AZ-Kommentar: Die 1860-Chaos-Theorie
War Poschner nur das Missverständnis vor dem nächsten Missverständnis, oder folgt jetzt ein echter Neuanfang? Matthias Kerber, der Leitende Redakteure Sport, schreibt über den Abgang des Sportdirektors.
Es war ein Schrecken ohne Ende – und jetzt folgt endlich das Ende ohne Schrecken. Stattdessen Erleichterung, dass zumindest einer der Rosenkrieger bei den Löwen genug hat von diesem unwürdigen Schauspiel, das die Sechzger seit Wochen und Monaten abziehen.
Ja, die Löwen sind schon seit gefühlten drei Generationen ein Chaos-Verein. Das war stets auch ein Teil des Charmes, der Anziehungs- und Strahlkraft. Die Imperfektion, das Schludrige, das Monaco-Franze-Hafte, der in die Fettnäpfchen hüpfte, sich dann aber liebevoll wieder rausspatzelte.
Doch was zuletzt bei den Löwen los war, war nur noch peinlich, beschämend – und existenzgefährdend.
Lesen Sie auch: Poschner weg - so reagieren die Löwen-Fans
Einen deutlicheren Warnschuss als den Beinahe-Absturz in die Drittklassigkeit und damit in die sportliche Bedeutungslosigkeit konnten die Löwen nicht bekommen, aber die Konsequenz war abermals keine Kehrtwende. Nein, es wurde gnadenlos weitergewurschtelt.
Ein Sportgeschäftsführer, der keine dringend benötigten Verstärkungen holt und wider besseren Wissens alles beim Alten lässt. Ein Not-Präsident, der schon vor Wochen Poschner zum Rücktritt aufgefordert hat, falls dieser „Manns genug“ sei.
Der Verein, dem sie alle zu dienen haben, wurde lange genug geschädigt.
Lesen Sie auch: Das sagt 1860-Interimspräsident Schneider
Poschners überfälliger Rücktritt macht den Weg frei für einen Neuanfang. Aber haben die Herrschaften wirklich gelernt? Wenn nicht, ist Poschner nur das Missverständnis vor dem nächsten Missverständnis. Dann heißt es einmal Chaos, immer Chaos. Die Chaos-Theorie der Löwen.
- Themen:
- TSV 1860 München