Blaue Begeisterung beim TSV 1860: "Es wird von Woche zu Woche besser"
München/Berlin - Immer dann, wenn es für die Löwen um was geht, dann...
Nur zu oft versagten den Sechzgern in diesen Fällen die Nerven. Diesmal, bei der Auswärtsfahrt nach Berlin, hielten die Blauen dem Druck stand.
Erfrischender Offensiv-Fußball, ein ungefährdeter 2:0-Erfolg, schon der vierte Sieg in Serie - so hat sich der TSV 1860 mit dem Erfolg bei Abstiegskandidat Viktoria Berlin inzwischen schon fast auf einen Aufstiegsrang gehievt. "Wir waren von der ersten Minute an griffig, hatten super Spielszenen, obwohl die hier gewinnen mussten. Meine Mannschaft hat so gut gespielt, das hat mich richtig begeistert", sagte Trainer Michael Köllner, der als einzigen Kritikpunkt die schlampige Chancenverwertung zu verzeichnen hatte.
TSV 1860 kann am Sonntag den nächsten Aufstiegs-Rivalen schlagen
Auf dem Rasen, auf den Rängen und selbst auf der Trainerbank: Überall herrscht plötzlich wieder blaue Begeisterung. Doch was hat sich eigentlich verändert im Vergleich zum Saisonauftakt, als Sechzig die Bürde der Favoritenrolle regelrecht erdrückte?
Erstens: Die Giesinger haben aus einer schier aussichtslosen Lage heraus, was den Aufstiegskampf anbelangt, ihre Wiedergeburt gefeiert. Mit 49 Punkten befinden sich die Löwen damit weiter in der Jägerrolle, die nicht nur dem stolzen Wappentier gefällt.
Aus psychologischer Sicht ist es einfacher, nichts zu verlieren zu haben. "Wenn ich in Mannheim verliere, wird es heißen: 'Es war nur ein kurzes Hoch'", meinte Coach Köllner. Er bringt damit zum Ausdruck, was dann am Sonntag bei Waldhof Mannheim der nächste Schritt sein muss: Nach Rivale 1. FC Kaiserslautern (2:1) den nächsten Konkurrenten schlagen.
Von Hiller bis Bär: Beim TSV 1860 hat sich ein Grundgerüst etabliert
Zweitens: Das Team um Kapitän Stefan Lex hat sich gefunden. Von Torhüter Marco Hiller über Abwehrchef Stephan Salger und Talent Semi Belkahia, den Eckpfeilern Phillipp Steinhart und Yannick Deichmann bis hin zu Top-Torjäger Marcel Bär und Lex: Das Grundgerüst hat sich etabliert, Spieler wie Merveille Biankadi und Erik Tallig, sogar der Langzeit-Pechvogel Kevin Goden spielen alle eine wichtige Rolle. "Es wird von Woche zu Woche immer besser", sagte Angreifer Bär, der mit 14. Saisontoren (zweitbester Wert) dem derzeit besten Stürmer Baris Atik vom 1. FC Magdeburg (18 Treffer) die Torjägerkanone noch streitig machen könnte.
Drittens: Die Herangehensweise - moderiert von Köllner und Sport-Boss Günther Gorenzel - hat sich geändert. Bär wiegelt jegliche Aufstiegsnachfragen bei Magenta Sport souverän ab. "Wir machen uns gar keinen Druck, das ist das Erfolgsrezept", erklärt Bär: "Wir wollen Woche für Woche unsere Leistung bringen und am Ende schauen wir, was passiert." Bleiben die Sechzger weiter klar im Kopf, auch auf der Zielgeraden, könnte es ja diesmal doch noch was werden...
TSV 1860: Die Chancenverwertung ist das größte Manko
Doch es gibt noch Verbesserungspotenzial: Etwas, was 1860 im Saisonendspurt besser in den Griff bekommen muss als im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark von Berlin: die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Bär kritisiert Sechzigs Chancenverwertung, nicht zuletzt seine eigene: "Jeder hat das Spiel gesehen: Es soll nicht respektlos rüberkommen, aber vier, fünf Stück hätten es schon noch sein müssen."
Tausende, die ihre Sechzger demnächst wieder supporten, sind die Ultras der Giesinger: "Servus Löwenfans, Aktuell sieht es so aus, dass in Mannheim nach zwei langen Jahren erstmals wieder auswärts ein geschlossener Auftritt der Löwenfanszene möglich ist, unter für uns als Fanszene annehmbaren Bedingungen", macht die Gruppierung die "Münchner Löwen" mobil. Ob sie in Mannheim begeisternde Löwen sehen - oder zumindest solche, denen die Nerven nicht versagen?