Stolpert Hinterberger über Halfar?

München - Sie wollen es natürlich vermeiden. Aber wirklich wundern würde sich bei den Löwen wohl niemand, wenn Daniel Halfar am Montag als großer Sieger aus dem Spiel des TSV 1860 beim 1. FC Köln hervorgehen würde.
Niemand an der Grünwalder Straße würde bestreiten, dass Halfar der kreativste Kicker war, der in den letzten Jahren an der Grünwalder Straße gespielt hat. Sportchef Florian Hinterberger schon gar nicht. „Ein super Spieler, ich mag ihn”, sagte Hinterberger noch letzte Woche der AZ. Dennoch bot Hinterberger ihn schon im Frühjahr schon auf dem Markt an, Ex-Trainer Alexander Schmidt gab ihm zudem nicht mal einen Trainingsplan mit in den Urlaub. Im Sommer wechselte der 25-Jährige schließlich für die recht überschaubare Ablöse von 250.000 Euro nach Köln – wo Halfar als Spielgestalter maßgeblich für den derzeitigen Höhenflug des Tabellenführers verantwortlich ist.
Für Hinterberger könnte sich der Verkauf des Technikers zum Bumerang entwickeln. Am Freitag bezeichnete Präsident Gerhard Mayrhofer den Verkauf Halfars in aller Öffentlichkeit als „Fehler. Ich hätte ihn nicht verkauft.” Auch Trainer-Legende und Ex-Vizepräsident Karsten Wettberg, der Mayrhofer schon 2006 bei den Löwen einbinden wollte, schüttelt nur den Kopf angesichts des Halfar-Verkaufs. „Hier dachten sie, er könne nur auf dem Flügel spielen. In Köln spielt er jetzt zentral – und überragt”, sagt er.
Tatsächlich geht den Keintorlöwen (erst acht Saisontreffer), das kreative Moment im Spiel ab. Auch bei Standards, eine Spezialität Halfars, sind die Löwen ungefährlich.
Das ist die eine, die sportliche Ebene. Zum richtigen Problem werden könnte für Hinterberger aber die politische Ebene. Der Sportchef ist nicht gerade beliebt bei weiten Teilen des Anhangs. Und er spürt, dass er das nächste Opfer sein könnte des von Mayrhofer propagierten „System-Umbaus” der Löwen – und sich demnächst auf einer anderen Position bei 1860 oder gar auf dem Arbeitsmarkt wiederfinden könnte. Auf Hinterbergers Einwand, dass man nur durch den Verkauf noch eine Ablöse bekommen konnte für Halfar, sagte Mayrhofer der „SZ”: „Ist das die richtige Haltung? Das ist doch keine Löwenhaltung. Das ist eine Durchwurschtelhaltung.”
Auch vor Robert Schäfers mehr oder weniger freiwilligen Rückzug hatte Mayrhofer mit ähnlichen Argumenten den Druck erhöht auf den Geschäftsführer. Als Schäfer wegen Terminen in München nicht zum Auswärtsspiel nach Aalen mitreiste, warf der Präsident die Frage auf, ob wirklich alle bei 1860 mit aller Macht aufsteigen wollten. Jetzt stellt sich die Frage: Stolpert nun Hinterberger über Halfar?
Der Manager kann gute Gründe ausführen für den Verkauf des Technikers. Da wäre etwa die Tatsache, dass Halfar in drei Jahren zwar 68 Spiele (8 Tore, 18 Assists) machte, aber das Pech hatte, infolge vieler Verletzungen nur selten ganz fit gewesen zu sein. Das schreckte offenbar auch die Konkurrenz ab: Viele Angebote gingen für den nicht ein bei 1860. Genauer gesagt: Nur jenes aus Köln. Hinterberger verweist auch darauf, dass er als Angestellter auf Anweisung von Geschäftsführer Schäfer handelte und es Halfar gewesen sei, der das zwar leistungsbezogenere, aber „für unsere Verhältnisse gute” Angebot ausgeschlagen hätte. Doch Revolutionen nähren sich in erster Linie von Gefühlen. „Die wollten ihn nicht mehr. Da kann man sich nur an den Kopf fassen”, sagt Wettberg. Er ist nicht der einzige.