Meister-Löwe Rebele: So erlebte ich Brunnenmeier
Der beste Torjäger in der Geschichte des TSV 1860, Rudi Brunnenmeier, wäre am Donnerstag 75 Jahre alt geworden. Für die AZ beschreibt Meisterlöwe Hansi Rebele, wie er die Löwen-Legende erlebt hat.
München - Er ist eine der größten Löwen-Legenden überhaupt. Er hält mit 66 Toren in 199 Spielen einen Vereinsrekord, der angesichts der aktuellen Situation noch ewig währen wird: Rudolf „Rudi“ Brunnenmeier ist nach wie vor der beste Torjäger des TSV 1860 in der Bundesliga. Am Donnerstag wäre er 75 Jahre alt geworden.
„Rudi war einer der größten Torjäger, die es je gab. Er war ein Idol“, erinnert sich Meisterlöwe Hansi Rebele an einen Gefährten, der im Jahr 2003 viel zu früh sterben musste. Ihre Lebenswege kreuzten sich schon vor der gemeinsamen Zeit beim TSV 1860. Bei einer Münchner Meisterschaft traf Rebele auf Brunnenmeiers Klub, den SC Olching. „Da hieß es schon von allen Seiten: Auf den müsst ihr aufpassen“, blickt Rebele zurück. Bei den Löwen schrieb Rebele (1961-1972) an der Seite von Brunnenmeier (1960- 1968) schließlich eine unvergessliche Erfolgsgeschichte: 1964 Pokalsieger, 1966 Deutscher Meister.
Brunnenmeiers Schattenseiten - "eine tragische Geschichte"
„Rudi hat von seiner Kraft gelebt, war kein Filigrantechniker. Er lauerte immer auf den richtigen Moment, er hatte ein großes Selbstbewusstsein. Was red‘ ich – er war einer der Größten aller Zeiten“, sagt Rebele lachend über den Bundesliga-Torschützenkönig des Jahres 1965 (24 Treffer), „er hatte nur Pech, dass es Uwe Seeler gab. An dem kam er in der Nationalmannschaft nicht vorbei.“
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Rebele kennt auch Brunnenmeiers Schattenseiten: sozialer Abstieg, Flucht in den Alkoholismus, Tod in Armut. „Das war eine tragische Geschichte“, sagt Rebele. Schon als Spieler habe Brunnenmeier zu oft über den Durst getrunken, zu locker saß das Geld in Geldbeutel. „Einmal“, erinnert sich Rebele“, sind wir gemeinsam in den Urlaub gefahren: zu viert mit unseren Freundinnen nach Italien, Cesenatico. Er gönnte sich schon damals den Luxus und hatte einen Ford Taunus mit kleinem Plattenspieler drin.“ Einziges Problem: Brunnenmeier kannte keine Grenzen. Er selbst sagte einst, sein Vater sei „der einzige Mensch, auf den ich hörte“. Er verlor ihn bereits mit 18 Jahren.
"Nach seiner Karriere verlor er endgültig den Halt"
Nach dem Ford musste es ein Porsche sein, nach den Spielen wurde ausgelassen gefeiert. Und einmal gar davor: Im Sommer 1965 übereichte ein Postbote dem angetrunkenen Löwen ein Telegramm mit der Nominierung für die B-Nationalelf gegen die Sowjetunion. Brunnenmeier schlief, so ist es überliefert, im Flieger seinen Rausch aus – und traf danach zweimal. Auch Rebele kennt eine Anekdote: „Der Rudi hat einmal einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt – und war mächtig stolz. Das stand groß in der Zeitung. Dumm nur, dass die ganze Geschichte um drei Uhr morgens passierte – und wir vom damaligen Trainer Max Merkel ein Ausgehverbot bekommen hatten.“
Brunnenmeier trieb es aber auch zu weit. Wegen einer Wirtshaus-Schlägerei musste er für zwei Wochen in den Knast, wegen Urkundenfälschung wurde er verurteilt, weil er mit gefälschten Versicherungsverträgen Provisionen einstreichen wollte. 1968 verließ er die Löwen, spielte für Neuchatel und Zurich in der Schweiz sowie bei Bregenz in Österreich und Balzers in Liechtenstein. Rebele: „Nach seiner Karriere verlor er endgültig den Halt. Franz Beckenbauer hatte Robert Schwan, Rudi hatte niemanden, der ihm den Weg gewiesen hätte.“
Rebele sammelt Geld für Grabpflege Brunnenmeiers
Es folgten zwei Trainerstationen bei Garmisch-Partenkirchen und dem FC Wacker München, aber „dann ging es nur noch bergab. Er hat mit seinem Körper durch seinen Lebensstil Raubbau betrieben.“ Und er verarmte. Später habe er sein Geld als Rausschmeißer in einem Nachtclub, auf dem Bau oder als Brezenverkäufer verdient. „Dabei wollte er immer zurück zu Sechzig. ‚Wenn es nicht anders geht, würde ich auch Platzwart machen‘, hat er mir mal erzählt, aber dazu kam es nie.“
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Im April 2003 starb Brunnenmeier im Alter von 62 Jahren an einem Krebsleiden und wurde am Ostfriedhof beerdigt. Rebele wohnte der Trauerfeier bei, er habe das Grab auch am zehnten Todestag vor drei Jahren besucht und sammelt, wie auch der Stammtisch der „Kompetenzlöwen“ im Löwen-Stüberl, noch heute für die Grabpflege jenen Mannes, dessen Dasein traurig endete, der aber nach wie vor ein ganz Großer ist. Und nicht nur für den Weggefährten Rebele unvergessen bleibt.