Koch: "Sechzig wird nicht oben mitspielen"

Günther Koch spricht im AZ-Interview über das Derby der Löwen gegen Nürnberg, die Ambitionen der beiden Vereine und seine doppelte Aufstiegsprognose „Solche Derbys sind oft an Dramatik nicht zu überbieten“
von  Matthias Eicher
Treten heute Abend in Nürnberg an: Die Profis des TSV 1860.
Treten heute Abend in Nürnberg an: Die Profis des TSV 1860. © sampics/Augenklick

München - Der 74-jährige Journalist war langjähriger Radiokommentator und gilt als „Stimme Frankens“. Seit 2011 ist er Aufsichtsratsmitglied beim 1. FC Nürnberg.

AZ: Herr Koch, als Radio-Kommentator waren Sie bis 2011 noch am Ball. Wo ist die die „Stimme Frankens“ jetzt eigentlich noch zu hören?

GÜNTHER KOCH: Ich mache ab und zu das Fanradio für den 1. FC Nürnberg. Dazu arbeite ich als Experte für die BBC – und habe die Ehre, unter anderem Juniorenmannschaften durch unser kleines, aber wunderbares Club-Museum zu führen.

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Und Sie sitzen im Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg. Lassen Sie uns über das anstehende Bayern-Franken-Derby sprechen: Heute trifft der Club auf den TSV 1860. Ein Duell auf Augenhöhe?

Ich denke schon, wenngleich 1860 personell besser dasteht. Da wird’s heiß hergehen, solche Derbys sind oft an Dramatik nicht zu überbieten. Ich freu‘ mich drauf – und hoffe auf einen Heimsieg!

Der Saisonstart der Cluberer dürfte Ihnen missfallen haben: Nur zwei Punkte, dazu die herbe 1:6-Pleite gegen Braunschweig.

Das war schlimm. Aber ich habe schon zu viel erlebt beim Club, um jetzt schon die Flinte ins Korn zu werfen. Im Gegenteil: Die Saison ist noch lang. Ich weiß, das sind Plattitüden, aber man muss auch sehen, wie das 1:6 zustande kam – und dass Braunschweig und Heidenheim, gegen die wir da verloren haben nun offenbar Spitzenteams sind. Wenn es schlecht läuft, bist du halt der Depp.

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Sechzig startete mit je einem Sieg, einem Remis und einer Niederlage besser.

Seit dem glücklichen Sieg in der Relegation gegen Kiel, der nie hätte stattfinden dürfen, bin ich sehr froh, dass Sechzig zwei Mal nicht abgestiegen ist. Und jetzt bin ich angenehm überrascht. Auch von der Rückholaktion von Stefan Aigner. Der ist ein echter, ein kerniger Urlöwe. Solche Spieler brauchst du.

Was trauen Sie den Blauen in diesem Jahr zu?

Platz sechs bis zehn oder zwölf. Die Liga ist stark. 1860 wird nicht oben mitspielen.

Nach dem Aigner-Transfer und dem großen Umbruch träumt so mancher Fan schon wieder von anderen Sphären.

Dazu kann ich nur sagen: Liebe Sechzger, ich habe nix dagegen, wenn ein bayerischer Verein aufsteigt. Zehn Mal lieber die Löwen als ein anderer Klub. Aber eins nach dem anderen. Die Hoffnung ist für mich momentan ähnlich gering wie beim Club.

Woran können sich die Blauen beim 1. FCN ein Beispiel nehmen – oder umgekehrt?

Nirgends. Wir schauen nicht neidisch zu Sechzig, wir schauen auf uns. Da haben wir genug zu tun. Wir sind ein unabhängiger, eingetragener Verein – diese Andeutung sei erlaubt.

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Im Klartext: Nürnberg braucht keinen Hasan Ismaik.

Es gebieten der Anstand und die sportliche Fairness, nicht zuviel über einen anderen Verein zu sprechen oder Ratschläge zu erteilen. Ich habe ein paar Gedanken, würde es aber nie laut sagen.

Welche Duelle der Sechzger gegen die Cluberer sind bei Ihnen hängen geblieben?

Das 2:1 am vorletzten Spieltag 2014/15, als uns der 2:2-Ausgleich aberkannt wurde. Das konnte ich verschmerzen, weil ich ja auch nicht wollte, dass 1860 absteigt. Hinter meinem Platz in der Arena hat einer geweint, ein leidgeprüfter Sechzger – dann habe ihm einen Zigarillo geschenkt. Sonst verbinde ich die Löwen eher mit den Stadtderbys gegen die Bayern. Die waren das Allerhöchste. Und ich habe das Kioyo-Drama im Jahr 2004 übertragen, als der arme Kerl den Elfmeter verschossen hat (gegen Hertha BSC Berlin, d. Red.). Das werde ich nie vergessen: Ich bin nicht nur mit dem Club öfter abgestiegen, sondern damals auch mit 1860.

Bei allen großen Ambitionen: Wer schafft’s zuerst wieder in die Bundesliga?

Am besten der Club. Am liebsten wäre mir, beide steigen zusammen auf. Ich hoffe, dass es noch in diesem Jahrzehnt passiert. Aber jetzt sollen sie erstmal drei Punkte dalassen.

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