr vor Gui Vallori an den Ball kam und in den Lauf von Dave Bulthuis weiterleitete, der eiskalt an Löwen-Keeper Vitus Eicher vorbei zum Ausgleich traf. Aber: Schiedsrichter Dr. Jochen Drees nahm nach über einer Minute Jubel der Clubberer bei gleichzeitigem Löwen-Frust das vermeintliche 2:2 zurück. Warum? Gute Frage. Wegen Abseits, zeigte er an.

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Nur: Damit lag er falsch. Die TV-Bilder hatten Vallori als letzten Mann enttarnt, somit wäre der Ausgleich korrekt gewesen. Kurios, dass Drees sich dabei nach angeregter Diskussion mit seinem Linienrichter Christian Gittelmann auf das Urteil des Assistenten verließ, der während der Szene seine Fahne nicht gehoben, aber nachträglich auf Abseits plädiert hatte. Das alles umringt von Akteuren beider Vereine sowie Löwen-Sportchef Gerhard Poschner und Weiler, die ihre Ansichten etwas hitziger austauschten als die Unparteiischen.

Löwen-Coach Torsten Fröhling über die Szene: „In meiner Trainerkarriere habe ich das noch nicht erlebt. Umso schöner, dass wir die Glücklichen waren.“ Kapitän Christopher Schindler winkte jeden Protest beiseite und verwies auf ausgleichende Gerechtigkeit: „Ob es abseits war oder nicht, ist mir scheißegal. Wir haben auch schon Tore kassiert, die aus Abseitsposition fallen. Das passiert im Fußball. Diesmal war es vielleicht glücklich für uns, das gleicht sich im Laufe der Saison aus.“ Der Kapitän hatte wohl auch im Kopf, dass Sechzigs Valdet Rama wenige Minuten zuvor von Even Hovland elfmeterreif umgegrätscht wurde und Drees weiterlaufen ließ. Daniel Adlung gratulierte den Referees: „Kompliment, dass die Schiris das Tor nach einer Minute noch zurückgenommen haben.“

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Und was sagt der Schiri selbst? „Ich kann mir vorstellen, dass der Asisstent bedröppelt in der Kabine sitzt. Fußball ist Tagesgeschäft, am Ende war die Entscheidung leider falsch“, gab Dr. Jochen Drees zu. Übrigens: Mit dem Ausgleich der Nürnberger wäre 1860 Vorletzter geblieben, hätte den Klassenerhalt nicht in der eigenen Hand und müsste am letzten Spieltag beim KSC noch mehr zittern. Sportchef Gerhard Poschner: „Wir haben uns alle gewundert. Aber ab und zu braucht man auch mal Glück im Leben.“ Oder eine Schiri-Entscheidung, die bei den Löwen womöglich über sein oder nicht sein in der 2. Liga entscheiden könnte.

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