Oberlöwe Reisinger rasiert Pfeifer: "Sechzig zu verkaufen, ist nicht so schwer"
München - Es brennt lichterloh an der Grünwalder Straße 114. Diesmal aber nicht wegen einer sportlichen Blamage wie zuletzt in Pipinsried (0:1). Der Schauplatz diesmal: Die Büroräume der Vorstandschaft des TSV 1860. Was schon längst klar war, wurde am Freitag offiziell: Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer muss gehen. Die e.V.-Seite um Oberlöwe Robert Reisinger (59) hat sich mit 50+1 gegen Mitgesellschafter Hasan Ismaik, der den 42-Jährigen Schwaben genauso wie zahlreiche Sponsoren halten wollte, durchgesetzt und den Vertrag nicht verlängert. Damit endet Pfeifers Zeit bei Sechzig im nächsten Juni - oder schon vorher?
Denn das alle Beteiligten künftig vertrauensvoll und zum Wohle der Löwen zusammenarbeiten sollen, scheint unter diesen Bedingungen kaum vorstellbar. Nach AZ-Information wappnen sich bereits alle Seiten für eine maximale Konfrontation, die sicher nicht nur juristisch sondern wohl auch mit allerlei Schmutzeleien geführt werden wird.
Bei Sportdirektoren-Suche: Pfeifer stellte sich gegen Wunschkandidaten von Reisinger
Eine Erklärung für das Aus von Pfeifer, lieferte Reisinger in der "SZ": "Die Aufgabe eines Geschäftsführers ist komplexer." Angeblich wäre die KGaA in den vergangenen Jahren nicht zu den Ergebnissen gekommen, die sich der e.V. wünscht. Doch eigentlich steckt wohl dahinter, dass Pfeifer, der als Geschäftsführer der HAM- und der e.V.-Seite verpflichtet ist, sich zu kooperativ gegenüber den Investoren-Interessen zeigte. So lässt es Reisinger zumindest gegenüber der "SZ" durchblicken.
Vielleicht handelte Pfeifer für Reisingers Geschmack aber auch einfach zu eigenständig und unabhängig von der e.V.-Seite, die ihn ja selbst geholt hatte. Denn zur Wahrheit gehört nach AZ-Informationen auch, dass sich Pfeifer im Zuge der Sportdirektoren-Suche gegen Reisinger und dessen Wunschkandidaten Horst Heldt stellte und sich weigerte wie vom Präsidenten gewünscht zwei Scheinkandidaten (einer davon war Alexander Schmidt) auf die Liste zu setzen.
TSV 1860: Reisinger kritisiert Außendarstellung des Vereins
Für Reisinger sind offiziell natürlich andere Gründe für das Pfeifer-Aus entscheidend. Wie er der "SZ" erklärt, habe der Geschäftsführer seinen Job nicht wie gewünscht erledigt. "Nach meinem Empfinden sind etliche offene Sachverhalte vor allem deshalb nicht gelöst, weil alle unangenehmen Fragen - als angebliche Gesellschafterthemen deklariert - in die Aufsichtsgremien verlagert werden", sagt er. "Das geht aber nicht. Für mich sind das originäre Managementaufgaben. Das wollen wir als Verein für die Zukunft verändert wissen."
Auch hätte sich Pfeifer bei Außendarstellung des Vereins Fehler gemacht. "Das ist eine Managementaufgabe, der hohe Bedeutung für die Wahrnehmung des Klubs zukommt", erklärte Reisinger. Ein Management-Aufgabe die, so scheint es zumindest, im Löwen-Kosmos eine Mamutaufgabe ist, zumal der 59-Jährige selbst gerne mal selbst Giftpfeile in Richtung Investor Hasan Ismaik (46) und die HAM schießt. Das ließ er aber in seiner Erläuterung außen vor.

"Klagedrohungen finde ich nicht hilfreich": Reisinger mit scharfer Kritik an Pfeifer
Vielmehr kritisierte Reisinger, dass Pfeifer keinen wertschätzenden Umgang mit den Löwen-Fans pflege. Konkret geht es dabei um die Klage gegen ein Fanmagazin, das die Transferpolitik im Sommer nach den Vorstellungen von Reisinger kritisierte und ein Verbot von investorenkritischen Utensilien. "Versuche die Meinungsfreiheit in der Kurve einzuschränken, oder auch Klagedrohungen gegen Fanmagazine finde ich nicht hilfreich", so Reisinger.
Ein kleines Lob für seinen Geschäftsführer fand Reisinger dann doch noch. In Bezug auf die positiven Entwicklungen bei den Sponsoren-Einnahmen sagte der Oberlöwe: "Hier sind erkennbare Fortschritte erzielt worden." Doch noch im selben Atemzug revidierte er sich. "Das ist das Ergebnis einer guten Teamleistung, zu der auch die Sportmarketingagentur Infront wesentlich beigetragen hat." Außerdem, so Reisinger: "Sechzig München zu verkaufen, ist nicht so schwer." Ob Reisinger damit recht hat, sei dahingestellt. Mit diesem neuerlichen Eklat wird es auf jeden Fall immer schwerer.