Christian Werner und der weite Weg zum TSV 1860: Finaler Anlauf Ende Dezember
München - Was macht eigentlich Dr. Christian Werner in der Adventszeit? Viele Löwenfans, ebenso wie die Spieler der Sechzger, dürften sich nach einer chaotisch-turbulenten Halbserie auf die stade Zeit freuen, für den Schullehrer wird es künftig gewiss nicht ruhiger: Nach AZ-Informationen setzt sich der 42-Jährige derzeit mit der Frage auseinander: Wer wird neuer Löwen-Dompteur?
TSV 1860: Pfeifer-Kandidat Christian Werner wartet seit fast halbem Jahr
Werner, studierter Sportwissenschaftler und vormals Chefscout bei Drittliga-Konkurrent Waldhof Mannheim, steht bekanntlich seit langer Zeit beim TSV 1860 in der Warteschlange. Günther Gorenzel, der vormalige Sport-Geschäftsführer der Blauen, ist offiziell seit dem 1. Juli kein Sport-Boss mehr. Satte sechs Monate später hat Sechzig immer noch keinen Nachfolger präsentiert. Nun scheint dies nur noch eine Frage der Zeit.
Überliefert ist, dass Werner, ursprünglich Kandidat von Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, von der e.V.-Seite drei Mal als Sportchef abgelehnt worden sein soll. Zunächst einmal, weil Präsident Robert Reisinger mit 1860-Ikone Horst Heldt eine andere Lösung favorisiert hatte, die sich allerdings aufgrund der Uneinigkeit der Gremien zerschlagen hat. Gestört hat es den Schwaben nur bedingt: Werner vermittelte nicht nur öffentlich durch mehrere Stadionbesuche bei Löwen-Spielen, dass er den Job will. Die Tatsache, dass er in seinem vorherigen Job weiter in Lohn und Brot steht, macht's möglich.
Christian Werner: Sportdirektor beim TSV 1860? Nein, Geschäftsführer
Kurioserweise steht Werner inzwischen kurz davor, neuer Geschäftsführer Sport zu werden. Weil nach dem Aus von Ex-Chefcoach Maurizio Jacobacci mit U21-Trainer Frank Schmöller nur ein Interimstrainer als Übergangslösung im Amt ist, muss ein neuer Trainer her. Im Sinne einer ganzheitlichen Planung haben sogar die Giesinger erkannt: erst der Sport-Boss, dann der Coach.
Die Inthronisierung Werners gestaltet sich auch im erweiterten Aufgabengebiet schwierig: Die Vereinsbosse wollen, doch Investor Hasan Ismaik zögert. Wie Ismaik in einem Interview mit der "Sport-Bild" erklärt, "wurde der Mann bereits dreimal von Reisinger abgelehnt, aber jetzt ist er sogar als Co-Geschäftsführer geeignet." Es sei "dieses inkonsequente Verhalten, mit dem man nicht arbeiten" könne, so der Jordanier: "Ich hätte es besser gefunden, wenn der Rest dieser Saison genutzt worden wäre, um Werners Leistung als Sportdirektor zu bewerten und dann zu entscheiden, ob er befördert werden kann."
Christian Werner soll bei Beiratssitzung Ende Dezember ernannt werden
Aus dem Vereinsumfeld ist zu hören, dass eine erste Beiratssitzung verschoben werden musste, Ende Dezember ist nun der zweite Versuch anberaumt. Findet das Gremium dabei ebenfalls nicht zusammen, wäre rein formal der Weg frei für die Ziehung der 50+1-Regel.
Fragt sich also: Finden die Gesellschafter eine einvernehmliche Lösung? Dies darf aufgrund der jüngsten Machtkämpfe zumindest bezweifelt werden. Sich mittels 50+1 über Ismaik hinwegzusetzen, ist für die e.V.-Oberen eine Abwägungssache: Einerseits braucht 1860 dringend eine neue Sportliche Leitung, um die formschwachen Profis aus dem Tabellenkeller zu führen. Andererseits ist unklar, wie Ismaik reagiert, sollte er erneut brüskiert werden. Nicht wenige Stimmen behaupten: Der Verein soll es genau darauf anlegen und eine Trennung vom Jordanier forcieren. Stichwort: Nadelstichpolitik.
Doch damit zurück zu Werner: Wenn sich der potenzielle neue Löwen-Macher eines nicht vorwerfen lassen kann, ist es fehlende Ausdauer. Interessiert dürfte er Trainer-Bewerbungen wie die des Ex-Hachingers Jochen Seitz notieren, aber auch seine eigenen Vorschläge einbringen. Gut möglich, dass sich sein weiter Weg auszahlt - und wenigstens nicht auszuschließen, dass 1860 bald Nägel mit Köpfen macht.