Ismaik prescht vor - doch Hep will Geld
MÜNCHEN Hep Monatzeders Miene wurde immer ernster, der Kiefer und der Mundwinkel sackten Stück für Stück nach unten ab. Es schien, als traute Sechzigs Neo-Präsident seinen eigenen Ohren nicht mehr, als Hasan Ismaik von seinen Plänen berichtete. Die Präsentation der Gesprächsergebnisse zwischen Vereinsführung und Investor hatte sich Monatzeder anders vorgestellt. Ruhiger, sachlicher, ohne großen Knalleffekt.
Das hatte Monatzeder anfangs der Pressekonferenz unmissverständlich klar gemacht. „Bitte haben Sie keine zu großen Erwartungen, was unsere Auskunft angeht. Das Meiste wurde intern besprochen und soll auch intern bleiben”, hatte er gesagt.
Aber da hatte Monatzeder die Rechnung ohne Ismaik gemacht. Der Investor hielt sich nur kurz an die vom Präsidenten propagierte und für die Löwen völlig ungewohnte Taktik des Redens ohne Wesentliches zu sagen. Nach einem kurzen Anlauf, bei dem er sagte, dass er sich „über die neuen Gesichter im Verein” sehr freue und er nun hoffe, 1860 weiterzuentwickeln, lief Ismaik sich langsam warm. „We need a new Sportchef”, sagte er in bestem Deutsch-Englisch mit arabischem Akzent. Spätestens da war klar, dass sich bei den Löwen im Verhältnis zu Ismaik auch unter Monatzeder nicht viel geändert hat. Ismaik stellt weiter munter Maximalforderungen, unabhängig davon, was in den Sitzungen besprochen wurde oder nicht. Beziehungsweise: er zieht aus den Sitzungen die Schlüsse, die er ziehen möchte. Man habe einen Strategiewechsel vereinbart, meinte Ismaik. Nachmigttags stellte Monatzeder dies richtig. Der AZ teilte der Präsident telefonisch mit: „Wir haben uns verständigt, dass es einen Strategiewechsel geben kann. Dafür müssen aber zunächst Voraussetzungen geschaffen werden.” Bedingung sei vor allem, dass Ismaik bis Dienstag die beiden Raten aus dem Dreijahresplan in Höhe von zehn Millionen Euro überweise. „Danach können wir über alles reden”, sagte Monatzeder.
Was Ismaik alles will:
NEUER SPORTDIREKTOR Florian Hinterberger ist schon länger auf dem Kieker des Jordaniers. Zuletzt konnte er zwar punkten. Verpflichtungen im Winter wie von Rob Friend und Malik Fathi sind echte Verstärkungen. Auch dank ihm sind die Löwen noch im Aufstiegsrennen. Ismaik tangiert das offenbar nur wenig. Hinterberger muss abgelöst werden, meint der Investor. „Da sind wir uns alle einig”, sagte Ismaik sogar. Ein Deutscher, zumindest ein Europäer solle es werden, erklärte Ismaik. Erst nach Monatzeders Eingreifen ruderte er etwas zurück, sagte knapp: „Es ist noch keine Entscheidung gefallen.”
NEUER BERATER: Zwischen Abu Dhabi und München liegen nun einmal ein paar Kilometer. Jedenfalls zu viele, um sich jeden Tag das Training der Löwen anzuschauen. Für Ismaik kein Problem. Die Lösung heißt Hassan Shehata, von 2004 bis 2011 Nationaltrainer Ägyptens. Er ist von nun an Ismaiks Schatten am Trainingsgelände der Löwen. „Er wird mir immer Bericht erstatten, was hier passiert”, so Ismaik. Trainer Alexander Schmidt stört das nicht. „Es ist doch eine tolle Sache, wenn man einen hier hat, der sportliches Fachwissen hat. Ich habe damit kein Problem.”
BUSINESS-PLAN: „Wir wollen eine neue Phase beginnen”, erklärte der Jordanier. Dafür wird in den kommenden zwei Wochen, also noch vor der anstehenden Delegiertenversammlung, ein Business-Plan aufgestellt. Mal wieder. „Die Finanzen spielen eine entscheidende Rolle”, sagte Monatzeder. Ismaik: „Wir müssen versuchen, die Kosten zu reduzieren.” Durch weitere Entlassungen auf der Geschäftsstelle? Ob Ismaik nur sparen oder auch in die Mannschaft investieren will, bleibt weiter offen.
EIN NEUER TRAINER? Investor Ismaik bemühte sich redlich, Schmidt erst einmal zu loben. „Er hat mit dem Verein Fortschritte gemacht”, meinte er. Dann wurde es zweideutig: „Wir arbeiten für 1860, nicht für Personen. Im Moment arbeiten wir nur für Personen. Alles, was 1860 zu Gute kommen könnte, werden wir machen.” Dann wurde es eindeutig: „Wir müssen hinterfragen, ob eine Entwicklung stattgefunden hat. Vor einem Jahr war es nicht viel anders. Es hat sich nicht viel verändert im Gegensatz zu damals.” Das saß. Schmidt selbst sagte dazu lediglich: „Wenn jemand etwas ändern will, kann ich es nicht ändern.” Wer kann das derzeit schon?