Ismaik: "Pereira ist ein Glücksfall für 1860"

Löwen-Investor Ismaik exklusiv in der AZ über den neuen Trainer, Investitionen - und über seinen Traum von der 1. Bundesliga: "Ich gebe erst Ruhe, wenn wir das Derby gegen den FC Bayern erleben."
Matthias Eicher |
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"Viele Löwen-Fans haben mir gesagt: Pereira hat viel mit Werner Lorant gemein", sagt Hasan Ismaik (links) über den neuen Trainer des TSV 1860.
dpa "Viele Löwen-Fans haben mir gesagt: Pereira hat viel mit Werner Lorant gemein", sagt Hasan Ismaik (links) über den neuen Trainer des TSV 1860.

Der 39-jährige Geschäftsmann aus Jordanien stieg 2011 bei den Löwen ein. Hasan Ismaik ist Vorsitzender des Aufsichtsrates und Mehrheitsaktionär der KGaA.

AZ: Herr Ismaik, Sie weilten kürzlich in München und besuchten auch die Weihnachtsfeier zweier Fanklubs. Wie ist Ihr Besuch verlaufen? Und welchen Eindruck konnten Sie vom neuen Trainer Vitor Pereira gewinnen?
HASAN ISMAIK: Die vier Tage in München waren für mich von besonderer Bedeutung. Einerseits haben wir nach wochenlangen und durchaus schwierigen Verhandlungen mit Vitor Pereira unseren Wunschtrainer vorgestellt, andererseits habe ich auf den beiden Weihnachtsfeiern sowie bei der Trainer-Präsentation viele hoffnungsvolle Löwenfans getroffen, die mir gesagt haben, dass sie unseren neuen Weg unterstützen und auch für zielorientiert halten. Das hat mir ein gutes Gefühl wie lange nicht mehr vermittelt. Was ich allerdings sehr bedauere, ist die Tatsache, dass unsere Ultras weiterhin die Heimspiele boykottieren. Ich kann ihnen nur versprechen, alles dafür zu tun, dass unser Verein bald wieder eine eigene Heimat besitzt.

Pereira hat erklärt, dass er den TSV 1860 in eineinhalb Jahren in die Bundesliga führen will. Warum sind Sie davon überzeugt, dass er der richtige Mann dafür ist und diese Zielsetzung erreicht, an der unzählige Trainer scheiterten?
Sie brauchen nur Pereiras Vita studieren und sich in seinem Umfeld erkundigen. Er ist ein Trainertyp, wie ihn 1860 lange nicht mehr beschäftigt hat. Viele Löwen-Fans haben mir gesagt: Pereira hat viel mit Werner Lorant gemein. Ich kann diesen Vergleich nicht bestätigen, aber Pereira ist ausgesprochen charakterstark, dominant und leistungsorientiert. Er hat in verschiedenen Ländern, aber auch in sehr schwierigen Vereinen gearbeitet und war eigentlich bei allen Stationen erfolgreich. Bei Fenerbahce Istanbul musste Pereira im Sommer nur gehen, weil seine Mannschaft in der Qualifikation für die Champions League das 1:0 gegen Monaco im Rückspiel nicht verteidigen konnte. Wenn unsere Fans Pereira nur einen kleinen Vertrauensvorschuss geben, bin ich überzeugt, dass sich da eine ganz tolle Beziehung entwickeln kann. Pereira ist nicht nur in seinen Worten, sondern auch in seinen Taten stark. Er ist eine starke Persönlichkeit und unser Verein braucht genau solche Typen. Nicht umsonst bekam er bis zu seiner Unterschrift bei 1860 fast täglich neue Angebote aus diversen Topligen. Dass sich Pereira für uns entschieden hat, ist ein Glücksfall.

"Ich war für viele das Phantom aus der Wüste"

Welche Strategie verfolgen Sie hinsichtlich der Aufstiegspläne, und ist Pereiras Zeit dafür nicht zu knapp bemessen, wenn er das schon innerhalb seiner Vertragslaufzeit bis 2018 schaffen soll?
Jetzt vom Aufstieg zu sprechen, wäre arrogant und schlichtweg vermessen. Wir sind momentan Tabellen-14.. Wir haben Pereira verpflichtet, damit er den TSV 1860 wieder zu dem Verein macht, der er einmal war. Kräftig, stolz und voller Leidenschaft. Pereira ist ein Workaholic, er wird alles für die Löwen geben. Ich verrate Ihnen etwas: Kein Tag vergeht seit seiner Unterschrift, an dem er sich nicht bei mir meldet und mich mit neuen Ideen konfrontiert. So stelle ich mir eine Zusammenarbeit vor. Wenn wir am Ende einen einstelligen Tabellenplatz erreichen und die Fans am letzten Spieltag sagen: "Ja, mit dieser Mannschaft kann ich mich wieder identifizieren", dann haben wir viel gewonnen.

