Bayerische Geheimdatei: Freistaat sieht mehr Gewalttäter bei 1860
München - In der bundesweiten Datei "Gewalttäter Sport" sammeln die Behören Daten von gewalttätigen Fußballfans - so sollen sie bei Reisen oder beim Eintritt in ein Stadion schneller erkannt werden. In Bayern gibt es zusätzlich die Datei "Easy Gewalt und Sport", wie 2021 durch eine Landtagsanfrage der Grünen herauskam.
Fußballfans, Anwälte und eben die Landtags-Grünen kritisierten die bis dahin unbekannte Datensammlung, in der drei Mal so viele Menschen in Bayern gespeichert waren, wie für den Freistaat in der bundesweiten Datei, scharf. "Es kann nicht sein, dass die Betroffenen weder von der Existenz einer solchen Datei wissen, noch dass ihre Daten gespeichert wurden!", hieß es von den Grünen.
So schätzen die Behörden das Gewaltproblem bei Münchens Fußballvereinen ein
Doch der Freistaat blieb bei der Datei - und die Grünen blieben beim Thema. Der AZ liegt die Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Maximilian Deisenhofer vor - aus der hervorgeht, für wie groß die bayerischen Behörden aktuell das Gewaltproblem bei den beiden großen Münchner Fußballvereinen halten.

Grundsätzlich gab es auch im vergangenen Jahr fast überhaupt keine Probleme mit den Fanszenen von 1860 und dem FC Bayern. Zumindest gilt das an und in den Münchner Stadien bei den Heimspielen, auswärts (bei den Bayern auch international) gab es immer mal wieder Zwischenfälle. Für große Aufmerksamkeit sorgte eine Massenschlägerei auf der Implerstraße in Sendling an einem späten Sonntagabend vor einem Jahr, als vermummte Hooligans des FC Bayern eine Gruppe Löwen-Fans überfielen, die gerade von einem Auswärtsspiel kam.
Mehr Gewalttäter bei Löwen- als bei Bayern-Fans
Nach den neuesten Zahlen aus dem Innenministerium aber hat der Freistaat mehr gewalttätige Sechzger gelistet als Bayern-Fans: 33 Löwen und 23 Bayern, bei beiden Fanszenen mehr als im Jahr zuvor, beides aber inzwischen auf sehr viel niedrigerem Niveau als einst.
Ganz weit vorne ist demnach unter den Fußballfans im Freistaat zumindest in dieser unrühmlichen Tabelle der 1. FC Nürnberg mit 420 Gewalttätern. Aber auch ein Überraschungsteam liegt vor den Münchner Fußballfans: der Eishockeyclub EHC Bayreuth mit 64 Eintragungen.
Deisenhofer: "Easy Gewalt und Sport" eine "überflüssige Datei, die man problemlos abschaffen kann"
Der dürfte manchem Münchner Fußballkenner zwar für einen Zwischenfall ein Begriff sein - weil Ex-Löwen-Kapitän Felix Weber 2023 bei Auseinandersetzungen beim Eishockey in Bayreuth einen Polizisten angegriffen haben soll - insgesamt verwundert es aber doch, dass die Münchner Fanszenen ein deutlich kleineres Problem haben sollen.
So sieht es auch Max Deisenhofer, der Grünen-Landtagsabgeordnete. Bei "Easy Gewalt und Sport" handele es sich um eine "überflüssige Datei, die man problemlos abschaffen kann", sagte er der AZ. "Die Qualität der Daten ist schon deshalb zweifelhaft, weil der EHC Bayreuth immer noch die zweitmeisten Einspeicherungen aus ganz Bayern hat und das bei einer vergleichsweise kleinen und wenig problematischen Fanszene." Für "Problemfans" gebe es doch die deutschlandweite Datei, so Deisenhofer. "Eine doppelte Einspeicherung ist datenschutzrechtlich problematisch und schlicht überflüssig", so Deisenhofer.
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