Sandhausen, Essen, Ingolstadt: Der TSV 1860 wird unter Giannikis zum "eiskalten Top-Team-Schreck"
München – Für Michael Köllner war es am Samstagabend keine erfolgreiche Rückkehr an alte Wirkungsstätte: "Es war ein packendes Spiel. Wir haben uns heute aber zu viele Fehler erlaubt, die Sechzig eiskalt bestraft hat", monierte der Ex-Löwe.
Ähnlich klang bereits Essens Trainer Christoph Dabrowski unter der Woche: "Wir waren nicht zielstrebig, haben unsere Möglichkeiten nach vorne nicht gut ausgespielt. Die 2. Halbzeit hat dann mit dem nächsten individuellen Fehler angefangen." Jens Keller, der zwischen 1992 und 1995 für den TSV 1860 spielte, grantelte nach dem 1:1 seiner Sandhäuser: "Wir haben in dieser Phase (nach der 60. Minute, d. Red.) Sechzig aufgebaut und regelrecht um das Gegentor gebettelt."
TSV 1860: Drastische Verbesserung gegen Topteams unter Argirios Giannikis
Köllner, Dabrowski und Keller. Alle drei ließen an der Grünwalder Straße Punkte liegen, obwohl sie eigentlich um den Aufstieg in die 2. Bundesliga spielen. Jeweils auf der anderen Seite: Ein zufriedener und dennoch realistischer Argirios Giannikis. "Unser Selbstvertrauen wächst. Und es macht Spaß, der Mannschaft zuzuschauen", lobte der Cheftrainer nach dem Erfolg über den FC Ingolstadt.
Noch in der Hinrunde, vor der Amtsübernahme Giannikis, gab es aus den Duellen gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte lediglich beim Remis gegen Dynamo Dresden (0:0) sowie den knappen Erfolg über Verl (1:0), der allerdings auch durch ein Eigentor zustande kam, Zählbares. Allein gegen den FCI am Sonntagnachmittag erzielte Sechzig so viele Tore (drei) wie in den neun Partien zusammen.
Der TSV 1860 hat in entscheidenden Situationen etwas Glück – auch gegen Ulm und Dresden?
Nur wenige Wochen ist Giannikis im Amt. Dennoch gelang es dem 43-Jährigen bereits, der Mannschaft eine klare Handschrift und Identität zu geben. Sechzig spielt mutig, befreit und unbekümmert, verteidigt gleichzeitig resolut. Max Reinthaler erwies sich in der Defensive als Glücksgriff. Vorne hauchte Giannikis Fynn Lakenmacher neues Leben ein, der am Sonntag gekonnt über Funk hinweg zur Führung chippte.
Dadurch zwingen die Löwen auch die großen Namen der 3. Liga in die Knie. Anders als in der Hinrunde wird der Mut der Münchner diesmal in den entscheidenden Situationen auch mit dem nötigen Glück belohnt. So wie beim zweiten Treffer gegen Ingolstadt, als Keeper Marius Funk die Kugel ins eigene Tor versprang. "Das 0:2 wird im Jahresrückblick auftauchen", stöhnte Köllner.
Dadurch wächst Giannikis' Serie auf sechs ungeschlagene Spiele zum Einstand an. In den kommenden Wochen gibt es noch einige Aufstiegsfavoriten, die die Löwen zu Fall bringen können. Nach den Duellen mit Halle und Verl steht am 2. März das Heimspiel gegen Ulm an, sechs Tage später geht es nach Dresden. Zwar feierte das Team von Markus Anfang am Wochenende ein 7:2-Schützenfest gegen Lübeck. Davor allerdings gab es drei Niederlagen in vier Partien 2024.