Löwen-Sieg: Blau ist die Hoffnung!

Löwen-Jubel am 155. Geburtstag: Vor der Rekordkulisse von 68 500 Zuschauern hat der TSV 1860 mit einem 2:1 im Derby gegen Nürnberg einen umjubelten Sieg im Abstiegskampf gefeiert.
München - Ist der liebe Gott doch ein Blauer? Wer am Sonntag Zeuge des Spiels zwischen dem TSV 1860 und dem 1. FC Nürnberg wurde, könnte daran wieder glauben. Die Löwen gewannen ein denkwürdiges Spiels mit 2:1 (0:1) gegen den fränkischen Rivalen. Aber wie, das konnte danach kaum einer so genau sagen. Nur eines war klar: Die Löwen haben den Klassenerhalt wieder in der eigenen Hand. Tabellenplatz 15: Weiß-Blau lebt wieder.
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Dabei hatte der TSV fünf Minuten vor dem Abpfiff noch wie der sichere Absteiger ausgesehen. Dave Bulthuis hatte in der 85. Minute den vermeintlichen Ausgleichstreffer für den Club erzielt. 1860 lag am Boden. In der Allianz Arena herrschte gespenstisches Schweigen. Der Schock. Jeder wusste: Ein 2:2 hätte den Löwen fast alle Hoffnungen auf die Rettung geraubt.
Doch dann Verwirrung, Durcheinander an der Seitenlinie. Schiedsrichter Dr. Jochen Drees nahm das Tor zurück. Abseits. Einzig – die Zeitlupen zeigten es hinterher, es war kein Abseits. Drees hatte ein reguläres Tor zurückgenommen. Und damit dem TSV vielleicht sogar den Klassenerhalt geschenkt. Verrückt! Ein letztes Zittern in der Nachspielzeit. Dann war es geschafft. Aus. Vorbei. Die Löwen lagen sich in den Armen. Der Großteil der 68 500 Zuschauer in der prallgefüllten Allianz Arena war außer sich vor Freude, Erleichterung und Glückseligkeit. Die Rettung – sie ist wieder ganz nah
68 500 Zuschauer. Champions-League-Kulisse in Liga zwei. Verzweiflung, Hoffnung, Angst, Trotz. Emotionen pur um den TSV hatten so viele Menschen wie seit acht Jahren nicht mehr in die Allianz Arena getrieben. Oder, wie es der härteste Kern der Löwen-Fans auf einem Banner nannte: „Wir grüßen 40 000 Elendstouristen“. Hohn und Spott der Ultras für die Fans, die das erste Mal seit Jahren wieder gekommen waren, um für den Klassenerhalt mitzuzittern – oder um den Abstieg mitzuerleben? Völlig egal, warum sie da waren: Sie erlebten ein Auf und Ab, wie es in dieser Saison nur 1860 liefern kann.
„Kämpft für diesen Traditionsverein!“ Die Fans hatten mit einer riesigen Choreografie den Spielern auf dem Rasen einen klaren Auftrag erteilt: Rettet diesen Verein! Einzig – den Spielern rutschte vor erdrückender Atmosphäre das Herz zunächst einmal in die Hose. Eine erste Halbzeit, die das Schlimmste vermuten ließ. Zittrige Knie, Fehlpässe, Fouls, null Torgefahr. Und in der 45. Minute die Quittung: ein Einwurf in der Hälfte der Nürnberger (!) führte zum 0:1. Gui Vallori ließ Danny Blum flanken, Niklas Stark durfte in der Mitte mutterseelenallein einnicken. 0:1. Der Horror für 1860.
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Doch dann kam die zweite Halbzeit. Plötzlich spielte der TSV Fußball. Trotzdem musste ein Standard für die Wende herhalten. Flanke Adlung, Kopfball Vallori – Ausgleich! Doch damit nicht genug. Torschütze Stark spielte den Ball im Strafraum mit der Hand. Elfmeter. Daniel Adlung nahm sein Herz in die Hand und ballerte seine Löwen zum Sieg.
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Der Rest war pure Freude. Außer bei Gary Kagelmacher und Valdet Rama. Denn beide sahen ihre fünfte Gelbe Karte und fehlen jetzt beim entscheidenden Abstiegsfinale nächsten Sonntag in Karlsruhe. Ein großer Wermutstropfen. Doch hätte es auch dank ihres Einsatzes nicht zum Sieg gereicht, wäre das auch egal gewesen. Und so ließen auch sie sich hinterher von begeisternden Fans in der Allianz Arena feiern. Und all das am 155. Geburtstag des TSV. Was ein Fest!