Gefundenes Fressen? TSV 1860 gegen Havelse vor "Riesen-Fight"
München - Michael Köllner befand sich gerade auf einer seiner morgendlichen Joggingrunden, da schoss es ihm in den Kopf: Hannover, da war doch was! Jetzt begibt sich der 51-Jährige auf eine Reise in die Vergangenheit. An einen Ort, wo er etwas gutmachen kann - genauso wie die Löwen.
Der TSV 1860 tritt am Samstag (14 Uhr/Magenta Sport und im AZ-Liveticker) bei Schlusslicht TSV Havelse an. Beim Übungsleiter der Giesinger werden aber wohl erstmal andere Emotionen erweckt, wenn er in die HDI-Arena von Hannover fährt: "Beim Laufen ist mir dieses Spiel nochmal in den Sinn gekommen."
Michael Köllner wurde nach Pleite in Hannover entlassen
Was Köllner meint: das 0:2 des 1. FC Nürnberg bei Hannover 96 am 9. Februar 2019. "Das war's dann für mich in Nürnberg, wie sich einen Tag später herausgestellt hat." Trotz des anderen Gegners und der vielen schönen Erlebnisse mit 1860 sei das Geschehnis "noch im Kopf, schließlich bin ich nicht so oft rausgeschmissen worden." Genauer gesagt: Nur dieses eine Mal.
In den Köpfen von Köllner und seinen Löwen steckt auch so ein Datum: Am 24. April 2020 schafften die Giesinger letztmals einen Auswärtssieg, damals ein 2:0 bei Waldhof Mannheim. Wie passend, dass die Reise jetzt zum abgeschlagenen Liga-Letzten führt. Ein gefundenes Fressen für die Löwen?
"Wir wissen um unsere starke Auswärtsbilanz in der letzten Zeit", meinte Köllner. Stark? Der Oberpfälzer mischte eine gehörige Portion Ironie in seine Aussage, schließlich wartet der TSV saisonübergreifend seit neun Spielen auf einen Dreier in der Fremde. Köllner versprach daher umso energischer: "Wir haben auswärts gefühlt schon alles erlebt: Anfangsphase verpennt, Schlussphase verpennt, zwischendrin gepennt. Von daher glaube ich, dass jetzt endlich mal alles vorbei ist und wir die drei Punkte mitnehmen."
TSV 1860 gegen Havelse Favorit - doch die Basics müssen stimmen
Neben Innenverteidiger Niklas Lang muss Köllner dabei auf Mittelfeld-Motor Daniel Wein verzichten. Der Rest vom Schützenfest soll, damit es beim Tabellen-20. der Dritten Liga kein böses Erwachen gibt, ebenso überzeugend zu Werke gehen wie beim jüngsten 3:2-Willenssieg über den MSV Duisburg: "Das war und ist auch unser Trumpf: unser Charakter, unsere Mentalität und ein großes Herz auf dem Platz", meinte Köllner angesprochen auf die Tatsache, dass Havelse nur gut ein Fünftel des Etats der Giesinger besitzt.
Ganz nach dem Motto: Neben der unbestrittenen spielerischen Überlegenheit der Giesinger müssen erneut auch die Basics stimmen. Schließlich sei der Gegner "nicht am Tabellenplatz festzumachen und zuletzt im Aufwärtstrend." Köllner plakativ: "Das wird ein Riesen-Fight."
TSV 1860: Hier will Michael Köllner Havelse knacken
Ungewohnt: Köllner gab diesmal schon im Vorfeld preis, woran er im Normalfall nicht im Traum denken würde: seine Taktik: "Wir wollen unsere Offensivstärke auf den Platz bringen und den Gegner extrem unter Druck setzen." Der 51-Jährige weiß zudem um die Kopfball-Schwäche des Gegners. Sechzigs Abwehr-Hünen Stephan Salger und Semi Belkahia werden sich daher wohl öfter bei Standards nach vorne verirren, wo aber auch das zuletzt treffsichere Trio um Sascha Mölders, Stefan Lex und Marcel Bär für Betrieb sorgen soll.
Ein bisserl dachte Köllner auch schon an den Dienstag: Dann empfängt 1860, vor nur 3.000 vom KVR genehmigten Fans, Waldhof Mannheim zum Nachholspiel. "Es wäre ein Traum, wenn wir zum Anfang der Englischen Woche drei Punkte holen." Seiner Elf wird er in der Hannoveraner Arena etwas anderes erzählen, vielleicht ja sogar einen Schwank aus seiner Vergangenheit. Nicht, dass seine Sechzger noch zum gefundenen Fressen für den Gegner werden. Wie damals der Club für 96.