Stadionfrage beim TSV 1860: Investor Hasan Ismaik bereit, "nochmal 100 Millionen extra auszugeben"
AZ: Herr Ismaik, reden wir nicht lange drumherum: Wollen Sie die Organisation "Pro1860" und die Löwen-Ultras "zerstören", wie der Fanblog "Löwenmagazin" am Montag berichtete?
HASAN ISMAIK: Natürlich nicht. Sie haben diese Aussage komplett aus dem Zusammenhang gerissen und nicht richtig hingehört: Ich möchte gegen sie gewinnen, und zwar mit demokratischen Mitteln bei der Wahl am 16. Juni, die für 1860 richtungsweisend sein wird. Das hat überhaupt nichts mit einem Krieg zu tun. Jeder weiß, dass die amtierenden Vereinsfunktionäre von Pro1860 und den Ultras gestützt werden. Alle Mitglieder, die eine gute Zukunft wollen, sollen zur Wahl gehen. Die Übersetzung, die meine Gegner hier verwenden, um mir das Wort im Mund umzudrehen, haben sie vielleicht von Google-Übersetzer. Das ist nichts als ein feiger Versuch, mich anzugreifen und von den eigenen Fehlern abzulenken.
Sie vermuten also eine Strategie dahinter.
Natürlich. Die Vertreter des e.V. und ihre Unterstützer stellen fest, dass sie mit dem "BündnisZukunft1860" eine ernstzunehmende Opposition bekommen haben. Eine Gruppierung, die erkennt: So kann es bei Sechzig nicht mehr weitergehen. Das Löwenmagazin hat mich eingeladen, sich mit mir zusammenzusetzen. Ich wollte mich auch mit diesen Leuten treffen, um zu sprechen, respektvoll unsere Standpunkte auszutauschen. Leider haben sie ihre Bereitschaft wieder zurückgenommen. Sie sind es doch, die dem Verein schaden und ihn noch kleiner machen wollen.
Ismaik über e.V.-Vertreter: "Diese Menschen wollen nur streiten und begegnen mir nicht mit Respekt"
Respekt ist bekanntlich keine Einbahnstraße: Sie hatten in unserem letzten AZ-Interview angeboten, Präsident Robert Reisinger und die Vereinsbosse zu treffen und erklärt, dass Sie im Falle einer Entschuldigung sogar über einen Anteilsverkauf sprechen würden. Aus welchen Gründen ist es nicht zu einem Treffen gekommen?
Ich habe nichts von Reisinger gehört. Es gab auch kein Treffen, denn diese Menschen wollen nur streiten und begegnen mir nicht mit Respekt. Deshalb kommunizieren wir in den Gremien oder über Anwälte. Die aktuelle Vereinsführung denkt: "Hasan muss weg", sie fordern "Freiheit für Sechzig". Ich treffe mich mit jedem gerne, der an einem ehrlichen, respektvollen Austausch interessiert ist.

Auf drei Meisterlöwen schien dies zuzutreffen: Sie haben kürzlich Fredi Heiß, Bernd Patzke und Hans Reich getroffen und mehrere Fanklub-Treffen angekündigt. Wie ist Ihr weiterer Fahrplan durch Bayern?
Ich hatte ein sehr schönes Gespräch mit den Meisterlöwen, die ebenfalls genug davon haben, dass unser großartiger Verein weiter in Richtung Regionalliga taumelt. Ich habe inzwischen mit zehn Fanklubs Treffen vereinbart und freue mich sehr auf all diese Termine. Ich habe auch noch die ein oder andere Überraschung bereit. Ich habe mich dafür entschieden, für diese Wahl zu kämpfen.
Trotz Klage: Ismaik beteuert, dass er die 50+1-Regel akzeptiert
Glauben Sie an einen Umsturz?
Ich bin mir sicher: Wir, die für 1860 kämpfen, werden die Wahl gewinnen! Ich weiß nicht, welche Kandidaten sich durchsetzen werden. Ob Klaus Lutz, Martin Gräfer, oder die anderen Kandidaten: Ich glaube daran, dass sie es schaffen werden. Ich fände auch gut, wenn es ein neutraler Kandidat schafft oder sogar einer aus dem bestehenden Verwaltungsrat. Ich respektiere jede Meinung und werde sie mir immer anhören. Ich werde alle unterstützen, die für eine gute Zukunft für 1860 kämpfen. Aber den Verein kleinzuhalten, ist für mich eine Schande. Ich möchte nochmal betonen: Wir wollen diese Wahl demokratisch gewinnen, nicht militärisch! Niemand steht über dem Gesetz.
An dieser Stelle könnte man Ihnen die Gegenfrage stellen: Niemand steht über 50+1 – wieso akzeptieren Sie die Regel nicht?
Ich akzeptiere 50+1.
Sie haben doch dagegen geklagt.
Mir geht es darum, dass meine Partner mich nicht akzeptieren. Für diese Leute gibt es nur drei Ziele: Hauptsache Grünwalder Stadion und Giesing, dritte oder vierte Liga spielen, Hasan Ismaik loswerden. Das "Scheichlied", das durchgestrichene Bild von mir: Ist das normal? Ich finde: Sechzig und alle Fans, die den Löwen im Herzen tragen, haben mehr verdient als das. Man muss respektvoll zusammenarbeiten.
