Die TSV-1860-Mama ist 80: Ois Guade, Christl Estermann!
München - Sie war bei den Sechzgern eine Institution. Eine starke Frau, eine echte Löwin, die ihre Liebe in extravaganten Kleidern auszudrücken wusste. Oder gar im schneidigen, weiß-blauen 1860-Dirndl, natürlich stilecht mit Löwen-Schürze.
Sie verstand es, hungrige Mäuler und durstigen Kehlen der Löwen zu versorgen. Sie hatte stets ein offenes Ohr für freudvolle wie leidige Geschichten der Spieler, Trainer und Fans aus dem Sechzger-Kosmos – und sie servierte ihrem Spezl Werner Lorant neben einem kühlen, blonden Weißbierchen auch seinen geliebten "Expresso".
Die "Mama vom Löwenstüberl": Christl Estermann kämpft mit gesundheitlichen Problemen
Christl Estermann, fast 27 Jahre lang Wirtin des Löwenstüberls am Eingang des Vereinsgeländes des TSV 1860, begeht am heutigen Dienstag ihren 80. Geburtstag. Leider Gottes ist die jetzige Rentnerin in keinem guten gesundheitlichen Zustand, der große Feierlichkeiten zulassen würde und lebt ohnehin zurückgezogen in einem Münchner Altersheim.
"Ich habe die Christl vor anderthalb, zwei Jahren zum letzten Mal gesehen. Schon damals ging es ihr gesundheitlich nicht gut. Sie kämpft gegen das Vergessen. Ich hoffe, dass sie trotzdem ein bisschen feiern kann", sagt Ex-Allesfahrer Franz Hell, der sich ebenfalls von seinen Löwen zurückgezogen hat, und wünscht via AZ: "Herzlichen Glückwunsch, oide Löwin!"

Glückwünsche, denen man sich nur anschließen kann: Wohl kaum ein Mensch war näher an den Löwen dran bis Ende 2018, als sie ihr Stüberl schweren Herzens aufgeben musste. "Es war eine wunderbare Zeit. Ich habe mein Leben für Sechzig gegeben. Aber jetzt habe ich Angst", sagte sie damals in ihrem letzten AZ-Interview und fürchtete sich aufgrund ihrer geringen Rente vor der Altersarmut. Die guten, alten Zeiten, in denen sich auch die Löwen glorreichere Tage hatten, werden nicht mehr wiederkehren.
In den Herzen der Protagonisten sind die Christl und ihr Stüberl aber unvergessen. Die Löwen-Legenden Fredi Heiß, Manni Schwabl und Thomas Miller gratulieren zum Achtzigsten und erzählen Anekdoten über die Löwen-Mama, die ihnen allesamt ihr Wirken bei den Blauen versüßt hat.
TSV-1860-Legende Fredi Heiß: "Sie war die Seele vom Löwenstüberl"
"Im Namen der Meisterlöwen möchte ich der lieben Christl ganz herzlich gratulieren", sagt Meisterspieler Fredi Heiß und erinnert sich an die gemeinsame Zeit: "In unserer aktiven Zeit war die Christl noch nicht da. Aber wenn wir später bei den Löwen vorbeigeschaut haben, sind wir auch gerne zur Christl ins Stüberl. Mit Peter Grosser, Gott hab ihn selig, bin ich oft im Biergarten gesessen. Sie war die Seele vom Löwenstüberl, sie hatte eine tolle Ausstrahlung und war für alle da. Ich hab' gern ihre Leberkässemmeln gegessen. Wenn sie mich gesehen hat, meinte sie: 'Fredi, ich hab' dir schon eine hergerichtet...'"
"Für die Christl nur das Allerbeste", sagt einer, der überhaupt erst zu verantworten hat, dass sie Mitte der Neunziger Jahre zur Wirtin geworden war: Manni Schwabl, Ex-Löwe und jetziger Präsident der SpVgg Unterhaching. "Das Stüberl hat einen neuen Pächter gesucht. Wir kannten die Christl ja schon aus ihrem kleinen Bistro, das sie damals in der Nähe hatte. Ich habe so lange insistiert, bis sie ins Stüberl gekommen ist. Sie war unsere Mama vom Löwenstüberl. Ich wünsche ihr, dass sie diese Zeit noch in schöner Erinnerung behalten kann!"
Für Kult-Verteidiger Thomas Miller war Estermann Meisterköchin und gute Seele zugleich. "Wir sind nach jedem Training hin zum Essen. Ich hatte am liebsten ihre berühmten Schinkennudeln, wie der Manni Schwabl." Und wie Schwabl sagt er: Sie war eine absolute Institution, die Mutter der Löwen."
Ois Guade der Löwen-Mama, ois Guade, liebe Christl!