Servus, Aufstiegskampf: Dem TSV 1860 droht nun die große Leere
München - Servus Löwen, schön, dass ihr da wart. So - oder so ähnlich - dürfte Türkgücüs Truppe am Mittwoch über die Gäste im Olympiastadion gedacht haben. Einen derart verdienten Dreier im Derby gegen die Sechzger hätten wohl die wenigsten erwartet.
Beim Tross des TSV 1860 war der Frustfaktor nach dem sang- und klanglosen 1:2 im Stadtduell am Mittwochabend jedenfalls groß. Hängende Köpfe beim Trainerteam, den Spielern und auch den Fans, die nach - oder sogar bereits vor - dem Schlusspfiff ziemlich schnell von ihren Rängen verschwanden. Da passte es gar nicht ins Bild, dass einige 1860-Profis nach der Pleite grinsend auf dem Rasen standen, was unter den Fans für wütende Diskussionen sorgte.
Nach Türkgücü-Pleite: Selbst Optimist Köllner ist konsterniert
Auch bei Chefcoach Michael Köllner, für gewöhnlich ein positiver Mensch, herrschten Niedergeschlagenheit und Ärger vor. "Es ist richtig beschissen, dass wir heute so dann das Spiel verlieren", meinte der 52-Jährige und sprach in erster Linie von "technischen Fehlern", die es 1860 schwer bis unmöglich machten, überhaupt "ein Kombinationsspiel aufzuziehen", so Köllner: "Es war eine schmerzhafte Niederlage, die uns die nächsten Tage beschäftigen wird." Der 1860-Coach will höchstselbst dafür sorgen, dass seine Kicker ihre Lehren daraus ziehen: "Wir werden das Spiel so aufarbeiten, dass dies bei jedem ankommt."
Eine weitreichendere Lehre der Löwen, die angesichts des in allen Bereichen denkbar schwachen Auftritts des weiß-blauen Aufstiegsaspiranten beim Blick auf die Tabelle (schon acht Punkte Rückstand auf Relegationsrang drei) droht, lautet demnach: "Mit dem Aufstieg brauchen wir uns erstmal nicht zu beschäftigen." Das gab Köllner frustriert zu: "Wir müssen in erster Linie mal schauen, dass wir unser Spiel wieder besser auf den Platz bekommen." Köllner sagt also, wenn seine Sechzger nicht schnell ihre Normalform wiederfinden: Servus, Aufstiegskampf!
Stefan Lex: "Wir hätten deutlich besser spielen können"
Vier Spiele in Serie waren die Löwen zu Punkte-Hamstern mutiert - doch zuletzt verschenkten sie nach Führung gegen Braunschweig (2:2) und in Meppen (1:1) jeweils den Sieg. Ein Derby-Dreier hätte die Serie wieder ins Positive drehen können, doch nun ist selbst die Serie von sechs unbesiegten Partien in Folge gerissen.
Wie Kapitän Stefan Lex erklärt, hat's beim TSV gerade in dieser Hinsicht am Selbstverständnis gefehlt. "Wir hätten deutlich besser spielen können, als wir es gemacht haben. Über weite Strecken haben wir nicht so gespielt wie eine Mannschaft, die zuvor sechs Spiele ungeschlagen war." Zudem sei man "nicht mutig genug" gewesen.
Köllner wollte das Argument übrigens nicht gelten lassen, die außergewöhnliche Atmosphäre habe sein Team gehemmt: "Ich denke nicht, dass es die Atmosphäre war. Wir sind viele Zuschauer von zuhause gewöhnt." Schon richtig: Die 8.350 Zuschauer gab's im Sechzgerstadion oft. Ganz im Gegensatz zum historischen, weiten Rund. Vielleicht ja doch eine Erklärung, weshalb 1860 die durchaus vorhandenen technischen Fertigkeiten nicht auf den olympischen Rasen brachten.
Der TSV 1860 muss sich schnell deutlich steigern
Oder aber, was Köllner zuletzt mehrfach zu entkräften versuchte: die schwindenden Kräfte, je länger so ein Spiel dauert. Klar, sonst müsste er wohl eingestehen, dass die Entscheidung doch nicht so gut war, im Winter keine Verstärkungen zu holen. Immerhin hatte Köllner zugegeben, dass seine Corona-Infizierten noch Nachholbedarf hätten. An diesem Abend im Olympiastadion trifft dies vielmehr auf alle seine Akteure zu.
Ein (Nachhol-)Duell fehlt noch, um die Tabelle endgültig zu bereinigen: 1860 empfängt dabei den 1. FC Kaiserslautern. (1. März), zuvor kommt am Montag Halle (19 Uhr). Legt Sechzig dann nicht zwei Schippen drauf, heißt es endgültig: Auf Nimmerwiedersehen, Aufstiegstraum.
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