So schwindelig wurde es den Löwen in 2014

München - Christian Ude empfindet „Melancholie“. Karsten Wettberg glaubt an „Fatalismus“. Manni Bender nennt es „typisch Sechzig“. Das Gefühl, das einen beschleicht, wenn man an den TSV 1860 denkt. Auch das Jahr 2014 war wieder so ein Jahr, das kein anderer Verein hinbekommen hätte.
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Dabei war man bei den Löwen vor zwölf Monaten noch mit großen Hoffnungen in das Jahr gestartet. Man stand zwar nur auf dem achten Rang. Doch der Relegationsplatz war gerade einmal drei Punkte entfernt. Dazu hatte mit Yuya Osako ein vielversprechender Stürmer an der Grünwalder Straße aufgeschlagen, der in den verbleibenden 15 Spielen immerhin sechs Tore erzielen würde.
Doch was mit warmen Worten in der Sonne Beleks im Trainingslager begann, endete in einem Personalkarussell, das sich selbst für Löwen-Verhältnisse schwindelerregend schnell drehte. Anfang Februar kam Markus Rejek als neuer Geschäftsführer, Ende Februar ging Sportdirektor Florian Hinterberger. Anfang April folgte der Rauswurf Friedhelm Funkels, wenige Tage später kam Gerhard Poschner als neuer Sportchef. Und Markus von Ahlen führte die Saison als Interimscoach zu Ende.
Im Sommer kam Ricardo Moniz an die Grünwalder Straße und war sieben Spieltage der neue Motivator und Heilsbringer. Sein Ende ist bekannt. Ebenso, dass von Ahlen erneut in die Rolle des Lückenfüllers schlüpfte, ehe er selbst Chef wurde. Wie passend, dass auch seine Zeit bei Sechzig vor Jahresfrist noch zu Ende gehen könnte.
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Drum herum um den sportlichen Kladderadatsch, der im Mai völlig überraschend doch noch auf Rang sieben beendet worden war, entstand das Chaos um die Präsidentschaft: Dieter Schneider, Hep Monatzeder, Gerhard Mayrhofer und natürlich Helmut Kirmaier. Präsident, Not-Vorstand, gar kein Präsidium? Und das alles unter den ungläubigen Blicken eines Investors Hasan Ismaik, der zwischenzeitlich wohl schon gar nicht mehr wusste, wen er denn nun anrufen solle, wenn er sich mal über den Stand der Dinge in seinem Klub erkundigen wollte.
Nicht zu vergessen auf dem Weg zum totalen Chaos sollte man so amüsante Anekdoten wie die Taxi-Affäre um den jüngsten Kapitän aller Zeiten (Ju Weigl) oder die etwas andere Haarprobe von Gabor Kiraly bei Gary Kagelmacher. Ob auch Kiraly dabei „ein absolut reines Gewissen“ hatte?
Ausgerechnet in einem solchen Jahr hat Sechzig beschlossen, sich selbst dokumentieren zu lassen. Quasi für all diejenigen, die nicht fassen können, dass es sich hierbei nicht um eine fiktive Daily Soap handelt, sondern tatsächlich um die Realität. „57, 58, 59, Sechzig“ – ein Projekt, das einzigartige Bilder liefern wird. Bleibt abzuwarten, ob die Hauptdarsteller des ersten Teils auch noch die gleichen sein werden, die im vierten und letzten Teil zu sehen sein werden.