TSV 1860: Crash-Löwen zurück im Abstiegskampf – jetzt spüren sie den Atem eines Ex-Sechzgers
Unterhaching/München - Wenn die "abgerockten Autos" am "Aldi-Parkplatz" der Vorstadt vorbeirasen - und liegenbleiben: Bei einer Präsentationspanne der Löwen ging kürzlich viral, dass sich die Giesinger selbst als ziemlich heruntergekommenes Vehikel betrachten und sich für Haching nicht weniger despektierliche Synonyme ausdachten. Um im Bild des Giesinger Höhlengleichnisses zu bleiben: Die nur phasenweise ein bisserl rasanten, aber weitgehend stotternden Blauen haben im Hachinger Sportpark einen Totalschaden erlitten.
Beim 0:2 des TSV 1860 im S-Bahn-Derby bei der SpVgg Unterhaching sorgten Manuel Stiefler (31.) und Patrick Hobsch (54.) für eine, wenn man so will, frenetische Parkplatz-Party der triumphierenden Vorstädter. Ob sie danach noch in irgendein "Reihenhaus" umgezogen sind, das ihnen 1860 zugeschrieben hat, ist nicht überliefert. Nach AZ-Informationen feierten Kapitän Markus Schwabl und Co. jedenfalls schon am Vereinsgelände bis weit nach Mitternacht.
Löwen-Torwart Marco Hiller spricht TSV 1860 Derby-Mentalität ab
"Wahnsinn", schimpfte 1860-Torhüter Marco Hiller, nicht nur über die Peinlich-Panne, sondern über die ebenso beschämende Löwen-Leistung in der Vorstadt: "Das ist ein Derby und wir lassen uns hier vorführen von denen, das ist schon bitter." Wie der TSV im zweiten Durchgang ohne jegliches Aufbäumen verloren habe und Hiller als bester Sechzger auf dem Rasen gleich mehrfach eine höhere Klatsche verhindern musste, sei "nicht derbywürdig" gewesen.
1860-Coach Argirios Giannikis hatte, anstelle einen LKW vor dem eigenen Tor zu parken, auf die wuchtig-rasante Doppelspitze mit Joel Zwarts und Fynn Lakenmacher gesetzt. Ein frommer Wunsch nach "Wucht und Zielstrebigkeit", die an diesem Abend nur die Spielvereinigung hatte. Giannikis bescheinigte seinen Crash-Löwen deshalb hinterher, teils "kopflos" agiert zu haben. Das 0:2 kurz nach dem Seitenwechsel sei dann ein "Genickschlag" gewesen.
Giannikis setzt auf große Akteure – zwei Kopfballtreffer sorgen für Pleite
Löwen-Pilot Giannikis hatte Haching zwar nicht nur als physisch starke Mannschaft bezeichnet, er hatte mit der Hereinnahme von Winter-Neulöwe Max Reinthaler, mit Lakenmacher UND Zwarts den Fokus auf Größe und Körperlichkeit gelegt. "Das waren bewusste Entscheidungen, wir wussten um Hachings Stärke", versuchte der TSV-Trainer einen Erklärungsversuch. Dennoch siegten die Vorstädter dank zweier Kopfballtreffer.
Trotz aller Aufholjagd-Bemühungen des TSV gingen die anfangs etwas passiven, aber eiskalten und leidenschaftlicheren Hausherren als verdienter Derby-Sieger über die Ziellinie. Gleichzeitig triumphierte der Hallesche FC mit Ex-Löwe Stefan Reisinger auf der Trainerbank bei Aufstiegsaspirant 1. FC Saarbrücken (1:0) und liegt damit nur noch fünf Punkte hinter 1860 - Grund genug für Hiller, ein Alarmsignal zu senden.
TSV 1860 steckt wieder mitten im Abstiegskampf
"Wir sind im Abstiegskampf, ich denke, das hat heute auch der Letzte mitbekommen", sagte der Schlussmann frustriert und forderte schleunigst Besserung: "Wir haben noch drei Spiele, und da können wir uns nicht so präsentieren wie heute!" Kapitän Jesper Verlaat, dessen Einschätzung nach 1860 das Spiel anfangs "unter Kontrolle" hatte, dies allerdings zusehends abhanden kam, stimmte mit derben Worten ein: "Abgesehen von der Situation ist eine Derby-Niederlage immer sch****!"
Des Löwen Leid, der Hachinger Freud': Umso schöner war es für die Vorstädter, den zweiten Derby-Dreier der Saison zu feiern (gelang erstmals seit 2005/06). "Das ist ein Sieg der Fans, des ganzen Vereins" jubilierte Präsident Manni Schwabl, der sich im Anschluss des Triumphes ein Sieger-Bierchen gönnte.
Ex-Löwe Fetsch: "Haching ist die Nummer zwei!"
Und wer ist nun die Nummer zwei in oder um die Stadt? Ex-Löwe Mathias Fetsch hatte angesichts von nunmehr neun Punkten Vorsprung auf Sechzig eine klare Meinung dazu: "Ich glaube, die Tabelle sagt alles, da braucht man nicht über irgendwas anderes reden", meinte der Stürmer: "Also, wenn man es rein sportlich sieht, ist Haching ganz klar die Nummer zwei in München."
Während die Löwen an diesem aus blauer Sicht enttäuschenden Abend keinen Abschleppdienst finden sollten, gehört das Schlusswort Haching-Coach Unterberger. Der meinte schon im Vorfeld über Sechzigs kurios herausgerutschter Einordnung der Spielvereinigung cool: "Ich find' es schön, wenn wir überhaupt bewertet werden. Das zeigt ja auch, dass wir ernst genommen werden."