Sechzig und der Köl(l)ner Keller: Zorn nach dem Pokal-Aus
München - Sechzig auf der ganz großen Bühne. Es sollte ein Giesinger Freudentag werden. Stattdessen wurde es trotz ansprechender Leistung der Löwen ein weiß-blaues Ärgernis - auch, weil der Videobeweis erstmals zu Gast war im Grünwalder Stadion.
Prompt sah die entscheidende Szene des Achtelfinal-Krachers des TSV 1860 gegen Zweitligist Karlsruher SC so aus: Junglöwe Fabian Greilinger bekam den Ball nach einer Hereingabe an die Hand. Die Folge: Schiedsrichter Martin Petersen zeigte auf den Punkt, KSC-Kicker Marvin Wanitzek überwand Torwart Marco Hiller und schoss die Badener ins Viertelfinale (69.). Der Video-Assistent war nicht eingeschritten.
War der Elfmeterpfiff eine Fehlentscheidung?
Weshalb? "Das muss man die Herren im Kölner Keller fragen. Er blockt den Ball mit dem Knie, von dort springt er an die Hand", monierte Trainer Köllner. Gemäß seiner Einschätzung über den berühmten Video-Keller in Köln hätte der Treffer nicht zählen dürfen. Dann wäre die Stimmung des Löwen-Trainers angesichts der weiterhin möglichen Siegchance vielleicht nicht im Keller gewesen.
Der VAR durfte nicht einschreiten
Sechzig und der "Köl(l)ner Keller - es war alles andere als ein schönes erstes Date. Doch ganz so leicht ist es eben nicht mit diesen kniffligen VAR-Entscheidungen: Zuerst einmal hat der Unparteiische alles richtig gemacht: Petersen hat die Szene gesehen und bewertet, wie es die Regel vorschreibt. Der VAR hätte in der Folge nur einschreiten dürfen, hätte es sich um eine krasse Fehlentscheidung gehandelt.
Der Knackpunkt: Greilinger bekam den Ball zwar vom Knie an die Hand, gemäß der Regelauslegung nicht immer einen Verstoß. Sein Knie touchierte den Ball allerdings nur leicht, weshalb Petersen dennoch ein ahndungswürdiges Handspiel sah. Ein fragwürdiger Elfmeter, keine Frage. Aber eben auch keine krasse Fehlentscheidung.
Ein allzu großes Fass wollte der Köllner mit den zwei "l" im Namen nicht aufmachen: "Schade nur, wie das Tor zustande gekommen ist - für uns als Mannschaft, aber auch für Fabian Greilinger. Das war ein dummes Ding." Köllner weiter über die "doofe, eine strittige Situation, weil die Regel einfach so ist." Den Viertelfinaleinzug des KSC müsse man "sportlich fair hinnehmen", auch wenn "es sehr bitter für uns ist."
Mangelnde Chancenverwertung bei den Löwen
Zwei weitere Faktoren hätten das Duell ohnehin in eine andere Richtung lenken können. Erstens: Die mangelhafte Chancenverwertung bissiger und leidenschaftlicher Sechzger, die sich durchaus ihre Möglichkeiten erspielen konnten. Köllner: "Leider hätte das Tüpfelchen auf dem i gefehlt, dass wir in der ersten Halbzeit in Führung gehen. Da waren genügend Möglichkeiten da, durch Fabian Greilinger, Marcel Bär oder Stefan Lex."
Erik Tallig hätte 1860 selbst nach dem Seitenwechsel und Rückstand zurückbringen können, doch dem Ex-Chemnitzer versagten freistehend vor dem Tor die Nerven. "Man darf ihm keinen Vorwurf machen", meinte Köllner auf AZ-Nachfrage, machte ihm aber den Vorwurf, "den Ball nicht am Torwart vorbeigeschossen" zu haben." Köllner zählte noch Phillipp Steinhart auf, der in der Nachspielzeit aus aussichtsreicher Position drübergeschossen hatte. Sei's drum: Dennoch gewinne und verliere Sechzig "als Team".

Geisterspiel im Grünwalder Stadion: Der zwölfte Mann fehlte
Zudem hat bei dieser tristen Geister-Kulisse freilich auch der zwölfte Mann gefehlt, die weiß-blaue Wand in der Westkurve. "Wenn du als Drittligist ins Achtelfinale kommst und ohne Zuschauer spielen musst, ist das ein erheblicher Nachteil. Mit unseren Fans wäre deutlich mehr möglich gewesen", meinte Köllner: "Ich glaube, dass heute mit einem ausverkauften Grünwalder Stadion die Mannschaft nochmals über sich hinausgewachsen wäre. Gerade in der Phase, in der wir leiden mussten."
Torhüter Marco Hiller ergänzte: " Die pushen nicht nur uns, sondern können auch einen Zweitligisten einschüchtern mit der Stimmung." Konnten sie nicht. Ebenso wenig, wie die Spieler das Tor trafen - und der Schiri in Köllners Augen die richtige Entscheidung traf.