Ismaik schießt gegen 1860-Bosse: "e.V. trägt nun alleine die Verantwortung"
München - Das Löwen-Jahr startet, wie das alte Jahr endete: Mit einem zerfleischenden Machtkampf zwischen den Löwenrudeln. Im Zentrum steht aber nach wie vor die gleiche Personalie: Christian Werner (42). Am Freitag wurde der promovierte Sportwissenschaftler nach Monaten in sein Amt als Sport-Geschäftsführer gehoben. Nicht ganz ohne Nebengeräusche, wobei das eine schiere Untertreibung ist.
TSV 1860: Werner-Bestellung wohl ohne Kenntnis der Ismaik-Seite
"Beide Gesellschafter des Klubs, sowohl der Verein als auch die Vertreter von HAM International aus Dubai sprechen der neuen Sportlichen Leistung ihr persönliches Vertrauen aus", hieß es noch in Version eins der Pressemitteilung, die exakt 45 Minuten später aktualisiert erneut verschickt wurde - ohne genau diesen Absatz. Von Einigkeit zwischen beiden Fronten war plötzlich nichts mehr zu lesen.
Am Samstagabend reagierte die Investorenseite von Hasan Ismaik. "Wie wir informiert wurden, hat das Präsidium des TSV 1860 München e.V. als Vertreter des Alleingesellschafters der TSV 1860 München Geschäftsführungs-GmbH Herrn Werner einstimmig zum neuen Geschäftsführer bestellt", heißt es in der verschickten Pressemitteilung der HAM. Dadurch sei der "noch laufende Abstimmungsprozess" im Beirat "ausgehebelt" worden.
HAM-Seite mit deutlicher Kritik an e.V.: "Alles sehr bedauerlich"
Die Berufung von Werner war also nur erfolgt, da der e.V. die 50+1-Regel zog. Laut AZ-Information wollte die Investoren-Seite den 42-Jährigen nur als Sportdirektor und nicht als Geschäftsführer installieren. Die HAM-Vertreter hätten "im Beirat hatten bereits am 31. Dezember 2023 konstruktive Vorschläge für ein aufgrund der urlaubsbedingten Abwesenheit von Herrn Reisinger schwieriges Abstimmungsverfahren gemacht", doch die seien von der e.V.-Seite unkommentiert geblieben. "Eine nachvollziehbare Begründung gibt es hier ebenso wenig wie für die nicht mit uns abgestimmte Presseerklärung durch den e.V.", so die HAM. "Dies alles ist sehr bedauerlich, macht aber deutlich, dass der e.V. nun alleine die Verantwortung für Erfolg und Misserfolg dieser Personalentscheidung tragen muss."
Von erhoffter Einigkeit ist beim TSV 1860 also weiterhin keine Spur. Vielmehr sieht es die Investoren-Seite wohl als bewusste Provokation im ewigen Löwen-Machtkampf. Entgegen einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" betont die HAM aber, dass der Beirat der Geschäftsführungs-GmbH bei seiner Entscheidung sehr wohl handlungsfähig gewesen sei.

Werner muss sich um neuen Trainer für den TSV 1860 kümmern
Werner selbst hätte sich seinen Einstand, nachdem er so lange in der Warteschleife saß, wohl deutlich anders vorgestellt. "Ob er, gerade in diesem schwierigen Umfeld, auch der Aufgabe eines Geschäftsführers gewachsen, ist wird die Zukunft zeigen", schrieb die HAM-Seite fast schon mit einer Priese Galgenhumor.
Werner jedoch müssen die Machtspiele nun kalt lassen. Der neue Sport-Boss des TSV 1860 muss sich schleunigst um die Einstellung eines neuen Cheftrainers kümmern und zudem Kader auf Vordermann bringen. In der in der Hinrunde kaum überzeugenden Offensive benötigen die Löwen (eigentlich) noch Verstärkung.