Der Trainer des TSV 1860 im AZ-Interview: Bier auf dem Oktoberfest? "Klar!"

München - Kosta Runjaic trainierte unter anderem den SV Darmstadt 98, den MSV Duisburg und den 1. FC Kaiserslautern. Seit Beginn der Saison ist er Chefcoach des TSV 1860.
AZ: Herr Runjaic, Sie sind einer, der gerne anpackt, oder? In Darmstadt sind Sie einst in den Baumarkt gefahren, um sich hinterher ein Regal für den Trainerraum zu bauen.
KOSTA RUNJAIC: Wenn ich sehe, dass etwas gemacht werden muss, dann packe ich das an. Hier habe ich noch kein Regal aufgebaut. Wir haben mit Herbert Ziegler einen Mitarbeiter, der sich darum kümmert. Aber: Ich bin Teamplayer und in einem Team gehört es sich, dass man mit anpackt.
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Sie spüren die Verantwortung – gegenüber dem Klub, den Fans, der Stadt?
Ich habe bisher jeden Job verantwortungsvoll erledigt. Das ist bei mir eine Grundhaltung. Ich habe hier eine anspruchsvolle Aufgabe übernommen. Wir wollen hier viel bewegen, dementsprechend muss ich als Führungskraft Verantwortung übernehmen. Bei Sechzig geht es bei den Fans um sehr viele Emotionen. Und es geht um die eigenen Mitarbeiter, um Arbeitsplätze.
Aus Ihrer Zeit in Darmstadt gibt es die Lilie als Gürtelschnalle. Folgt bald der Löwe?
Die Gürtelschnalle ist mittlerweile im Lilienmuseum gelandet. Mir ist noch keine mit einem Löwen untergekommen.
Bei der Einkleidung zur Wiesn hätte es welche gegeben.
Ja, stimmt. Da habe ich die ersten gesehen. Wenn es zeitlich passt, schaue ich noch einmal bei Angermaier rein. Ich trage grundsätzlich gerne große Gürtelschnallen.
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Ihr Torwart, Jan Zimmermann, kann es kaum erwarten, bis es mit der Mannschaft auf die Wiesn geht. Und Sie?
Es wäre schön, wenn wir bis zur Wiesn unser Punktekonto aufbessern. Ich glaube nur dann können wir alle das Oktoberfest richtig genießen. Da ich die Wiesn nur aus Erzählungen und dem Fernsehen kenne, bin ich sehr gespannt darauf. Ich hoffe, dass wir dann dort gerne gesehen werden und etwas zu feiern haben.
Sie hatten bei der Einkleidung das erste Mal eine Lederhose an?
Das zweite Mal. Bei der ersten Anprobe war ich schon mal drin.
Wie fühlt es sich an?
Sehr gut. Ich bin überrascht. Wie ich mitbekommen habe, haben die Münchner mehrere Lederhosen und tragen diese sogar am Wochenende. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich die Lederhose zu gegebenem Anlass später privat trage.
Dürfen Ihre Spieler denn auf der Wiesn auch eine Maß trinken?
Klar. In unserem Geschäft ist es grundsätzlich schwierig, Arbeit und Privates zu trennen. Aber wenn man schon auf die Wiesn geht, gehört das dazu, dass man die eine oder andere Mass trinkt. Die „Colatrinker“ tun mir jetzt schon ein wenig leid.
Sie sprechen oft von der Schönheit dieser Stadt. Haben Sie Ihren Rückzugsort schon gefunden?
München ist eine lebendige Stadt. Bei schönem Wetter spielt sich das ganze Leben draußen ab. Dennoch ist mein erster Rückzugsort der Rheingau, wo meine Familie lebt. Mein zweiter Rückzugsort ist meine Wohnung in der Nähe des Trainingsgeländes. Ich wollte sehr schnell aus dem Hotel raus, weil man dadurch die Stadt besser kennenlernt. Es gibt den einen oder anderen Ort, wo ich bereits war. Entlang der Isar etwa, zauberhaft.
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Werden Sie nicht permanent angesprochen?
Nein, ich kann mich frei bewegen. München ist viel anonymer als etwa Kaiserslautern.
Sie haben Ihre Familie angesprochen. Für Sie geht es folglich jeden freien Tag auf die Autobahn?
Nein. Ich bin mit dem Auto schon alle Strecken gefahren und habe schnell festgestellt, dass es mit dem Zug über Frankfurt am schnellsten und sichersten ist. Im Moment liegt noch viel Arbeit vor uns. Freizeit ist im Augenblick nicht wichtig für mich.
Kommt da als Familienvater nicht was zu kurz?
Meiner Meinung nach geht es immer um die Qualität des Zusammenseins. Fakt ist, je größer die Kinder werden, desto mehr machen sie etwa mit ihren Freunden. Ich bin derjenige, der die Familie mehr vermisst als sie mich. Das ist auch gut so.
AZ-Reporter Patrick Mayer mit Löwen-Coach Kosta Runjaic. Foto: AZ