Nach dem Präsidiumszoff beim TSV 1860: Trainer Maurizio Jacobacci will für Ruhe sorgen
München - Minutenlang standen Hans Sitzberger und Maurizio Jacobacci vor dem Fanshop des TSV 1860 und tauschten sich intensiv aus – für jedermann sichtbar. Sollte es ein klares Signal sein, dass der Trainer sich der vollen Unterstützung des Vizepräsidenten gewiss sein darf?
Eine Deutung, die Sitzberger – aktuell im Dauer-Präsidiumskrach des e.V. mit Vereinsboss Robert Reisinger – mit Worten kraftvoll unterfütterte: "Es rumort nicht im Hintergrund, weil wir zweimal verloren. Ein Trainer hat mit dem überhaupt nichts zu tun. Bitte diese Dinge nicht vermischen."
"Ich bin hier als Trainer": Maurizio Jacobacci will mit Resultaten für Ruhe beim TSV 1860 sorgen
Jacobacci erhält also defacto Schutz vom Vize, der sich als Gast der Pressekonferenz vor dem Heimspiel am Samstag gegen Erzgebirge Aue (16.30 Uhr, MagentaSport und im AZ-Liveticker) erst lange zurückhielt, um gegen Ende seinen kurzen verbalen Einwurf loszuwerden. Es war ihm offensichtlich ein Bedürfnis, Nähe zum Sport, zur Mannschaft zu demonstrieren. Tenor: Lasst den Trainer in Ruhe arbeiten, wir haben ohnehin schon genug Trubel.
Aber Jacobacci ist freilich lange genug im Geschäft, um zu wissen, was wirklich als einzige Beruhigungpille funktioniert. "Ich glaube, dass wir auf dem Platz viel steuern können. Die Resultate geben uns auch die nötige Ruhe", sagte der 60-Jährige. Der Streit im Präsidium zwischen Oberlöwe Robert Reisinger und seinen beiden Stellvertretern Sitzberger und Heinz Schmidt "hat mich nicht zu interessieren. Ich bin hier als Trainer."

Kein öffentliches Training beim TSV 1860: Jacobacci will aus der Taktik ein Geheimnis machen
So ganz voneinander trennen lassen sich die Dinge in einem Verein eben nie. Schlechte Ergebnisse sind in dem Fall wie Öl im Feuer der internen Auseinandersetzung. Zumal, wenn eine Ligaunterbrechung ansteht. Will heißen: Kassieren die Löwen gegen die noch ungeschlagenen Veilchen die dritte Niederlage in Folge, wird es anhaltend ungemütlich.
Jacobaccis Reaktion auf diese Konstellation hieß Rückzug. Schotten dicht! Einen Tag früher als üblich in einer Punktspielwoche trainierten die Sechzger hinter verschlossenen Türen. Nicht um Fans und Kibitze auszusperren, sondern die Medien. "Ihr", sagte der Coach an die Reporter gerichtet, "solltet nicht wissen, wie wir gedenken zu spielen. Das Ziel ist, dass der Gegner nicht alles weiß."
Nach der Pleite in Sandhausen: Wen schickt Jacobacci gegen Erzgebirge Aue ins Rennen?
Und konsequenterweise parierte der Italo-Schweizer so dann auch jede Frage, die sich in die Nähe der gedachten Aufstellung und Taktik bewegte. "Ich versuche, den Gegner zum Grübeln zu bewegen. Vielleicht spielen wir mit der gleichen Mannschaft wie in Sandhausen", orakelte Jacobacci lächelnd. Vielleicht aber auch nicht.
Setzt der Trainer personelle Reize oder belässt er es bei einem deutlichen Appell ans Team? Ein verbessrungswürdiger Faktor ist jedenfalls das defensive Verschieben zum Ball, das gefiel Jacobacci beim 0:3 in Sandhausen gar nicht. Andererseits wirbt er aber dafür, die generellen Fortschritte zur Kenntnis zu nehmen.
TSV 1860 gegen Erzgebirge Aue: Trainer Jacobacci erwartet einen "sehr guten Gegner"
"Wir wachsen, ich sehe es, auch im Spiel selber", stellte Jacobacci heraus und bat weiter um Geduld: "Man muss bedenken, dass die 13 neuen Spieler sich finden müssen, auch privat. Es ist viel viel Neues, es ist nicht nur das Sportliche." So bleibt vor dem Duell gegen die Sachsen vieles im Ungefähren, Antworten wird das Spiel liefern. Nur die grundsätzliche Absicht, die ist unumstößlich.
"Wir haben uns diese Woche voll ins Zeug gelegt, um das Spiel für uns zu entscheiden gegen einen sehr guten Gegner", sagte Jacobacci. Andernfalls "geht es mir ein, zwei Tage nicht gut, wenn ich verliere." Bei den Löwen könnte es jedoch sein, dass auch zwei Tage nicht ausreichen. Je nachdem, welche unerwartete Volte der Präsidiumsdisput noch bereithält.