Stadionfrage bei 1860: Ismaik bereit, "nochmal 100 Millionen extra auszugeben"
Sie sagen also: Wenn die Gesellschafter den berühmten kleinsten gemeinsamen Nenner wiederfinden, werden Sie 50+1 akzeptieren?
Ja. Meine Meinung ist zwar, dass es dem deutschen Fußball schadet, und die Meinung werde ich weiter vertreten. Aber 50+1 ist akzeptabel für uns, wenn man zusammenarbeitet. Dafür bin ich jetzt hier und werde für meinen Weg kämpfen.
Womit wir bei Ihrem 100-Millionen-Euro-Video wären: Was sagen Sie dazu, dass viele Fans Ihren Versprechungen keinen Glauben – mehr – schenken, nachdem Sie den Löwen in der Vergangenheit auch ein neues Stadion versprochen haben?
Zweifler werden immer zweifeln. Ich kann nur sagen: Ich bin für alles bereit, wenn neue Funktionäre mit guten Zielen für 1860 an der Macht sind. Ich werde auch nicht 100 Millionen auf einmal auf den Tisch legen, sondern es gilt, einer Strategie zu folgen, um nach und nach in den Verein zu investieren. Aber es wird nicht am Geld scheitern. Ich wäre auch bereit, für einen Stadionbau oder -ausbau, der 1860 weiterbringt, nochmal 100 Millionen extra auszugeben. Es ist damals in Riem nicht am Geld gescheitert, sondern am Standort.
Ismaik wäre "sehr glücklich", wenn Klaus Lutz Präsident werden würde
In der Kurve des Grünwalder Stadions war kürzlich ein Spruchband mit der Botschaft, das Bündnis sei Ihre "letzte Patrone". Was sagen Sie dazu?
Selbst wenn diese Wahl verlorengeht, bleibe ich Hasan Ismaik. Ich habe Ihnen ja bereits bei unserem letzten Gespräch erklärt, ich erkläre es gerne allen anderen und wiederhole es immer wieder: Ich werde nicht aufgeben – ich werde bleiben! Wer denkt, dass man mich auf diesem Weg loswerden kann, der denkt falsch.
(Bündnis-Kandidat Klaus Lutz ruft an, Ismaik telefoniert: "Klaus, good morning! Yeah, fine. I’ll do a statement. Bye!")
Wird Herr Lutz der neue Ismaik-Botschafter?
Ich habe Herrn Lutz und Herrn Gräfer getroffen und bin sehr glücklich, dass sie sich als Kandidaten vorgestellt haben. Zwischen der "Bayerischen" und mir gab es auch einst Probleme, aber das haben wir ausgeräumt. Ich weiß, dass Gräfer ein guter Mann ist, dem es um Sechzigs Weiterentwicklung geht. Herrn Lutz habe ich schon vor einigen Jahren kennengelernt und ihm damals gesagt, dass ich mich freuen würde, wenn er sich für 1860 engagieren würde und ein großartiger Präsident wäre. Er hat damals gelacht und meinte, er sei viel zu beschäftigt. Es ist ein Glücksfall, dass er sich nun zur Verfügung stellt. Wir stehen in Kontakt und ich wäre auch sehr glücklich, wenn er Präsident werden würde. Also nicht mein Botschafter, sondern ein Botschafter für Sechzig!
Hasan Ismaik will den Ultras bei der Mitgliederversammlung "die Hand reichen"
Stichwort Präsident: Haben Sie Verständnis dafür, dass Reisinger in der AZ erklärt hat, Ihr Video für unseriös zu halten?
Ich verkehre nicht mit denen, die Lügen und Täuschung fördern.
Dennoch haben Sie Ihr Kommen bei Sechzigs Mitgliederversammlung angekündigt. Haben Sie keine Sicherheitsbedenken angesichts der Tatsache, dass neben Reisinger und Co. auch hunderte investorenkritische Ultras vor Ort sein werden?
Ich werde ihnen die Hand reichen und mit Respekt begegnen und hoffe, dass sie dies auch mit mir tun werden. Ich bin schließlich Mitglied – und hier herrschen Recht und Ordnung.
Auf neutralem Boden in der AZ-Redaktion: Ismaik will mit dem Löwenmagazin sprechen
Unabhängig vom Ausgang der Wahlen: Bei 1860 wird es immer Leute geben, die Sie nicht akzeptieren, denen ein Investor mit einer dicken Zigarre im Mund ein Dorn im Auge ist – und immer bleiben wird.
Das respektiere ich, genauso wie wenn ein Fan sein Bier trinkt. Es wäre ja schlimm, wenn es immer nur eine Meinung geben würde. Aber ich bin eben Investor, rauche gerne Zigarre und ich will mein Investment schützen. Ich will endlich wieder erfolgreiche Löwen sehen. Deshalb lade ich alle ein, die das Gute für 1860 wollen. Das gilt auch für das Löwenmagazin: Lasst uns miteinander sprechen. Wollen Sie bei einem solchen Termin dabei sein?
An uns soll es nicht scheitern.
Dann gilt folgende Einladung für die Mitarbeiter des "Löwenmagazin": Wollen wir uns auf neutralem Boden in der AZ-Redaktion treffen, um Meinungen auszutauschen, Missverständnisse auszuräumen und festzustellen, ob wir nicht doch einen Kompromiss zum Wohle der Löwen finden? Melden Sie sich gerne unter folgender Nummer: 0152/03111111.