Sie haben bereits mehrmals geäußert, die Löwen in die Champions League führen zu wollen. In welchem Zeitraum soll es nun, nach der Verpflichtung Pereiras, soweit sein?
Soll das eine Fangfrage sein? Jeder Verein, den so eine traditionsreiche Geschichte wie 1860 auszeichnet, will sich den Traum vom Europapokal irgendwann wieder verwirklichen. Wenn ich jetzt sagen würde, 1860 wird nie wieder Bundesliga spielen, wären Sie als Journalist der erste, der das kritisieren würde. Ich bin ein Mensch, der Ziele und Visionen im Leben hat. Eine davon ist, mit 1860 so erfolgreich wie möglich zu sein. Bin ich deswegen ein Phantast?

Sie bezeichnen sich nicht mehr nur als ein Investor, sondern auch als Fan: Was bedeuten die Löwen für Sie, welche Ziele wollen Sie noch gemeinsam erringen?
Als ich 2011 beim TSV 1860 eingestiegen bin, war ich für viele das Phantom aus der Wüste. Jetzt bin ich aktiv und das wird auch wieder kritisiert. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mit dem Wissen von heute natürlich Vieles anders regeln. Ich konnte bei meinem Start in München nicht ahnen, was in diesem Verein seit dem Bundesligaabstieg alles kaputt gegangen ist. Es wurde bis auf die Jugendarbeit fast alles vernachlässigt. Die Strukturen sind nicht modern, der Sport war oft nur Nebensache, politische Machtkämpfe leider die Regel. Ich könnte ein Buch über all die skurrilen Geschichten, die mir in den letzten fünfeinhalb Jahren widerfahren sind, schreiben. Glauben Sie mir: Das wäre ein Bestseller im 1860-Fanshop. Gerade aufgrund dieser Erlebnisse ist mir der Verein besonders ans Herz gewachsen. Je länger ich bekämpft wurde, desto mehr habe ich 1860 verstanden. Ich werde erst Ruhe geben, wenn wir wieder in der Bundesliga spielen und das Derby gegen den
FC Bayern erleben dürfen. Das ist meine Challenge. Das bin ich den Fans schuldig.

Pereira zieht die Zügel an

Sie haben den Fans auf der Weihnachtsfeier versprochen, 50 Millionen Euro bewilligt zu haben und bis zu 100 Millionen Euro investieren zu wollen. Können Sie die Pläne konkretisieren?
2017 wird das Jahr der Veränderungen. Und das meine ich so, wie ich es sage. Wir machen keine halben Sachen. Alle Mitarbeiter, die diesen Weg mitgehen wollen, verdienen meinen Respekt. Denjenigen, die sich anders orientieren wollen, wünsche ich alles Gute für die Zukunft. Die Zeiten, in denen 1860 eine Wohlfühloase war, sind endgültig vorbei. An diesen Worten kann mich jeder messen.

"Setzen vor allem auf Athletik, Disziplin und Biss"

Wie groß wird der Umbruch der Mannschaft schon im Winter ausfallen? Von welchen Spielern träumen Sie bei 1860?
Sie glauben gar nicht, wie attraktiv der Name 1860 immer noch auf dem Markt ist. Wir werden aber keine verrückten Sachen machen, Vitor Pereira ist bezüglich der Kaderplanung für die Rückrunde sehr kreativ, das spüre ich bereits nach den ersten Tagen. Wir setzen in Zukunft vor allem auf Athletik, Disziplin und Biss.

Können Sie eine Aussage zur Nachlizenzierung treffen? Werden Sie im Gegensatz zum letzten Jahr der Umwandlung Ihrer Darlehen in Genussscheine zum Jahreswechsel zustimmen?
Dazu nur so viel: Der Verein kann ganz entspannt sein.

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Am Montag lesen Sie: Hasan Ismaik über seine Fehler, den FC Bayern und die Stadionfrage

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