Serie: Der neue TSV 1860

1860-Sportchef Gerhard Poschner bastelt an der Neuausrichtung des Klubs. Trainer, Spieler, Spielphilosophie – was er konkret anpackt. Teil 1 der AZ-Serie
von  Filippo Cataldo
Löwen-Sportchef Gerhard Poschner.
Löwen-Sportchef Gerhard Poschner. © rauchensteiner/augenklick

München -  Über Fußball könnte Gerhard Poschner stundenlang reden. Darüber, wie die Außenverteidiger nach vorne rennen sollen, wenn die Mannschaft den Ball hat, wie sich ein Mittelfeldspieler dann zurückfallen lassen soll, wie aus einem offensivem 4-3-3 dann ein superoffensives 3-4-3 wird. Poschner hat sehr genaue Vorstellungen davon, wie die Löwen künftig Fußball spielen sollen. Allein, bisher ist es nur ein Konzept, ein Versprechen.

Seit dieser Woche sind die Spieler im Urlaub, am 23. Juni beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison, in der die Löwen nicht unbedingt aufsteigen, aber in ihrer elften Zweitligasaison unbedingt schönen Fußball spielen und so auch die Fans begeistern sollen.

Für Poschner, den Sportchef, fängt die Arbeit jetzt erst richtig an. Er muss den neuen Kader zusammenstellen, einen Trainer suchen und dann gemeinsam mit ihm dafür sorgen, dass aus dem Traum Leben wird.

Was Poschner jetzt anpacken muss:

Trainer: Nachdem der Gaucho-Schweizer Carlos Bernegger sich entschieden hat, in Luzern zu bleiben, sind keine Gerüchte aufgetaucht. Zumal Poschner sich selbst noch nicht entschieden hat. Klar ist aber: Mit jedem Tag ohne Vollzugsmeldung erhöhen sich die Chancen, dass Markus von Ahlen Cheftrainer bleiben darf. Zehn Punkte aus den letzten fünf Spielen holte der Rheinländer. Zwar nicht mit Hurra-Fußball, aber das könnte ja noch kommen. Aber: Noch ist nicht mal klar, ob von Ahlen den Posten überhaupt übernehmen würde.

Kaderplanung und Neuzugänge: Poschner hat Kapitän Guillermo Vallori letzte Woche mitgeteilt, dass er nicht mehr so oft spielen würde, sollte er – wie angekündigt – bleiben. Ähnliche Gespräche dürfte Poschner auch mit den Außenverteidigern Moritz Volz und Markus Steinhöfer, Flügelspieler Marin Tomasov und Stürmer Stephan Hain geführt haben. Große Ambitionen, den Klub zu verlassen, scheinen sie aber alle nicht zu haben. Sollte keiner gehen, würden die Löwen dennoch auf jeden Fall vier neue Spieler holen: Einen offensiven Linksverteidiger, einen bis zwei Stürmer und einen zentralen Mittelfeldspieler. Sollte es Poschner gelingen, Platz im Kader zu schaffen, sollten es sechs bis sieben Zugänge werden.

Freiwillig gehen könnten Yuya Osako (Ausstiegsklausel) und Moritz Stoppelkamp, mit sechs Treffern und 13 Vorlagen der Topscorer. Stoppelkamps Vertrag läuft noch bis 2015, doch er kokettiert mit Erstliga-Angeboten. Da Poschner ihm eine vorzeitige Vertragsverlängerung verweigert, könnte er gehen. Die Schmerzgrenze für 1860 liegt bei rund einer Million Euro Ablöse.

Das Spielsystem: Die Löwen wollen ein System spielen, das in Deutschland eher selten ist: In einem 4-3-3 mit einem defensiven Mittelfeldspieler, zwei Kreativen davor und drei echten Stürmern. Eine Schlüsselrolle soll Youngster Julian Weigl bekommen, der – je nach Gegner – entweder wie Philipp Lahm oder Bastian Schweinsteiger beim FC Bayern als Quarterback vor der Abwehr oder wie Thiago davor als Spielgestalter agieren soll. Weigl nennt sowohl Sven Bender wie auch Schweinsteiger als Vorbilder. Stoppelkamp könnte, so er denn bliebe, als Freigeist im Sturm mit allen Freiheiten agieren – oder im Mittelfeld als offensiver Achter fungieren wie Reals Angel di Maria. Dafür müsste er sich aber taktisch disziplinieren.

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