Leistungsträger vs. Youngster: Löwenleid und Löwenchance

Die Kiebitze, die sich gestern bei Nieselregen am Trainingsplatz des TSV 1860 versammelt hatten, waren an einer Hand abzuzählen. Dafür standen dort auch zwei Bierofkas. Daniel Bierofka, Trainer der U21 der Löwen, und sein Vater Willi mussten bei der Trainingsbeobachtung auf viele bekannte Gesichter verzichten, bekamen aber auch einige Objekte der Begierde zu sehen, die nicht minder interessant waren als die Profis: talentierte Junglöwen.
Entwarnung bei Wittek: nur eine Stauchung
„Der Trainer hat sich meine halbe Mannschaft hochgeholt. Jetzt ist bei uns einmal ein Training ausgefallen, ein anderes Mal haben wir die restlichen Spieler mit einigen aus der U19 zusammengelegt“, sagte Amateur-Coach Bierofka, wohlwissend, dass Cheftrainer Kosta Runjaic kaum eine Wahl bleibt: Die Profis beklagen ein ganzes Lazarett an Ausfällen. „Wir haben viele Verletzte – und Verletzte sind immer doof“, sagte Innenverteidiger Jan Mauersberger, der anstelle von Spielführer Stefan Aigner den Kapitän geben muss, „aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir müssen arbeiten. Dazu ist es gut, dass die Jungs da sind.“
Mit der Verpflichtung von Sebastian Boenisch haben die Sechzger schon auf die Verletztenmisere reagiert und einen neuen Außenverteidiger verpflichtet, dennoch ist die Personaldecke dünn bei den Löwen. Die AZ erklärt, wie es um die verletzten Profis steht und welche Junglöwen schnuppern dürfen.
Das Löwen-Lazarett
Flügelflitzer Aigner fällt mit einem Innenbandanriss im Knie aus. Und erklärte zuletzt, dass er im Soll sei und noch vor der Winterpause spielen könne. Auf seine herbeigesehnte Rückkehr wird man aber bis in den November hinein warten müssen. Der stürmende Routinier Ivica Olic muss wegen Knieproblemen passen. Keine große Sache, dachte man – dann fiel er in Würzburg aus. „So schlimm war es schon lange nicht mehr“, sagte der Kroate der AZ über seine wiederkehrenden Beschwerden, „ich bin froh, dass ich es jetzt in der Länderspielpause auskurieren kann.“ Nach zuletzt ungewohnt vielen Startelfeinsätzen eine Wohltat für Olic (37), der auf eine Rückkehr gegen Fortuna Düsseldorf nächsten Sonntag baut.
Während Runjaic Neuzugang Ribamar (Sehnenverletzung am Sitzbein) als Perspektivspieler und Krisztian Simon als Dauer-Verletzten (zwei Kreuzbandrisse in Folge) vorerst nicht auf der Rechnung hat, fehlen in der Defensive Innenverteidiger Milos Degenek (Innenbandanriss), Rechtsverteidiger Filip Stojkovic (Leistenverletzung), Abräumer Goran Sukalo (Muskelbündelriss). Und fallen alle noch wochenlang aus. Einziger Hoffnungsschimmer auf ein baldiges Comeback: Romuald Lacazette, der wieder voll mittrainiert.
Die Junglöwen
Neben Mittelfeldspieler Florian Neuhaus, Flügelspieler Nicholas Helmbrecht und Stürmer Moritz Heinrich, die bereits mit einem Profivertrag ausgestattet wurden, durften diesmal auch weitere Nachwuchstalente auflaufen: Eric Weeger, Kodjovi Koussou, György Hursan, Alexander Fuchs, Felix Bachschmid, Jimmy Marton und Simon Seferings.
Trainerdiskussion bei 1860: Das sagt Runjaic über einen möglichen Rauswurf
Der Youngster, der die besten Aussichten hat(te), ist ein anderer: Felix Uduokhai. Der junge Innenverteidiger (ebenfalls schon Profi) durfte beim 2:1-Sieg in Nürnberg einen Zwei-Minuten-Einsatz feiern – und plagt sich nun mit Patellasehnenproblemen. Comeback daher vertagt. „Schade. Wir hatten komplett im Plan, dass er seine Möglichkeiten bekommt, wenn sich jemand verletzt“, sagte Sportchef Thomas Eichin.
Zuletzt spielte Kai Bülow in der Verteidigung – und patzte. Ein Glück für Sechzig, dass sich Linksverteidiger Maximilian Wittek, der das Training abbrechen musste, nur eine Stauchung zugezogen hat. Da dürfte Bierofka aufatmen – nicht nur, weil er den Profis als Vollblutlöwe natürlich die Daumen drückt. Sondern, weil er auch gern mal wieder mit seinem kompletten Kader trainieren möchte.