AZ-Analyse: Dringeblieben - dank "Biero" und "Mauer"

München - Die Löwen sind durch! 1:0 gegen Schlusslicht SC Paderborn, dritter Sieg in Folge unter Interimstrainer Daniel Bierofka - und schon ist die Rettung perfekt: Einen Spieltag vor Saisonende haben die Sechzger mit 34 Punkten fünf uneinholbare Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. Am Ende gab's nur noch riesengroßen Freudentaumel in der Allianz Arena.
Das Spiel: Die Löwen begannen schwungvoll, ließen sich von den ersten Angriffen der Gäste aber deutlich beeindrucken. Kampfgeist und Laufbereitschaft waren definitiv vorhanden, diesmal konnten die Bierofka-Löwen spielerisch aber nicht gefallen. Zwischendurch hatten die Löwen Glück, dass Paderborn nicht mehr aus seinen Chancen machte.
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Nach der Pause hatte der Bundesliga-Absteiger den besseren Start, die Löwen hielten, auch wegen Bierofkas Spielerwechsel (Sertan Yegenoglu kam für Milos Degenek), dem Druck der Paderborner mit zunehmender Spielzeit aber besser Stand. In der Schlussphase packten die Blauen, angetrieben von einer Riesen-Kulisse mit 54.100 Zuschauern, nochmal eine Schippe drauf - und erzielten schließlich den entscheidenden Treffer. Den brachte der TSV mit spürbar mehr Selbstvertrauen und dem ein oder anderen entlastenden Konter gekonnt über die Zeit.
Das Tor: Jan Mauersberger war es, der Kai Bülows letztjährigen Titel des Nichtabstiegshelden übernehmen durfte: Daylon Claasen hatte sich in der 73. Minute den Ball erobert, passte in die Mitte, wo Mauersberger nach der Abwehr-Aktion von Keeper Daniel Heuer Fernandes im Nachschuss ins Glück traf.
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Das war gut: Die Bierofka-Löwen zeigten erneut großen Willen und Kampfgeist. Sie demonstrierten, über ihre Körpersprache, dass sie unbedingt in der Liga bleiben wollen. Vor allen Dingen die Innenverteidigung um Kapitän Christopher Schindler und Mauersberger drosch einen Ball nach dem anderen aus der Gefahrenzone - auch in der Luft war das Duo kaum zu überwinden.
Das war schlecht: Spielerisch lief diesmal nicht viel zusammen. Milos Degenek agierte als Ersatz-Linksverteidiger sehr unsicher, Stürmer Sascha Mölders hing in der Luft, über die Flügel ging nach der schwungvollen Anfangsphase wenig. Hätte Paderborn die Chancen besser genutzt, würde Sechzig womöglich noch zittern müssen.
Fan-Drohung: "Raus aus der Arena - oder die Nordkurve bleibt still!"
Die Szene des Spiels:Moritz Stoppelkamp war mit einer der besten Spieler auf dem Platz. Der Ex-Löwe ließ als Stoßstürmer auf, obwohl er normalerweise auf den Flügeln zuhause ist. Dabei war Stoppelkamp sowieso überall. Und in der 50. Minute alleine vor 1860-Schlussmann Stefan Ortega zu finden. Hätte er den Keeper nicht direkt angeschossen, sondern besser gezielt, hätte womöglich am Ende die Schwarz-Blauen gejubelt und nicht die Weiß-Blauen.
Das sagt Löwen-Trainer Daniel Bierofka: "Die Erleichterung ist riesengroß. Bevor ich vor drei Wochen angefangen habe - mit dem B-Trainerschein - hätte ich nie gedacht, hier zu sitzen. Ich bin überglicklich,d ass wir es geschafft haben. Wir sind ganz gut reingekommen, die ersten zehn, 15 Minuten, hatten einen Doppelchance, die wir nicht genutzt haben. Danach haben uns Mut und Überzeugung etwas verlassen. Der Druck war schon immens hoch. Ich hatte den Eindruck, dass uns das, auch bei der großen Zuschauerzahl, gelähmt. Paderborn konnte das Spiel immer wieder verlagern, war immer wieder gefährlich. Es war keine gute erste halbzeit für uns, aber es war kein Pfiff zu hören. Das hat der Mannschaft vielleicht nochmal ein paar Prozente gegeben, wieder Überzeugung gebracht. Ob es verdient war oder nicht: Unter dem strich stehen drei Punkte. Und ich kann nur versprechen, dass wir nach Frankfurt fahren werden und alles in die Waagschale werfen."
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Das sagt Paderborn-Trainer René Müller: "Zunächst einmal möchte ich den Sechzigern und insbesondere Daniel Bierofka zum Klassenerhalt gratulieren. Den haben sie verdient erreicht. Für uns ist es ein extrem bitterer Moment heute und sehr enttäuschend. Wir wussten, dass Sechzig extrem auf dem Gas stehen wird zu Beginn, haben die kritischen Situationen gut überstanden. Wir sind dann immer besser ins Spiel gekommen. Momentan ist es leider so bei uns, dass wir in den entscheidenden Momenten keinen Punch setzen können. Wir sind mit einem guten Gefühl in die Pause gegangen, weil wir genau das umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen haben. Dann kommst du wieder raus, setzt weiter das gut um, hast viele Ecken spielst weiter über die Flügel, schaffst es aber einfach nicht, ein Tor zu erzielen. Aus meiner Sicht heraus hätten wir mehr verdient gehabt. Für uns gilt es jetzt, die Köpfe wieder hochzubekommen. Die Fakten sind klar: Wir sind auf die Ergebnisse der Konkurrenz angewiesen, aber wir werden alles dafür tun, unsere Chance wahrzunehmen, unsere Hausaufgaben machen gegen Nürnberg. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, denn wir haben die letzten beiden Spiele gut gespielt und stehen mit leeren Händen da. Wir müssen alles dafür tun, den Relegationsplatz zu erreichen."