Neue Schwerpunkte des Trainers: Das hat Kosta Runjaic mit dem TSV 1860 München vor

München - Thomas Eichin schaute kritisch drein. Zuerst stellte sich der Sportchef des TSV 1860 direkt an den Pfosten des Tores von Jan Zimmermann, dann setzte sich der Löwen-Boss auf die kleine, überdachte Ersatzbank an Trainingsplatz Nummer drei.
Zwanzig Meter weiter, auf der Mitte des Feldes, scheuchte Co-Trainer Tuncay Nadaroglu die Sechzger-Profis über den Rasen. Sein Chef, Kosta Runjaic, hatte sich auf ein Gerüst auf der kleinen Steinblocktribüne gestellt. Der 45-Jährige wollte alles im Blick behalten. Eichin hatte angekündigt, sein Cheftrainer werde den Fokus im Training auf mehr Gefahr vor dem Tor legen. Die AZ erklärt, welche Schwerpunkte Runjaic dabei setzt.
Schnelles Kurzpassspiel: In kleinen Gruppen mussten sich die Löwen-Profis in Reihe stellen. Die Aufgabenstellung waren schnelle Kurzpässe mit Ballannahme, rascher Drehung und Weiterverarbeitung des Zuspiels. In einer der Trainingsgruppen arbeiteten etwa Victor Andrade, Daniel Adlung, Karim Matmour und Sascha Mölders zusammen. Wie sehr diese Einheit schlauchte, bewies Ivica Olic, der Routinier kam mächtig ins Pumpen. Bei der Übung ging es vor allem um Handlungsschnelligkeit und Ballsicherheit unter hohem Tempo.
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Tempoverschärfung: Nadaroglu und Runjaic hielten das Tempo ungemein hoch. Dazwischen gab es nur kurze Trinkpausen. Mit schnellen Zuspielen in den Fuß mussten die Löwen-Profis einander im Halbfeld kreuzen. Die Übungen sollten auf eine Einheit im Elf-gegen-Elf einstimmen, in der permanentes Anrennen gefordert war.
Penible Fehleranalyse: Runjaic ließ von einem Löwen-Mitarbeiter das Spiel vom Gerüst aus filmen. Er erhofft sich vom Videomaterial neue Erkenntnisse. Bei den Sechzgern sind entsprechende Videoaufnahmen allerdings nicht immer üblich. Auch Runjaic nutzte besagten Ausguck. „Wie kommt man denn da hoch?“, fragte der Löwen-Coach, zögerte kurz, und erklomm dann die Streben recht sportlich. Unten am Spielfeldrand stand sein Konditionstrainer Zvonko Komes, notierte Erkenntnisse auf einem iPad und verglich während den kraftraubenden Einheiten offenbar Werte.
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Die Stürmer kamen bislang kaum in Szene
Druck auf die Viererkette: Die Außenverteidiger Marnon Busch und Maximilian Wittek standen bei eigenen Angriffen teils extrem hoch auf Höhe der Viererkette, um das Spiel in die Breite zu ziehen und der Verteidigung mehr Aufgaben zu bieten – unter hoher Schlagzahl versteht sich. „Bleib drauf, bleib drauf, Druck drauf“, brüllte Keeper Zimmermann von hinten in Richtung Busch – mehr muss dazu wohl nicht gesagt werden.
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Simulation von Angriffen: Immer wieder versuchten die Löwen die schnelle Spieleröffnung über unmittelbare Diagonalbälle an den Sechzehner, wo die Außenspieler oder -verteidiger in Richtung Grundlinie vorstießen und den Ball direkt vors Tor schlugen. Ob Flanke oder scharfer Flachpass – die Aufgabenstellung sah wohl vor, nicht zu zögern, sondern das riskante Zuspiel zu wählen, um die Viererkette zu stressen. Das gelang mal besser, mal schlechter. „Beruhigen, beruhigen“, schrie Mittelfeldspieler Goran Sukalo einmal von hinten. In der Tat: Teils wirkte das Spiel der Sechzger sehr hektisch. Doch das Trainerteam dürfte sich alles genau gemerkt haben. Runjaic auf dem Ausguck, Nadaroglu mitten auf dem Feld und Komes mit daneben. Bleibt zu hoffen, dass die Löwen tatsächlich bald zur gewünschten Torgefahr finden.
Die Stürmer Stefan Mugosa, Sascha Mölders und Ivica Olica kamen zumindest kaum in Szene.