Hinterberger im Interview: „Ein Sportdirektor ist nur so gut wie der Geldbeutel“
Löwen-Sportchef und Interims-Geschäftsführer Florian Hinterberger spricht im AZ-Interview er über Jens Lehmann, den Fan-Schwund bei 1860 – und seine Zeit als Inhaber eines Fitness-Studios.
AZ: Herr Hinterberger, wie gut waren Sie in der Schule in Mathe?
Florian Hinterberger: Mittelmäßig, ich war eher in den Sprachen gut. Und in Sport natürlich. Aber eine Bilanz kann ich grundsätzlich schon lesen, wenn Sie das meinen.
Darauf wollten wir hinaus, ja. Sie sind seit der Demission von Robert Schäfer kommissarisch auch Geschätsführer bei den Löwen. Haben Sie so etwas in der Art schon mal gemacht?
Zu meiner Zeit in Starnberg war ich als Trainer sehr stark auch in die geschäftlichen Belange des Klubs eingebunden. Und damals war Starnberg ein Drittligist. Außerdem war ich zu meiner Zeit im Rheinland drei Jahre lang Inhaber eines größeren Fitness-Studios.
Haben Sie damals nicht Sport studiert?
Studiert hab' ich vorher und nachher. Damals war ich mit einer Kölnerin verheiratet, der Plan war, nach der Karriere im Rheinland zu bleiben und aus dem Studio ein Reha-Zentrum zu machen. Dann bin ich aber zu 1860 gewechselt - und habe das Studio verkauft.
Wie viele Aufgaben sind dazu gekommen durch die Doppel-Funktion?
Grundsätzlich hoffe ich, dass der Verein so schnell wie möglich einen geeigneten Nachfolger für Robert Schäfer findet. Ich sehe mich im neuen Amt eher als Verwalter. Aber am Dienstag hatte ich beispielsweise einen Ganz-Tages-Termin mit unserem Ausrüster Uhlsport. Das kommt dann natürlich zu meiner eigentlichen Arbeit als Sportdirektor hinzu.
Hatten Sie nochmal Kontakt zu Schäfer?
Klar. Robert ist im Guten gegangen, er ist auch nicht beleidigt. Wenn ich eine Frage habe, kann ich ihn anrufen. Das tue ich auch.
Ende Oktober findet die Nach-Lizenzierung durch die DFL statt. Haben Sie bei der Durchsicht der Geschäftsbücher kritische Zahlen entdeckt? Der Klub hatte durch die Beurlaubung von Alexander Schmidt unerwartete Ausgaben. Auch Schäfer muss noch abgefunden werden.
Auch die sinkenden Zuschauerzahlen, für die ich grundsätzlich Verständnis habe, spielen natürlich eine Rolle. Aber Robert und unsere Finanzchefin Silke Böckmann haben den Prozess der Nachlizenzierung vorbereitet. Ich erwarte keine negativen Überraschungen.
Klar ist aber, dass Sie mit dem derzeitigen Etat im Winter keine neuen Spieler holen können.
Das geht nur, wenn sich unsere beiden Gesellschafter darauf verständigen, weiter zu investieren.
Die Vorgänger-Präsidien sind in der Zusammenarbeit mit Ismaik gescheitert. Wie optimistisch sind Sie, dass es nun Präsident Gerhard Mayrhofer gelingt?
Jetzt warten wir doch einfach ab. Gerhard Mayrhofer und Hasan Ismaik wollen sich schon bald wieder treffen.
Im Frühjahr wollte Hasan Ismaik Sie loswerden. Hat er sich jetzt mal gemeldet?
Nein. Der Kontakt lief und läuft über das Präsidium. Grundsätzlich habe ich aber damals schon gesagt, dass ich Verständnis hätte, wenn das Wohl des Klubs an erster Stelle steht.
Wenn nun also Jens Lehmann ins Spiel gebracht wird als neuer Sportchef, dann...
...gleichzeitig habe ich mich damals aber auch nicht an Spekulationen beteiligt. So will ich es beibehalten.
Für Lehmann sollen seine Bekanntheit und seine guten Kontakte sprechen..
Unabhängig von Lehmann: Ein Sportdirektor ist nur so gut, wie der Geldbeutel, den er zur Verfügung hat. Ich bin selbst auch 30 Jahre im Fußball-Geschäft. Aber was nutzen mir meine Kontakte, wenn ich genau auf das Geld schauen muss? Wenn wir im Sommer ein größeres Budget gehabt hätten, dann hätten wir auch ein, zwei Spieler mehr geholt.
Lauterns Stürmer Olivier Occean hätten Sie haben können...
Über ihn - und viele andere - haben wir zumindest geredet, ja. Aber esr war nicht machbar. Und weil das Thema wieder hochkocht: Ja, auch Daniel Halfar mussten wir aus finanziellen Gründen verkaufen. Nachdem er unser Vertragsangebot ausgeschlagen hat, hatte ich die klare Vorgabe, eine Ablösesumme zu generieren - und Gehaltskosten zu senken.
Wäre der Geschäftsführer Hinterberger zufrieden mit der Arbeit des Sportdirektors Hinterberger?
Ich glaube an den Kader. Wir haben etwa mit Yannick Stark und Daniel Adlung überdurchschnittliche Zweitligaspieler geholt, die gerade eine schwächere Phase durchleben. Das ist nicht schön, gehört aber dazu und wird sich wieder regeln. Aber wenn ich super einkaufe und wir Achter werden, dann wird wird meine Arbeit trotzdem nicht als gut bewertet werden. Weil im Fußball natürlich nur die Ergebnisse zählen.
Dennoch: Sie springen nun ein, um dem Klub zu helfen - und haben doch schon wieder Gegenwind. Haben Sie irgendwann mal daran gedacht, aufzuhören?
Nein, so bin ich nicht. Aber ich gebe zu, dass diese Stimmung im Verein wahnsinnig viel Energie kostet. Uns alle. Aber auch die können wir nur durch sportlichen Erfolg verbessern.